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Nach Explosion in deutschem Chemiewerk: Zwei Tote und zwei Vermisste

Nach Explosion in deutschem Chemiewerk: Zwei Tote und zwei Vermisste

17.10.2016, 13:0918.10.2016, 07:27
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epa05589026 A huge cloud of dark smoke billows from a fire at the BASF chemical plant site in Ludwigshafen, Germany, 17 October 2016. One person has been killed and several people injured in an explos ...
Weithin sichtbar: Der Brand in Ludwigshafen.Bild: EPA/DPA

Nach der Explosion bei BASF in Ludwigshafen hat der Chemiekonzern am Montagabend ein zweites Todesopfer bestätigt. Nach jetzigem Kenntnisstand seien zwei Mitarbeiter ums Leben gekommen, teilte das Unternehmen mit. Zwei weitere Menschen werden noch vermisst, sechs Menschen seien schwer verletzt. 

In der Luftaufnahme: Der Brand in Ludwigshafen.Video: YouTube/Ulli Z.

Die Ursache der Explosion war nicht bekannt. Gefährdungen der Bevölkerung durch die Luft seien derzeit nicht messbar, sagte der Leiter des Werks im Bundesland Rheinland-Pfalz weiter am Montagnachmittag weiter.

Zu dem Zwischenfall kam es laut den Behörden gegen 11.20 Uhr im Landeshafen Nord bei Arbeiten an einer Rohrleitungs-Trasse. Es habe nach dem Vorfall eine Russentwicklung gegeben, sagte Werksleiter Liebelt. Anwohner wurden aufgefordert, in ihren Häusern zu bleiben, Türen und Fenster geschlossen zu halten sowie Lüftungs- und Klimaanlagen abzuschalten.

Mehr als 160 Feuerwehrleute im Einsatz

Nach Angaben der Feuerwehr war der Brand auf dem BASF-Gelände in Ludwigshafen am Nachmittag unter Kontrolle. Es sei aber noch nicht gelöscht, sagte der Leiter der Berufsfeuerwehr Ludwigshafen, Peter Friedrich.

Fire and smoke rise from the factory of chemicals giant BASF in Ludwigshafen, Germany where several people had been injured following an explosion, October 17, 2016. REUTERS/Ralph Orlowski
Grosseinsatz der Feuerwehr.Bild: RALPH ORLOWSKI/REUTERS

Man hoffe, den Brand bis in die Abendstunden einzudämmen. Im Einsatz seien 100 Mann der Berufsfeuerwehr und der Freiwilligen Feuerwehr Ludwigshafen sowie 62 Mann der Berufsfeuerwehr. Auch Notfallseelsorger sowie weitere Rettungskräfte seien vor Ort.

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Die starke Rauchentwicklung macht den Rettungskräften zu schaffen.Bild: EPA/DPA
epa05588779 A dark cloud of smoke rises from the compound of the BASF company in Ludwigshafen, Germany, 17 October 2016. Several people have been injured in an explosion on the chemical company's ...
Der Brand war noch in einigen Kilometer Entfernung zu sehen.Bild: EPA/DPA

Im Landeshafen Nord werden nach Angaben der BASF brennbare Flüssigkeiten und unter Druck verflüssigte Gase umgeschlagen. Mit der Rohrleitungs-Trasse werden demnach Vorprodukte von Schiffen zu den Produktionsstätten transportiert.

Aus Sicherheitsgründen seien nach der Explosion die zwei so genannten Steamcracker sowie weitere Anlagen am Standort heruntergefahren worden. Dabei hätten sich Fackeln gebildet, weil Stoffe in Leitungen verbrannt werden müssten.

Herzstück Steamcracker

Die Steamcracker seien das Herzstück des Werks, an dem eine ganze Reihe an chemischen Grundbausteinen für die Produktion entstehen. Die englische Bezeichnung lässt sich am besten mit «Dampfspalter» übersetzen. Steamcracker sind mitunter mehrere Fussballfelder gross.

Um Kunststoffe wie Polyethylen (PE) oder Polypropylen (PP) herzustellen, braucht die Chemieindustrie kurzkettige Kohlenwasserstoffe. Im Rohbenzin kommen diese aber vor allem in langen Ketten vor.

Hier liegt Ludwigshafen:

In Steamcrackern wird das Rohbenzin daher mit Dampf vermischt und unter Druck auf eine Temperatur von etwa 850 Grad Celsius erhitzt. Die Kohlenwasserstoffketten werden dadurch gespalten, also «gecrackt». Während des Vorgangs entstehen mehrere Spaltprodukte, die anschliessend weiterverarbeitet werden.

Die BASF SE (ehemals «Badische Anilin- & Soda-Fabrik») ist ein deutscher Chemiekonzern und der nach Umsatz und Marktkapitalisierung weltweit grösste. Auch das Chemieareal in Ludwigshafen ist das weltweit grösste zusammenhängende Chemie-Werksgelände.

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(sda/dpa/afp/reu)

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5 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Neruda
17.10.2016 13:20registriert September 2016
"Eine Umweltverseuchung sei nicht festgestellt worden."
Haha jaaa genau... Dass glaubt doch heute niemand mehr. Diese Chemikalien können sich nicht einfach in Luft auflösen ;-)
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