Jawad B. gehört zu jenen sieben Personen, die am Mittwochmorgen im Zuge einer Anti-Terror-Aktion im Pariser Vorort Saint-Denis verhaftet wurden. Bevor er von der Polizei abgeführt wird, sagt er in einem TV-Interview, er habe die Wohnung, in der sich mehrere Personen verschanzt hatten, zwar an zwei Personen aus Belgien vermietet, er habe aber keine Ahnung gehabt, dass es sich dabei um Terroristen handle.
«Ein Freund hat mich gefragt, ob ich zwei seiner Kumpels für ein paar Tage unterbringen könnte», sagt Jawad B. zu der Nachrichtenagentur AFP. Und weiter: «Ich habe ihnen gesagt, dass es dort keine Betten gibt, aber sie meinten, das sei nicht schlimm. Sie bräuchten lediglich Wasser und wollten nur beten. Man hat mich um Hilfe gebeten und ich habe geholfen. Ich hatte keine Ahnung, dass das Terroristen waren.»
Seitdem befindet sich Jawad B. in Untersuchungshaft, die Ermittler versuchen herauszufinden, welche Rolle der junge Mann bei den Attentaten von Paris spielt. Auch Metronews hat sich auf die Suche nach Spuren des jungen Mannes gemacht – mit Erfolg.
Personen, die Jawad B. nahestehen, beschreiben ihn als «ruhigen» Typ und simplen «Shit-Raucher» aus dem Quartier. Doch der Sender BFMTV berichtet, der junge Mann habe wegen Mordes bereits acht Jahre im Gefängnis verbracht. Bei ihrer Recherche stossen die Journalisten von Metronews auf zwei Artikel aus dem Jahr 2008, bei denen es um den Prozess eines gewissen Jawad geht, der seinen «besten Freund» erstochen haben soll.
Metronews setzt sich anschliessend mit der Mutter des damaligen Opfers in Verbindung. Ihrer Meinung nach gleicht der Mann, den sie da heute Morgen im Fernsehen gesehen hat, «sehr stark» dem Mörder ihres Sohnes. Dass dieser das Gefängnis inzwischen verlassen hatte, wusste die Frau nicht. Ihr Anwalt unterstützt ihre Aussage: Auch er ist der Meinung, dass es sich in beiden Fällen um denselben Jawad handeln könnte.
Charles Morel, der Mann, der damals Jawad B. vor Gericht vertreten hat, ist sich sicher: «Das ist er. Wenn man jemanden vor Gericht vertreten hat, vergisst man den nicht mehr. Damals gab es in seiner Akte keinerlei Hinweise auf ein dschihadistisches Milieu.»
Aus den beiden Zeitungsartikeln aus dem Jahr 2008 geht hervor, dass ein gewisser Jawad B. am 26. Dezember 2006 seinen besten Freund, David, vor dem Eingang eines Lebensmittelgeschäfts erstochen hat. In dem Konflikt zwischen den beiden Männern soll es um ein verschwundenes Handy gegangen sein. Diese Tat hat sich in der Rue du Corbillon ereignet – also in derselben Strasse, in der sich heute Morgen mehrere Terroristen in einer Wohnung verschanzt haben. (viw)