Werden wir eines Tages wissen, warum die Notre-Dame in Flammen aufging? Seit Montagabend sind etwa 40 Ermittler der Pariser Kriminalpolizei und ein Dutzend Forensiker unter Hochdruck mit der Beantwortung dieser Frage beschäftigt. Die Untersuchungen werden «langwierig und schwierig», meinen Quellen aus Ermittlerkreisen gegenüber dem «Parisien».
Die Polizei hat seit Montagabend bereits rund 30 Personen befragt. 12 in der Nacht der Katastrophe, 20 gestern Dienstag. Darunter waren Arbeiter – obwohl zum Zeitpunkt des Feuerausbruchs niemand auf der Baustelle war –, Wachleute, Angestellte der beteiligten Unternehmen, Vorarbeiter und Personal der Kathedrale.
Von all diesen Anhörungen, die auch heute fortgesetzt werden, seien zwei Personen besonders interessant für die Ermittler. Laut «Le Parisien» sahen zwei Sicherheitsbeamte die Flammen als erstes, nachdem um 18:15 Uhr ein Feueralarm auf den Kontrollbildschirmen losgegangen war. Allerdings sei wegen eines Software-Fehlers ein falscher Ort angezeigt worden. Die Ermittler gehen der Frage nach, ob dies das Eingreifen der Feuerwehrleute verzögert hat.
Worüber es aber Gewissheit gibt: Die Sicherheitsbeamten teilten der Polizei mit, dass sich der Brandherd am Fusse des Spitzturms befand, auf der Seine-Seite der Kathedrale. Als die beiden via Aufzug am Ort ankamen, sei das Feuer bereits ausser Kontrolle gewesen. Nun stellt sich die Frage, was den Brand ausgelöst haben könnte.
Eine der von den Ermittlern verfolgten Spuren deutet darauf hin, dass es ein elektrisches Problem gegeben hat. Eine Quelle des «Parisien» sagt: «Es könnte ein Kurzschluss gewesen sein. Die Ermittler untersuchen nun, ob die Ursache bei den Aufzügen, die für die Bauarbeiten angelegt wurden, liegen könnte.»
Voici un état des lieux des dégâts à Notre-Dame. La reconstruction sera longue >> https://t.co/jBM99GVY0D pic.twitter.com/lptuE8QYPM
— Le Parisien (@le_Parisien) 17. April 2019
Im Rahmen der Restaurationsarbeiten am Turm der Notre-Dame sollte ein Gerüst von über 500 Tonnen errichtet werden, das man über drei Aufzüge begehen konnte. Der dritte, der bis zur Spitze des Turms reichen sollte, befand sich noch im Aufbau. «Die Sicherheitsvorkehrungen und -Verfahren wurden eingehalten», versicherte Julien Le Bras, der Verantwortliche für die Restaurationsarbeiten. Die Theorie, dass das Feuer bei Schweissarbeiten ausgelöst wurde, lehnen sie ab.
Die Kurzschluss-Theorie ist aber nicht die einzige Spur, der die Ermittler nachgehen. Als nächstes sollen Drohnen-Bilder und Videos aufnehmen, «um die ersten Momente des Feuers zu rekonstruieren», so ein Experte der Polizei. Aus dem Material fertigen Fachleute dann eine 3D-Modellierung an. Dadurch können Simulationen von der Ausbreitung des Feuers gemacht werden. Das Ziel sei es, zu verstehen, wie sich das Feuer ausgebreitet hat. Personen aus dem Umfeld der Polizei sagten aber dem «Parisien»: «Es ist möglich, dass wir nie wissen, wer hinter diesem Feuer steckt ...» (jaw)
Ja gibt es denn so was? Einen Tag nach dem Brand und man erwartet allen Ernstes, dass man schon die Ursache des Brandes kennt.
Die Leute haben wahrscheinlich zu viel CSI geschaut. Dort werden ja auch die kompliziertesten Fälle innerhalb einer Stunde gelöst...