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Afghanistan

Nato leitet offiziell Rückzug aus Afghanistan ein

Nato leitet offiziell Rückzug aus Afghanistan ein

14.04.2021, 20:23
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Die Nato leitet nach der Rückzugsentscheidung der USA das Ende ihres Einsatzes in Afghanistan ein. Die Alliierten hätten entschieden, mit dem Abzug aus dem Land zu beginnen, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Mittwochabend nach einer Videokonferenz der Aussen- und Verteidigungsminister der 30 Bündnisstaaten von Diplomaten.

epa08827216 (FILE) - US soldiers attends a training session for Afghan Army soldiers in Herat, Afghanistan, 02 February 2019 (reissued 18 November 2020). Media reported that US President Donald J. Tru ...
US-Truppen in Herat, Afghanistan.Bild: keystone

US-Präsident Joe Biden hatte zuvor ankündigen lassen, dass die USA als grösster Truppensteller in dem Krisenstaat ihre Soldaten nach 20 Jahren zum 11. September nach Hause holen - dem 20. Jahrestag der Terroranschläge von New York und Washington. Für die Partner wäre eine Fortführung des Einsatzes deswegen nur noch mit erheblichen Zusatzkosten und Risiken möglich gewesen.

Zurzeit sind noch etwa 10 000 reguläre Soldaten aus Nato-Ländern und Partnernationen in Afghanistan. Sie sollen die demokratisch gewählte Regierung durch die Ausbildung und Beratung von Sicherheitskräften in ihrem Kampf gegen islamistische Extremisten wie die Taliban unterstützen. Deutschland hat zurzeit rund 1100 Soldaten vor Ort und ist damit der zweitgrösste Truppensteller nach den USA.

Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer hatte bereits vor der Nato-Vidoekonferenz klar gemacht, dass der Abzug der US-Soldaten zwingend den Abzug der Bundeswehr nach sich zieht. «Wir haben immer gesagt: Wir gehen gemeinsam rein, wir gehen gemeinsam raus», sagte die CDU-Politikerin im ARD-«Morgenmagazin».

Mit der Entscheidung steht für die Bundeswehr der verlustreichste Einsatz ihrer Geschichte vor dem Ende. 59 deutsche Soldaten liessen in Afghanistan ihr Leben, von ihnen wurden 35 in Gefechten oder bei Anschlägen getötet. Afghanistan ist zudem der zweitlängste Auslandseinsatz der Bundeswehr nach der Kosovo-Mission, die bereits 1999 begann.

Mit Spannung wird nun erwartet, welche Konsequenzen die Abzugsentscheidung für die laufenden Friedensverhandlungen der afghanischen Regierung mit den militant-islamistischen Taliban hat. Als ein Risiko wird gesehen, dass die Taliban kurz nach einem Truppenabzug mit Waffengewalt die Macht übernehmen könnten. Für die junge Demokratie in Afghanistan und Fortschritte bei Frauenrechten oder Medienfreiheit dürfte eine solche Entwicklung der Todesstoss sein. (sda/dpa)

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30 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Gaston Monescu
15.04.2021 05:31registriert April 2020
Schaut euch Bilder des sozialistischen Afghanistans der 70er Jahre an, und ihr werdet euren Augen nicht trauen. Junge Frauen in Röcken am Campus. Und in Zukunft? Welch tragische Enntwicklung.

https://ajammc.com/wp-content/uploads/2017/09/548x331_afghan_women_1970s_via_twitter-3.jpg
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Max Dick
14.04.2021 23:00registriert Januar 2017
Arme Afghanen. Vorallem die jüngeren und die Frauen. Momentan war so etwas wie ein normales Leben mit Arbeit, Bildung, Freizeit möglich. Das wird bald nicht mehr der Fall sein.
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Biggie Smalls
15.04.2021 00:18registriert November 2015
«Wir haben immer gesagt: Wir gehen gemeinsam rein, wir gehen gemeinsam raus», sagte die CDU-Politikerin im ARD-«Morgenmagazin».

ich han selte sowas dummes ghört. und sowas isch verteidigungsministerin. oh je
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