International
Libanon

Hisbollah-Chef Nasrallah droht mit Angriff auf EU-Land

epa11423045 Hezbollah leader Hassan Nasrallah delivers a speech via a screen at a memorial ceremony for senior Field Commander, Taleb Sami Abdallah, known within Hezbollah as Hajj Abu Taleb who was ki ...
Hassan Nasrallah ist Chef der Terrororganisation Hisbollah.Bild: keystone

Hisbollah-Chef droht mit Angriff auf EU-Land

Die Hisbollah droht mit einer Ausweitung ihrer Angriffe, sollte Israel eine Grossoffensive durchführen. Sogar der EU-Staat Zypern könnte ein Ziel sein.
20.06.2024, 04:1420.06.2024, 04:14
Thomas Wanhoff / t-online
Mehr «International»
Ein Artikel von
t-online

Die Drohungen zwischen Israel und der Terrororganisation Hisbollah verschärfen sich. Der Chef der Terroristen, Hassan Nasrallah, hat nun eine neue Drohung ausgesprochen. Sollte Israel eine Offensive gegen die im Süden des Libanons operierenden Terrorgruppen durchführen, werde es zu einem Krieg «ohne Regeln und ohne Obergrenzen» kommen. Nasrallah ging noch weiter: Auch Zypern könne ein Ziel seiner Terroristen werden.

Die Spannungen an der Grenze zwischen Israel und dem Libanon haben in den vergangenen Tagen zugenommen. Die israelische Armee erklärte am Mittwoch, aus dem Libanon seien «rund 15 Geschosse» auf die Gegend um die Stadt Kirjat Schmona im Norden Israels abgefeuert worden. Ein Teil davon sei von der Luftabwehr abgefangen worden. Die Armee habe mit Artilleriefeuer auf die Abschussrampen reagiert.

Black smoke rises from an Israeli airstrike on the outskirts of Aita al-Shaab, a Lebanese border village with Israel in south Lebanon, Saturday, Nov. 4, 2023. The Lebanon-Israel border has been the si ...
Ein libanesisches Grenzdorf nach einem israelischen Luftschlag.Bild: keystone

Schon Flughafennutzung wäre Grund für Angriff

Das israelische Militär hatte nach eigenen Angaben bereits in der Nacht zum Mittwoch Stellungen der Hisbollah im Süden des Libanon angegriffen. Libanesische Staatsmedien berichteten von israelischen Angriffen auf mehrere Gebiete im Südlibanon. Die Hisbollah erklärte, vier ihrer Kämpfer seien getötet worden. Als Vergeltung habe sie «dutzende Katjuscha-Raketen und Artilleriegeschosse» auf eine Kaserne in Kirjat Schmona im Norden Israels abgefeuert.

Zwischen dem Zypern und Israel gibt es ein gemeinsames Militärabkommen. Beide Staaten haben auch gemeinsam Manöver unternommen. Für den Hisbollahführer würden schon Starts israelischer Flugzeuge ein Grund für eine Eskalation sein. «Die Öffnung der zypriotischen Flughäfen und Basen für den israelischen Feind, um den Libanon anzugreifen, würde bedeuten, dass die zypriotische Regierung Teil des Krieges ist, und der Widerstand wird sich mit ihr als Teil des Krieges auseinandersetzen», sagte der Hisbollah-Chef. Nasrallah warnte auch, dass die Hisbollah im Konflikt mit Israel bisher nur «einen Teil» ihrer Waffen eingesetzt habe. «Wir haben neue Waffen erhalten», sagte er, ohne Details zu nennen.

Zyperns Präsident Nikos Christodoulides sagte einem Bericht des britischen «Guardian» zufolge, dass sein Land sich nicht in militärische Konflikte einmische und sich selbst eher als Teil einer Lösung denn als Problem sehe. Er wies auf die humanitäre Rolle des östlichsten EU-Staats hin und die Tatsache, dass man den Seekorridor geöffnet habe, um Hilfslieferungen nach Gaza zu ermöglichen. Das sei ein «Zeichen für unser Bekenntnis zu Frieden und Stabilität.»

Angriff kann EU-Beistandsklausel auslösen

Sollte die Hisbollah tatsächlich einen Angriff auf Zypern wagen, käme dies einem Angriff auf die EU gleich. Denn im Vertrag von Lissabon wurde militärisches Beistandsabkommen vereinbart. «Im Falle eines bewaffneten Angriffs auf das Hoheitsgebiet eines Mitgliedstaats schulden ihm die anderen Mitgliedstaaten alle in ihrer Macht stehende Hilfe und Unterstützung gemäss Artikel 51 der Charta der Vereinten Nationen», heisst es im Artikel 42 Absatz 7, der sogenannten EU-Beistandsklausel.

Wie eine Umsetzung aussehen würde, ist aber fraglich, weil die EU selbst über keine eigene Armee verfügt. Sie könnte aber die Aktivitäten von Mitgliedsländern koordinieren. Zypern ist nicht in der Nato, deshalb würde bei einer Hisbollah-Konfrontation nicht der Beistandsartikel 5 des Natovertrags greifen. Dieser sieht vor, dass ein Angriff auf einen Nato-Staat als Angriff auf alle Mitglieder verstanden wird und diese entsprechend beistehen sollen.

Verwendete Quellen:

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
89 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
BG1984
20.06.2024 05:31registriert August 2021
Erst die Hamas, dann die Huthi und jetzt die Hisbollah, alle wollen ihre Leute verheizen. Wenn die Hisbollen ein EU Land angreifen, dann werden sie mindestens von Frankreich, Italien und Griechenland ausgeräuchert. Olaf wird sicher kneiffen.
17812
Melden
Zum Kommentar
avatar
So oder so
20.06.2024 06:14registriert Januar 2020
In Zypern werden die ganzen Hilfslieferungen Verschifft - könnte man auch mal abstellen.
Wir sind viel zu Nett - Besser Kurden und Exil Iraner unterstützen.
16119
Melden
Zum Kommentar
avatar
ChriLu14
20.06.2024 06:58registriert Mai 2022
Die Achse des Bösen - leistet "Schützenhilfe" für Vladi, der an der Front unter Druck kommt.4s ist kein Zufall, dass von Iran gesteuerte Hamas, Hisbollah und Huthi sowie Nordkorea und China an allen Ecken und Enden mit dem Säbel rasseln und drohen.
BTW: Man muss sich im Westen auch überlegen, ob man weiter Wirtschafts- und Entwicklungs- vhilfe an Länder leisten sollen, in denen zuletzt Militärputsche liefen und Wagnersöldner und Chinesen tonnenweise Gold und Bodenschätze "nach Hause" transportieren ..
12010
Melden
Zum Kommentar
89
    Das ist der Moment, in dem Bernie Sanders vom US-Angriff erfahren hat

    Die USA haben im Auftrag ihres Präsidenten Donald Trump in der Nacht auf Sonntag den Iran angegriffen und drei Atomanlagen bombardiert. Dies birgt auch innenpolitisch Zündstoff. Viele Amerikanerinnen und Amerikaner waren dagegen, dass sich die USA in den Krieg zwischen Israel und dem Iran einmischen – selbst in Trumps eigenem Lager.

    Zur Story