Dass die über das Wochenende stattfindenden Wahlen in Russland nicht mehr als eine Farce sind, ist hinlänglich bekannt. Selbst der zahme Rivale Boris Nadeschdin wurde ausgeschlossen, zu viele hatten seine Kandidatur mit ihrer Unterschrift unterstützt.
Gleichzeitig haben Putin und seine Helfer dafür gesorgt, dass kein subversives Gedankengut mehr aus dem Ausland den Schlaf der aufrechten russischen Bürgerinnen und Bürger mehr stören darf. So wie einst Hitler das Hören von Feindsender verbot und mit massiven Strafen belegte, hat Wladimir Putin mithilfe von chinesischen Spezialisten dafür gesorgt, dass das russische Internet de facto von ausländischen Angeboten hermetisch abgeschirmt worden ist.
Heute ist es Privatpersonen praktisch unmöglich geworden, Zugang zu den sogenannten VPN-Servern – sie machen es möglich, die Internet-Zensur zu überlisten – zu erhalten. «Die Sowjetunion ist zurückgekehrt», sagt Mazay Banzaew, der den VPN Amnezia betreibt, gegenüber der «New York Times». «Und damit auch die vollständige Zensur.»
Putin hat nicht nur das Medienverhalten seiner Bürgerinnen und Bürger im Griff, er hat auch die Wirtschaft neu ausgerichtet. Erdöl und Gas werden nicht mehr in den Westen, sondern in die aufstrebenden Länder des Globalen Südens geliefert. Russen kaufen keine deutschen und japanischen Autos mehr, sondern chinesische.
Die Sanktionen haben deshalb bisher für die Russen keine gravierenden Folgen. Im Gegenteil, gerade die ärmere Bevölkerung profitiert von der Kriegswirtschaft. «Weil es den öffentlichen Hunger nach Frieden und Normalität nicht befriedigen kann, greift das Regime zum Mittel, die Sozialausgaben und die Unterstützung für die Armen massiv zu erhöhen», stellt Andrei Kolesnikow, ein führender Russland-Kenner, in «Foreign Affairs» fest. «Damit ist Russland zu Putins Barbie-Land geworden.»
Auch der Mittelstand kann sich dank Putin nicht beklagen. Nochmals Kolesnikow: «Die Mitglieder des russischen Mittelstands sind inzwischen zu Kennern von französischen, italienischen und spanischen Weinen und zu Anwendern der neuesten Technologien geworden. (…) Vielen ist das wichtiger als Bedenken bezüglich der Demokratie.»
Putin ist es gelungen, sich als derjenige darzustellen, der all dies ermöglicht hat. Michael Kimmage und Maria Lipman stellen ebenfalls in «Foreign Affairs» fest: «Viele Russen akzeptieren mittlerweile folgende Aussagen als doktrinäre Wahrheit: Nur Putin kann die notwendigen Kriege gewinnen, Putin ist der Einzige, der Russland führen kann, und Putin gehört die Zukunft Russlands. Wer etwas anderes vorschlägt, lebt gefährlich.»
Für Kimmage und Lipman ist Putins unausweichlicher Sieg am kommenden Wochenende mehr als ein weiterer Wahl-Triumph. «Er sollte als der letzte Gruss an die Überreste der politischen Vergangenheit gesehen werden, die dem Putinismus vorhergegangen sind. Der Imperator sitzt auf seinem Thron, und alles, das man dazu sagen kann, ist ‹Heil Caesar!›.»
Selbst wenn der russische Präsident dereinst sterben wird, ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass sein Erbe bleibt. Ist Putin somit gelungen, was Hitler versagt blieb, ein tausendjähriges Reich zu gründen? Nicht ganz. Der Putinismus hat eine Achillesferse, die Demografie. Obwohl die Regierung alle Hebel in Bewegung setzt, um die Frauen zu mehr Kindern zu bewegen, nimmt die Bevölkerung bedrohlich ab.
Kolesnikow nennt dazu Zahlen: «Die pessimistischen staatlichen Statistiken gehen davon aus, dass die russische Bevölkerung bis 2046 (ohne die vier annektierten Territorien in der Ukraine) um 15,4 Millionen Menschen schrumpfen wird. Das entspricht einem jährlichen Schwund von 700’000 Menschen.»
Und wenn wir hierzulande über den Facharbeiter-Mangel klagen: In Russland gab es letztes Jahr rund zwei Millionen offene Stellen. Im Jahr 2035 könnten es rund doppelt so viele sein.
Obwohl er mehrere Versuche unternommen hat, ist es Putin auch nicht gelungen, die russische Wirtschaft zu reformieren. Um sie am Laufen zu halten, ist er daher gezwungen, fortwährend die Reserven aufzubrauchen. «Das zeigt, dass der Zustand des Landes wirtschaftlich und politisch fragil ist», so Kolesnikow.
Diese Fragilität gilt es auszunutzen, denn die Vorstellung eines «Forever Putinism» ist ein Albtraum, den zu verhindern das oberste Gebot für den Westen sein muss. Russland ist, so stellt der «Economist» fest, «zu einem nihilistischen und unvorhersehbaren Feind der liberalen Weltordnung geworden». Es sei ein «Nordkorea und Iran auf Steroiden, bewaffnet mit tausenden von nuklearen Sprengköpfen».
Jetzt noch nach dieser "neuen" Erkenntnis handeln und dann wird es nicht so schlimm, wie es mit Nichtstun werden könnte.
Die verschwinden und wenn sie nicht parieren, dann für immer.
Eigentlich haben wir im Westen kein Platz für Menschen wie den subventionierten Kleinverleger Köppel, der Stimmung für Russland macht.
Russland hätte hingegen ganz viel Platz für Putin nahe Westler, ich frage mich halt immer, was diese Köpfe davon abhält die Segel zu streichen und in ihr gelobtes Land auswandern🤷🏼♂️
Ok, labern ist halt einfacher als machen.
Man müsste wohl Anreize schaffen..