Nach Einschätzung von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker war es vor allem die Angst vor den unkalkulierbaren Folgen eines Grexit, die eine Einigung im griechischen Schuldendrama ermöglicht hat. «Man hat nicht das Schlimmste verhindert, weil man besonders klug war, sondern weil man Angst hatte», sagte der Luxemburger der belgischen Tageszeitung «Le Soir» (Mittwoch). «Es ist die Angst, die das Abkommen ermöglicht hat.»
Juncker kritisierte zugleich, dass sich bei den jüngsten Verhandlungen in der EU ein Bruch der solidarischen Bindungen gezeigt habe. Dies sei nicht nur beim Thema Griechenland, sondern auch beim Thema Migration der Fall gewesen. Mit Blick auf die Zukunft stimme ihn dies sehr besorgt, sagte der Kommissionspräsident.
Auf die von vielen Seiten geäusserte Kritik am deutschen Finanzminister Wolfgang Schäuble ging Juncker nicht näher ein. Zu dessen Vorschlag für einen zeitweisen Ausstieg Griechenlands aus der Eurozone sagte er der Zeitung: «Ich sehe das weniger dramatisch als Sie».
Ein Grexit sei nicht die gewünschte Lösung gewesen. Nur bei einem Scheitern der Verhandlungen wäre eine solche Option aufgegriffen worden. (whr/sda/dpa)