Aufregung auf Twitter: Ein Nutzer hatte am Donnerstag ein Video des CDU-Bundestagsabgeordneten Philipp Amthor ausgegraben. Dabei handelte es sich nicht um jenes Video, das Amthor als Antwort auf die Kritik des YouTubers Rezo aufgenommen hatte und das nie veröffentlicht wurde. Der kurze Videoclip stammt aus einer mehrere Monate alten Dokumentation.
Dennoch sorgte der kurze Ausschnitt aus der rund einstündigen Doku für Kritik an Amthor. Der junge Bundestagsabgeordnete ist darin bei einem Besuch in Strasburg in seinem Wahlkreis in Mecklenburg-Vorpommern zu sehen. Ein Reporter des Youtube-Channels Y-Kollektiv, betrieben vom öffentlich-rechtlichen Funk, begleitet Amthor am Tag der deutschen Einheit (auch der AfD-Bundestagsabgeordnete Markus Frohnmaier wird in der Doku gezeigt).
Amthor singt nun in der betreffenden Szene zusammen mit anderen Besuchern der Veranstaltung die Nationalhymne. Danach ist folgender Spruch von Amthor zu hören: «Hier ist keiner von uns Moslem, der das nicht singen kann.»
So langsam sollten Sie Mal die Kirche im Dorf lassen, schaut Mal was ich da gefunden habe :D pic.twitter.com/OSjcwMaby3
— Gentricx (@gentricx) 28. Mai 2019
Einer der Begleiter sagt noch: «Keine Ölaugen.» Eine rassistische Bezeichnung für Menschen mit Migrationshintergrund.
Reporter David Donschen, der den jungen Politiker für die Doku begleitet hatte, kommentiert die Szene mit den Worten: «Für mich klingt das alles nur rassistisch.»
Am Donnerstag jedenfalls tauchte der Clip mit eben jenen Aussagen auf Twitter auf.
Auch Politiker kommentierten den Spruch von Amthor. Der FDP-Bundestagsabgeordnete Johannes Vogel twitterte:
Moslems, die angeblich die Nationalhymne nicht singen können, lachen über „Ölaugen“ - was genau wurde hier eigentlich an der Werteordnung unseres Grundgesetzes 🇩🇪 NICHT verstanden?! #pseudopatriots #amthor https://t.co/9aUKML7J0A
— Johannes Vogel (@johannesvogel) 30. Mai 2019
Die SPD-Politikerin Sawsan Chebli, Berliner Staatssekretärin, warf Amthor auf Twitter Rassismus vor:
Bin in Auschwitz und hab mir geschworen, noch lauter gegen #Rassismus aufzustehen. Was #Amthor sagt, IST rassistisch. @akk und @rbrinkhaus müssen nun unmissverständlich klar machen, dass Rassismus in der @CDU keinen Platz hat. #Amthor muss sich bei allen Muslimen entschuldigen. https://t.co/srBiTeyBIq
— Sawsan Chebli (@SawsanChebli) 30. Mai 2019
Bald entdeckten Twitter-Nutzer aber auch, dass sich Amthor bereits nach Erscheinen der Dokumentation zu dieser Aussage geäussert hatte. Der Fall sorgte damals nur nicht für Aufsehen.
Dem Nordkurier sagte Amthor damals: «Ganz klar, das Zitat ist mehr als unglücklich und ich würde das so auch nicht mehr sagen.» In dem Artikel erklärte Amthor auch den Kontext, in dem der Satz gefallen sei. Ein anderer Besucher habe demnach gesagt, hier in Strasburg würden alle mitsingen – im Gegensatz zum Fussball. Wohl eine Anspielung auf den muslimischen Ex-Nationalfussballer Mesuz Özil.
Der Bild-Zeitung sagte der CDU-Bundestagsabgeordnete nun nach den erneuten Vorwürfen wegen der Szene: «Selbstverständlich kann jeder Muslim die Nationalhymne mitsingen. Es gibt keinen Widerspruch zwischen Hymne und Religion.» Und weiter: «Ich habe mich damals sofort von der Aussage distanziert. Sie war nicht richtig. Ich war damit kein Vorbild.»
(ll/watson.de)