Streikende Bahnmitarbeiter haben auch an Weihnachten den Zugverkehr in Frankreich teilweise zum Erliegen gebracht. Es fuhr etwa einer von üblicherweise drei TGV-Hochgeschwindigkeitszügen, teilte die staatliche Bahngesellschaft SNCF am Mittwoch mit.
In Paris gingen am Weihnachtsfeiertag viele Einheimische und Touristen bei sonnigem Winterwetter zu Fuss oder versuchten, einen Bus zu ergattern. Der Metroverkehr der Millionenmetropole war am Feiertag bis auf zwei Linien komplett unterbrochen.
Für das Wochenende rechnet die SNCF damit, dass sich die Lage für die Kunden etwas entspannt. «Wir erwarten, das bei den TGV drei von üblicherweise fünf Zügen unterwegs sein werden», sagte ein Sprecher der Nachrichtenagentur DPA. Das könnte das beste Angebot für Fahrgäste seit Beginn des Arbeitskampfs vor rund drei Wochen sein.
Vor und nach Weihnachten sind in Frankreich Hunderttausende Menschen unterwegs. Eine Streikpause, wie von Staatschef Emmanuel Macron angeregt, kam nicht zustande. Die Regierung will erst am 7. Januar wieder mit den Sozialpartnern zusammenkommen.
er Ausstand kommt die SNCF teuer zu stehen. Es gebe bisher eine Umsatzeinbusse von rund 400 Millionen Euro, das sei «eine beachtliche Summe», sagte SNCF-Chef Jean-Pierre Farandou der französischen Tageszeitung «Le Monde» (Dienstag). Am Vorweihnachtswochenende habe die Bahn immerhin 800'000 Fahrgäste befördert.
Vor dem historischen Opernhaus in Paris führten Tänzerinnen an Heiligabend Szenen aus dem Ballett «Schwanensee» vor – und protestierten gegen die Rentenreform, wie der Radionachrichtensender Franceinfo berichtete. Auch die Oper wird bestreikt – in der Weihnachtswoche fielen laut Internetseite mehrere Vorstellungen aus.
Im Land werden laut Medien auch Raffinerien bestreikt, die Versorgung von Tankstellen sei aber bisher gewährleistet.
Hunderttausende gingen bisher gegen die Rentenpläne der Regierung auf die Strasse. Die Rentenreform ist das zentrale Reformversprechen von Präsident Emmanuel Macron. Er will das System mit 42 verschiedenen Regelungen vereinheitlichen und das Milliarden-Defizit der Rentenkassen abbauen. Besonders umstritten ist die faktische Anhebung des Eintrittsalters von derzeit 62 auf künftig 64 Jahre.
Die Verhandlungen mit den Gewerkschaften sollen am 7. Januar fortgesetzt werden, wie das Büro von Premierminister Edouard Philippe am Montag mitteilte. (sda/dpa/afp)