Frankreichs oberster katholischer Würdenträger ist in einer Pädophilie-Affäre zurückgetreten: Papst Franziskus billigte das Gesuch des Erzbischofs von Lyon, Philippe Kardinal Barbarin, wie die Diözese in Ostfrankreich am Freitag mitteilte.
Ein Priester aus Barbarins Bistum hatte vor Gericht gestanden, jahrelang Jungen in seiner Obhut sexuell missbraucht zu haben. Der Kardinal erklärte, sein Rücktritt solle der Kirche helfen, «ein neues Kapitel aufzuschlagen».
Ende Januar hatte das Berufungsgericht von Lyon Barbarin noch von dem Vorwurf freigesprochen, jahrelang den Kindesmissbrauch durch den Priester gedeckt zu haben. Dennoch bat der 69-Jährige den Papst anschliessend um die Entbindung von seinem Amt.
In einer von der Kirche verbreiteten Erklärung sprach Barbarin nun von «schrecklichen Taten» des Priesters und dem «grossen Leid, das vor allem die Opfer getragen haben». Er wünsche sich einen Nachfolger, «der eine neue Ära mit der gesamten Diözese Lyon einleitet», betonte der Kardinal. Er war seit 2002 Erzbischof von Lyon und trug den Ehrentitel «Primas von Gallien». Sein Nachfolger soll in zwei bis vier Monaten ernannt werden.
In erster Instanz war der Kardinal noch zu sechs Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden. Nach dem Schuldspruch hatte der Papst ein erstes Rücktrittsgesuch seines französischen Oberhirten unter Verweis auf die Unschuldsvermutung und das laufende Berufungsverfahren abgelehnt.
Dem von der Kirche inzwischen abberufenen Priester Bernard Preynat drohen in einem separaten Prozess mindestens acht Jahre Haft. Der 74-Jährige hat gestanden, als Leiter von Pfadfindergruppen und Ferienlagern zeitweise «vier bis fünf Kinder pro Woche» sexuell missbraucht zu haben. Das Urteil wird am 16. März erwartet.
Die Übergriffe auf Knaben reichen bis in die Jahre 1971 bis 1991 zurück und sind teilweise verjährt. Die Opfer des Priesters hatten sich «sehr enttäuscht» über den Freispruch für Kardinal Barbarin geäussert. Sie werfen ihm vor, nach der Übernahme der Diözese Lyon im Jahr 2002 von den Taten des Priesters erfahren zu haben.
Er habe aber jahrelang geschwiegen, bis der Fall 2015 durch die Aussage eines der Missbrauchten öffentlich wurde. Der Kardinal hatte in dem Prozess persönliche «Irrtümer» eingestanden, aber keine Schuld im juristischen Sinne.
Am 15. Mai soll es eine feierliche Abschiedsmesse für Barbarin in Lyon geben, «um ihm auf Wiedersehen und Danke zu sagen», teilte Prälat Michel Dubost mit. Der Erzbischof war vor Bekanntwerden der Missbrauchsvorwürfe beliebt und wurde zwischenzeitlich sogar als möglicher Papst-Kandidat gehandelt.
Franziskus hat den Kampf gegen den sexuellen Missbrauch innerhalb der Kirche zu einer Priorität seines Pontifikats erklärt. Im Dezember schaffte er per Erlass die Praxis ab, dass sich die Kirche bei Fällen von sexuellem Missbrauch von Minderjährigen auf Geheimhaltung beruft. Auch die Verbreitung von Kinderpornographie gilt nun im Kirchenrecht als schwerer Straftatbestand.
In Europa und den USA wurden seit der Jahrtausendwende massenhaft Fälle des Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen durch katholische Geistliche bekannt. (aeg/sda/afp)
Man könnte wahrscheinlich den ganzen Verein rückwirkend nur aufgrund dieser Geheimhaltungspraxis verbieten....
..... vertuscht, leugnet, verdrängt und Missbrauch nicht zu bestrafen gedenkt. Und das sogar in Frankreich, wo der Laizismus zumindest gesetzlich gesichert ist. Die römisch katholische Kirche sollte allmählich an ihre Neugründung denken..
Diese Ansammlung von Obszönitäten und Vertuschungen ist zutiefst blasphemisch...