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Der Mann mit dem gelben Pullunder ist tot – Hans-Dietrich Genscher gestorben

Hans-Dietrich Genscher, 1927-2016.
Hans-Dietrich Genscher, 1927-2016.
Bild: Getty Images Europe

Der Mann mit dem gelben Pullunder ist tot – Hans-Dietrich Genscher gestorben

01.04.2016, 12:0901.04.2016, 15:02
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Der langjährige deutsche Aussenminister Hans-Dietrich Genscher ist tot. Der FDP-Politiker starb in der Nacht zum Freitag im Alter von 89 Jahren an Herz-Kreislauf-Versagen, wie sein Büro in Bonn mitteilte.

Genscher war – von 1974 bis 1992 – 18 Jahre lang Aussenminister und in dieser Funktion massgeblich an den Verhandlungen zur deutschen Wiedervereinigung beteiligt.

30. September 1989: Hans-Dietrich Genscher überbringt in Prag den in die bundesdeutsche Botschaft geflüchteten DDR-Bürgern die Nachricht, dass sie ausreisen dürfen. Später sieht Genscher diesen Moment als Höhepunkt seiner politischen Tätigkeit. 40 Tage nach der Nacht von Prag fällt die Berliner Mauer.
YouTube/rarabb

In Deutschland gehörte er zu den beliebtesten Spitzenpolitikern und zu den prägenden Persönlichkeiten der Liberalen. Von 1974 bis 1985 war er Vorsitzender der FDP.

1992 hatte sich Genscher von seinen Ämtern zurückgezogen. Auch nach dem Ausscheiden aus seinen politischen Ämtern hatte Genscher sich regelmässig zu aktuellen politischen Themen zu Wort gemeldet.

Der Politiker, dessen Markenzeichen ein gelber Pullunder war, musste immer wieder mit gesundheitlichen Problemen kämpfen.

Der vom Satire-Magazin Titanic geprägte Spitzname «Genschman» fand Eingang in die Umgangssprache.

Grosse Trauer

Die deutsche Regierung hat Hans-Dietrich Genscher in einer ersten Reaktion als grossen Staatsmann gewürdigt. Deutschlands dienstältester Aussenminister war Donnerstagnacht im Kreis seiner Familie an Herz-Kreislauf-Versagen gestorben. Er wurde 89 Jahre alt.

Der stellvertretende Regierungssprecher Georg Streiter sagte am Freitag in Berlin, Genscher habe wie ganz wenige andere die Geschicke Deutschlands beeinflusst. Er nannte ihn einen grossen Europäer und grossen Deutschen.

Auch Aussenminister Frank-Walter Steinmeier würdigte Genscher als «grossen Deutschen und grossen Europäer». «Sein Platz in den Geschichtsbüchern ist ihm gewiss», erklärte Steinmeier am Freitag am Rande eines Besuchs in Tadschikistan. Genscher habe «in seinem langen und bewegten Leben buchstäblich Geschichte geschrieben».

«Wir haben ihm viel zu verdanken. Unsere Trauer kann nicht grösser sein»
FDP-Chef Christian Lindner

Bundespräsident Joachim Gauck ehrte Genscher als «herausragende Persönlichkeit in der Geschichte unseres Landes». Gauck erinnerte am Freitag in Berlin an die Rolle Genschers bei der deutschen Wiedervereinigung. «Beharrlich, allgegenwärtig und mit feinem Gespür für historische Momente hat er das friedliche Zusammenwachsen unseres Landes und unseres Kontinents vorangetrieben.»

FDP-Chef Christian Lindner schrieb bei Twitter: «Genscher hat Geschichte geschrieben und unser Land geprägt. Wir haben ihm viel zu verdanken. Unsere Trauer kann nicht grösser sein.»

Frankreich würdigte Genscher als «überzeugten Europäer». «Er war einer der grossen Akteure der Wiedervereinigung, der mit seinen politischen und menschlichen Qualitäten diese bedeutende Phase der europäischen Geschichte geprägt hat», erklärte Aussenminister Jean-Marc Ayrault am Freitag.

(sda/dpa/afp)

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