Der chinesische Mars-Rover «Zhurong» hat in der Region Utopia Planitia neue Hinweise auf einen früheren Ozean auf dem Roten Planeten gefunden. Ein Forscherteam der Hongkong Polytechnic University hat die gesammelten Daten ausgewertet und ihre Erkenntnisse in der Fachzeitschrift «Scientific Reports» veröffentlicht.
Der Rover, der seit seiner Landung im Mai 2021 die Marsoberfläche erforscht, hat besondere geologische Formationen entdeckt. Studienleiter Bo Wu berichtet von zerfurchten Kegeln, polygonalen Rinnen und eingeätzten Strömungen, die auf frühere Wasseraktivitäten hindeuten könnten.
Die Wissenschaftler vermuten, dass der hypothetische Ozean vor etwa 3,7 Milliarden Jahren durch massive Überschwemmungen entstanden ist. Nach ihrer Analyse soll das Wasser anschliessend gefroren sein und eine Küstenlinie gebildet haben, bevor es vor circa 3,4 Milliarden Jahren verschwand.
Das Forschungsgebiet Utopia Planitia ist ein gewaltiges Einschlagbecken mit einem Durchmesser von etwa 3'300 Kilometern. Die entdeckten kraterartigen Strukturen könnten nach früheren Forschungen durch Schlammschlote entstanden sein, die sich häufig in wasser- oder eisreichen Gebieten bilden.
Die neuen Erkenntnisse stossen jedoch auch auf Skepsis in der Wissenschaft. Benjamin Cardenas von der Pennsylvania State University gibt der Nachrichtenagentur AFP laut «Science Alert» zu bedenken, dass die Forscher die Erosion auf dem Mars zu wenig berücksichtigt hätten. Die starken Winde und verwehten Sedimente könnten über Milliarden von Jahren mögliche Spuren einer Küstenlinie zerstört haben.
Die Existenz eines früheren Mars-Ozeans könnte bedeutende Hinweise auf mögliches Leben auf dem roten Planeten liefern. Auf der Erde entstanden erste Lebensformen entweder unter dem Ozean oder in der Nähe der Schnittstelle von Wasser und Luft.
Bo Wu betont, dass die Entdeckungen keinen endgültigen Beweis für einen ehemaligen Mars-Ozean darstellen. Für eine abschliessende Bestätigung müssten Gesteinsproben vom Mars zur Erde gebracht und analysiert werden.