Im schlimmsten bekannten Fall von Kindstötung in Frankreich ist am Donnerstag eine 51-jährige Frau zu neun Jahren Gefängnis verurteilt worden. Ein Schwurgericht im nordfranzösischen Douai sprach Dominique Cottrez der Tötung von acht ihrer Babys direkt nach der Geburt schuldig. Die Strafe fiel weniger hart aus als die von der Anklage geforderten 18 Jahre Gefängnis.
Die Geschworenen stellten ein eingeschränktes Urteilsvermögen bei der Frau fest. Zugleich gingen sie aber - mit Ausnahme des ersten Falls - von einer «festen Absicht» bei den Kindstötungen aus.
Der Fund der Babyleichen im Sommer 2010 hatte ganz Frankreich schockiert. In der nordfranzösischen Gemeinde Villers-au-Tertre entdeckte der neue Besitzer des früheren Elternhauses der Frau bei Gartenarbeiten zwei in Plastiktüten vergrabene Babyleichen. Im Haus der Frau wurden anschliessend sechs weitere tote Babys entdeckt. Gegenüber Ermittlern gestand Cottrez, seit 1989 acht Babys nach der Geburt erwürgt zu haben.
Die Schwangerschaften fielen offenbar niemandem auf, weil die Frau stark übergewichtig ist. Ermittlungen gegen ihren Ehemann und ihre beiden Töchter wegen möglicher Mitwisserschaft wurden eingestellt.
Im Laufe des Prozesses hatte die 51-Jährige ihre vorherige Aussage widerrufen, derzufolge sie Angst gehabt habe, dass die Kinder von ihrem eigenen Vater stammten.
Sie räumte ein, dass sie von ihrem Vater nie vergewaltigt worden sei und mit ihm auch nicht während ihrer Ehe ein Inzest-Verhältnis gehabt habe, so wie sie dies ursprünglich in Verhören angegeben hatte. Gutachten hatten ergeben, dass ihr Ehemann der Vater der acht toten Babys war.
Die Verteidigung hatte zum Abschluss des Verfahrens die «Hilflosigkeit» einer Frau mit neurotischen Störungen hervorgehoben. Immer wieder verwies die Verteidigung auch darauf, wie sehr die Angeklagte jahrzehntelang unter ihrem Übergewicht litt. Bei der Urteilsverkündung wurde die sichtlich erleichterte Cottrez lange von ihrem Ehemann und ihren beiden Töchtern umarmt. (sda/afp)