Nach der Gedenkfeier zur Befreiung des Konzentrationslagers Ravensbrück in Brandenburg werfen ehrenamtliche Helfer den Veranstaltern einen unsensiblen Umgang mit ehemaligen Häftlingen vor.
«Das Management war zynisch», sagt die Studentin Hannah Rainer Spiegel Online. Die 21-Jährige begleitete eine Gruppe von polnischen Überlebenden. Ausrichterin der Feierlichkeiten war die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten.
Im Zentrum der Vorwürfe steht ein Mittagessen am vorigen Sonntag in einem «Zelt der Begegnung» auf dem Gelände des ehemaligen Lagers. Dabei mussten die meisten anwesenden Überlebenden an nicht gedeckten Holztischen sitzen und Suppe aus Plastikgeschirr essen.
Die Ehrengäste – darunter die Lebensgefährtin des Bundespräsidenten, Daniela Schadt, sowie die polnische Präsidentengattin Anna Komorowska – nahmen an zwei gedeckten Tafeln Platz. Sie bekamen Porzellangeschirr und wurden von Kellnern bedient. Die meisten Überlebenden hatten Essensmarken erhalten.
«Dieser Kontrast war beschämend», sagt Helferin Rainer. Der Student Jakob Wischniowski, der auch Überlebende aus Polen begleitete, nennt die Szenerie «ziemlich bitter». Man habe den Überlebenden doch eigentlich «ein Zeichen von Respekt und Würde» geben wollen. Ein Sprecher der Gedenkstätten-Stiftung bestätigte die unterschiedliche Bewirtung. Man habe für einige Gäste Protokollwünsche berücksichtigen müssen. Ob diese Wünsche aus dem Bundespräsidialamt kamen oder aus Polen, wollte er nicht sagen.
Der Sprecher wies darauf hin, dass es sich nur um einen Imbiss gehandelt habe. Am Abend seien die Überlebenden samt Angehörigen von der brandenburgischen Landesregierung zu einem festlichen Essen eingeladen gewesen. Ausserdem hätten mittags an den eingedeckten Tischen auch einige Überlebende gesessen – darunter die Vorsitzende des Internationalen Ravensbrück-Komitees Annette Chalut. Die Vorsitzende des Ravensbrück-Komitees in Israel habe sich später in einer E-Mail für die Organisation bedankt.
Zugleich räumte der Sprecher ein, dass die Bilder vom Mittagessen «befremdlich wirken» könnten. Aus Kreisen der Landesregierung in Potsdam hiess es, es gebe Unverständnis über das mangelnde Fingerspitzengefühl der Veranstalter. Ein Sprecher des Wissenschaftsministeriums sagte: «Für uns stehen die Überlebenden grundsätzlich im Mittelpunkt.» Für das Abendessen habe die Landesregierung einen «würdigen Rahmen» gefunden.
Insgesamt nahmen an der Gedenkfeier 70 Jahre nach der Befreiung des Lagers mehr als 1000 Menschen teil, darunter etwa 90 ehemalige Insassen. Wissenschaftsministerin Johanna Wanka (CDU) mahnte, das Lager stehe «für die schlimmsten Persönlichkeitszerstörungen». Die Vergangenheit sei eine Mahnung für die heutige Generation. «Verantwortung heisst: Wir dürfen nicht schweigen.»
Als Politiker müsste man insbesondere in solchen Situationen grösse zeigen und sich zu den anderen setzten lassen.. aber heute gehts ja nur noch um Kontakte zu knüpfen damit für die nächste Wahlrunde genügend Sponsorengelder auf dem Konto liegen. "Weg schauen" gehört heute wohl zum guten Ton.