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Israels Oberstes Gericht will Aufklärung über Gefangenenlager Sde Teiman

Israels Oberstes Gericht fordert Aufklärung über Gefangenenlager Sde Teiman

23.06.2024, 21:0023.06.2024, 21:00
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This undated photo taken in the winter 2023 and provided by Breaking the Silence, a whistleblower group of former Israeli soldiers, shows blindfolded Palestinians captured in the Gaza Strip in a deten ...
Dieses undatierte Foto, das im Winter 2023 aufgenommen und von Breaking the Silence, einer Whistleblower-Gruppe ehemaliger israelischer Soldaten, zur Verfügung gestellt wurde, zeigt Palästinenser mit verbundenen Augen, die im Gazastreifen in einem Gefangenenlager auf dem Militärstützpunkt Sde Teiman im Süden Israels gefangen genommen wurden.Bild: keystone

Das Oberste Gericht in Israel hat von den staatlichen Stellen einen Bericht über die Zustände im Gefangenenlager Sde Teiman angefordert, das für militante Palästinenser eingerichtet worden ist. Das Höchstgericht verlange Aufklärung insbesondere über die Verköstigung der Inhaftierten sowie über ihre medizinische Versorgung und ihre Möglichkeiten für Körperpflege, berichteten israelische Medien am Sonntag.

Das Militär hatte das Lager von Sde Teiman in der Nähe der südisraelischen Stadt Beerscheba nach dem Terrorüberfall der islamistischen Hamas und anderer Gruppen am 7. Oktober des Vorjahres errichtet. Die Armee inhaftiert dort Terrorverdächtige und Militante, die es im Zuge des Gaza-Krieges festgenommen hat. Dieser werden dort verhört und bis zu einem späteren Gerichtsverfahren festgehalten.

Nach israelischer Lesart handelt es sich bei ihnen um «illegale Kombattanten». Damit ist gemeint, dass sie als Mitglieder einer Terrororganisation keinen Schutz eines Kriegsgefangenen erhalten und für sie auch nicht die dritte Genfer Konvention mit detaillierten Regeln über die Behandlung von Kriegsgefangenen gilt. Diese Praxis ist international umstritten.

Unter den Gefangenen sollen auch zahlreiche Palästinenser sein, die irrtümlich oder aufgrund falscher Informationen und Einschätzungen gefangen genommen wurden.

Ehemalige Insassen, Menschenrechtsgruppen und israelische Hinweisgeber, unter ihnen ehemalige Ärzte, berichteten mehrfach über Folter und Gewalt gegen die Gefangenen. Unter anderem sollen Häftlinge geschlagen, sexuell missbraucht und verletzt worden sein. Häufig hätten sie in schmerzhaften Zwangspositionen ausharren müssen. Vielen seien die Kabelbinden, mit denen ihre Hände zusammengebunden waren, über lange Zeit nicht abgenommen worden. Dadurch verursachte Wunden seien nicht behandelt worden. Deshalb soll es sogar zu Amputationen gekommen sein. Das israelische Militär bestreitet die Vorwürfe. Nach seiner Darstellung sind keine unrechtmässigen Praktiken bekannt.

Insgesamt sollen 4000 Palästinenser aus dem Gazastreifen kürzer oder länger in Sde Teiman festgehalten worden sein. In den letzten Wochen ging das Militär dazu über, die Gefangenen in andere Hafteinrichtungen zu verlegen. Das Oberste Gericht entschied am Sonntag, Aufklärung zu verlangen. Zuvor hatten mehrere israelische Menschenrechtsorganisationen eine Petition eingereicht. (sda/dpa/lyn)

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29 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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eso.es
23.06.2024 21:36registriert März 2023
Beruhigend, dass es in Israel auch noch Menschenrechtsorganisationen gibt, nicht nur eine Regierung. Ich wünsche allen, die in Israel gegen die Regierung und für die Freilassung der Geiseln aus Gaza demonstrieren viel Durchhaltewillen. Die vielen Wochen vor dem brutalen Überfall durch die Hamas haben nicht gereicht. Leider.
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Emil Eugster
23.06.2024 22:03registriert April 2024
Hier ein bisschen detailliertere Bericht von CNN vom 11. Mai 2024 über das Lager.
Ich habe schon mehrfach, leider erfolglos, darauf hingewiesen und dass das was wir noch alles erfahren werden in naher und ferner Zukunft jenseits alles Vorstellbaren sein wird.
Die Geschichte wiederholt sich gerade aber mit anders verteilten Rollen.
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Maya Eldorado
23.06.2024 21:22registriert Januar 2014
Das muss dringend genauer untersucht werden.
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