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Hier legt das Rettungsschiff «Open Arms» in Italien an

epa07783102 The Spanish humanitarian ship 'Open Arms', with migrants on board, arrives in Lampedusa island, southern Italy, 20 August 2019. An Italian public prosecutor has ordered the confi ...
Nach 19 Tagen «in Gefangenschaft auf dem Deck eines Schiffes» dürften nun alle 83 Migranten der «Open Arms» an Land.Bild: EPA

Nach dreiwöchiger Blockade: Hier legt das Rettungsschiff «Open Arms» in Italien an

21.08.2019, 01:1021.08.2019, 03:46
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Nach knapp dreiwöchiger Blockade auf dem Mittelmeer hat das Rettungsschiff «Open Arms» mit mehr als 80 Migranten an Bord am späten Dienstagabend nun doch in Italien anlegen dürfen. Aktivisten bejubelten die Ankunft im Hafen der Insel Lampedusa.

Bilder im italienischen Fernsehen zeigten in der Nacht, wie die 83 Geretteten nach und nach das Rettungsschiff verliessen. Einige humpelten oder trugen Verbände.

Nach 19 Tagen «in Gefangenschaft auf dem Deck eines Schiffes» dürften nun alle Migranten an Bord an Land, twitterte die spanische Hilfsorganisation Proactiva Open Arms und zeigte in einem Video, wie sich die Menschen freuten, Fäuste in die Luft reckten, in den Armen lagen und ausgelassen «Bella Ciao» sangen.

Allerdings gab es bei der Ankunft auch Missklänge. Eine kleine Gruppe von Menschen, unter anderem die Senatorin Angela Maraventano von der rechten Lega, protestierte gegen die Migranten und behauptete, diese würden «dem Image der Insel schaden», wie die italienische Nachrichtenagentur Ansa berichtete.

Sprünge ins Wasser

Zuvor hatte die sizilianische Staatsanwaltschaft nach dem verzweifelten Sprung mehrerer Migranten ins Meer die Anlandung angeordnet. Das Schiff sollte danach beschlagnahmt werden. Der Staatsanwalt von Agrigent, Luigi Patronaggio, habe die vorläufige Beschlagnahme und die Anlandung nach einem Besuch auf dem Schiff angeordnet, berichteten italienische Nachrichtenagenturen. Grund seien auch die hygienischen Zustände an Bord und der Zustand der Menschen. «Endlich, der Alptraum hat ein Ende, und die 83 Menschen an Bord bekommen sofortige Hilfe an Land», teilte Proactiva mit.

Eigentlich hatte die spanische Regierung am Dienstag nach tagelangem Hin und Her angekündigt, ein Marineschiff nach Lampedusa zu schicken. Die «Audaz» sollte die «Open Arms» von dort bis nach Palma de Mallorca begleiten. Allerdings hätte die Fahrt zuerst von Spanien nach Italien und dann wieder zurück mindestens sechs Tage gedauert.

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Bild: EPA

Italiens rechter Innenminister Matteo Salvini hatte die Einfahrt des Schiffes blockiert, obwohl sich mehrere EU-Staaten - darunter auch Deutschland - zur Aufnahme der Migranten bereit erklärt hatten. Er selbst hatte am Dienstag in einem Facebookvideo gesagt, die Staatsanwaltschaft werde gegen unbekannt wegen Amtsmissbrauchs ermitteln - das könne nur er sein.

Seit Tagen vor Lampedusa

Das Schiff lag seit Tagen vor Lampedusa. Mehr als ein Dutzend Migranten waren am Dienstag über Bord gegangen und mussten aus den Fluten gerettet werden. Sie hatten versucht, die einige Hundert Meter entfernt liegende Insel Lampedusa schwimmend zu erreichen.

Auf der «Open Arms» sei die Lage «ausser Kontrolle», hatte die Organisation zuvor mitgeteilt. Bereits am Wochenende hatten sich mehrere Migranten ins Meer gestürzt, sie waren aber von Helfern zurück aufs Schiff gebracht worden. Am Dienstag wurden zudem zwei weitere Menschen mit gesundheitlichen Problemen von Bord gebracht, wie Medien berichteten.

«18 Tage in einer Eisenkiste eingesperrt, Wasser und Lebensmittel rationiert... Die Situation ähnelt der eines libyschen Lagers, aber in italienischen Hoheitsgewässern», hatte Proactiva-Gründer Oscar Camps getwittert.

Zeitweise hatten sich rund 160 Migranten an Bord befunden, jedoch waren mehrmals Menschen in prekärem Gesundheitszustand an Land nach Italien oder Malta gebracht worden. Mehrere Frauen hatten zuvor Panikattacken und Weinkrämpfe erlitten. (sda/dpa/afp)

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23 Kommentare
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America is back. But is it really??
21.08.2019 03:24registriert März 2019
Interessanter weise hatte Obama, für die kubanischen Bootsmigration, eine ähnliche harte Politik wie Salvini eingeführt. Sie gilt heue noch. Welt.de „Das heißt: Migranten, die keine Aussicht auf Asyl haben, müssen direkt zurück in ihre Heimat. Es ist eine Position, die jener des italienischen Innenministers Matteo Salvini nicht unähnlich ist. Ein Argument für die Abschaffung der alten Regel lautete, dass das in Aussicht gestellte US-Asyl Kubaner zu der gefährlichen Seeüberquerung gerade zu ermuntere." Also ist es auch Obamas Meinung "Pull-Effekt = Ertrinkungstote und beides muss stoppen"
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