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Israel zerstört 1500 Häuser im Gazastreifen – trotz Waffenstillstand

Trotz Waffenstillstand: Israel zerstört 1500 Gebäude im Gazastreifen

12.11.2025, 18:0812.11.2025, 18:43

Seit dem Waffenstillstand hat Israel in Gaza über 1500 Gebäude zerstört. Das berichtet die BBC und beruft sich dabei auf Satellitenaufnahmen des Dienstes Planet Labs PBC (watson besitzt die Rechte nicht, die Bilder zu zeigen). Die Vorher-nachher-Fotos zeigen, dass ganze Quartiere, die von den israelischen Streitkräften kontrolliert wurden, dem Erdboden gleichgemacht wurden. Die letzten von der BBC begutachteten Fotos stammen vom 8. November. Der Waffenstillstand trat am 10. Oktober in Kraft.

Palestinians walk through the destruction caused by the Israeli air and ground offensive in Sheikh Radwan neighborhood in Gaza City, Tuesday, Nov. 11, 2025. (AP Photo/Jehad Alshrafi)
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Das Quartier Sheikh Radwan in Gaza-Stadt nach der israelischen Offensive.Bild: keystone

Die BBC betont, es sei schwierig, aufgrund der Vogelperspektive ein abschliessendes Urteil zu fällen. Auffallend sei aber, dass bei zahlreichen im letzten Monat demolierten Gebäude vorher keine Schäden sichtbar waren. Bei vielen seien auch nach dem Waffenstillstand keine herumliegenden Trümmer oder andere Anzeichen von Kampfhandlungen erkennbar gewesen.

Vergleiche mit aktuellen Fotos und solchen vor dem Ausbruch des Krieges ergaben, dass viele der verschwundenen Gebäude äusserlich keine oder nur minimale sichtbare Veränderungen aufwiesen. Viele der eingeebneten Gebäude seien «Wohnhäuser mit Gärten und Obstbäumen».

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Karte: watson.ch

Die am stärksten betroffenen Gebiete liegen im Osten der ehemaligen Stadt Khan Younis und rund um Abasan al-Kabira. Aber auch aus Gaza-Stadt und Al Bayuk, südöstlich von Rafah, existieren entsprechende Berichte.

Al Bayuk vor und nach dem Krieg

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Blau: Die während des Kriegs zerstörten Gebäude.
Rot: Die nach dem Waffenstillstand eingeebneten Häuser.
bild: watson.ch/screenshot google maps

Es ist nicht das erste Mal, dass Israel gezielt Häuser in Gaza abreisst. Das übliche Vorgehen dafür sind kontrollierte Sprengungen. Danach wird mit schwerem Gerät planiert. Spuren von Fahrzeugen legen die Vermutung nahe, dass Israel auch jetzt so vorgeht. Die BBC verweist darauf, dass nur ausgewählte Gebiete zur Analyse freigegeben wurden und die Zahl der zerstörten Häuser vermutlich höher liegt.

Aussenbezirk von Abasan al-Kabira vor und nach dem Krieg

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Blau: Die während des Kriegs zerstörten Gebäude. Rot: Die nach dem Waffenstillstand eingeebneten Häuser.bild: watson.ch/screenshot google maps

Für verschiedene Beobachter verstösst Israel mit diesem Vorgehen gegen den unterzeichneten 20-Punkte-Plan, der seit dem 10. Oktober in Kraft ist. Ein Armeesprecher Israels verweist darauf, dass sich die Gebiete hinter der sogenannten «Gelben Linie» befänden: «Nach dem Übereinkommen wird sämtliche Terrorinfrastruktur inklusive Tunnels im gesamte Gebiet von Gaza abgerissen», schrieb er gegenüber der BBC.

Die «Gelbe Linie» durch Gaza, hinter die sich die israelische Armee zurückziehen muss

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Karte: watson.ch

Die genauen Bestimmungen des 20-Punkte-Plans sind nicht bekannt. Das Weisse Haus veröffentlichte aber eine Zusammenfassung der einzelnen Punkte. Dort wird darauf verwiesen, dass die Zerstörung von terroristischer Infrastruktur unter «Beobachtung unabhängiger Kontrolleure» geschehen muss. Dies scheint nicht der Fall zu sein.

Zwei Jahre Gaza-Krieg: Die wichtigsten Momente im Video

Video: watson/Emanuella Kälin, Lucas Zollinger
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Zwei Jahre Gaza-Krieg
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Zwei Jahre Gaza-Krieg

Am 7. Oktober 2023 sterben beim Angriff der Hamas auf Südisrael 1200 Menschen. Als Reaktion fallen am 10. Oktober die ersten Bomben auf Gaza

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19 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Nawatis
12.11.2025 18:56registriert November 2024
Wer hätte das gedacht… DIE TOTALE ÜBERRASCHUNG!
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Wir (M)Ostschweizer*innen nun im Süden
12.11.2025 18:35registriert Juni 2019
"Ein einzelner Toter ist eine Tragödie; eine Million Tote sind eine Statistik." Stalin
Und ja um die Vision "Riviera" zu verwirklichen, dürfen die Aggressoren keine Tragödien zurücklassen.
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