Der Mordanschlag mit einer Autobombe in Berlin könnte ein Racheakt innerhalb der organisierten Kriminalität gewesen sein. Es gebe verschiedene Hinweise aus dem Umfeld des Getöteten, die nun gebündelt werden müssten, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Martin Steltner, am Mittwoch.
Ein 43-Jähriger war am Dienstagmorgen während einer Autofahrt in Charlottenburg bei einer Explosion getötet worden. Der Vorsitzende vom Bund Deutscher Kriminalbeamter, André Schulz, sagte im ZDF-Morgenmagazin, es heisse, das Opfer habe zuvor bei der Polizei ausgesagt und sei «deswegen abgestraft» worden.
Der Ermittlungsbehörde zufolge war der 43-Jährige wegen Drogen- und Falschgelddelikten sowie illegalen Glücksspiels bei der Polizei bekannt. Zudem gebe es Hinweise darauf, dass der Mann vor einiger Zeit im Ausland wegen eines Drogendelikts inhaftiert gewesen sei.
Am Mittwoch begannen Ermittler Vernehmungen von Menschen aus dem Umfeld des Opfers und Zeugen des Vorfalls. In dessen Wohnung wurde Steltner zufolge nichts gefunden, «was uns substanziell weiterbringen würde».
Offen war auch, ob der Angriff möglicherweise den Falschen getroffen hat – der Getötete war nicht der Halter des Wagens. Einen terroristischen oder rechtsextremistischen Hintergrund schliessen die Ermittler nach Angaben der Staatsanwaltschaft derzeit aus.
Die Täter suchten mit diesem Mordanschlag nach Ansicht eines Polizeigewerkschafters bewusst die Öffentlichkeit: «Sie wollten damit ein Zeichen setzen», sagte Norbert Cioma, Vorstandsmitglied der Gewerkschaft der Polizei (GdP), am Mittwoch im Inforadio des RBB.
Der Hauptkommissar beim Landeskriminalamt sagte, es könnten Grossfamilien sein oder Rocker oder die Russenmafia. Verstrickungen dieser drei Gruppen in die organisierte Kriminalität in Berlin sind bekannt.
Schulz zufolge ist es jedoch schwer, im Milieu der organisierten Kriminalität zu ermitteln, da die Beamten in «abgeschottete Welten» eindringen müssten. Dazu fehle es an Personal.
Laut Statistik gebe es jedes Jahr in Deutschland etwa 600 Fälle organisierter Kriminalität. Schulz: «Das heisst nicht, es gibt nur 600 Fälle, sondern da ist die Kapazitätsgrenze der Polizei erreicht.» (sda/dpa)