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Möglicherweise Dutzende Tote nach Zyklon «Mocha» in Myanmar

Hunderte Tote nach Zyklon «Mocha» in Myanmar – «Albtraumszenario» in Bangaldesch

16.05.2023, 08:4016.05.2023, 13:02
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Der verheerende Zyklon «Mocha» ist in Myanmar laut Schätzungen von UN-Helfern durch Gebiete mit 4,5 Millionen Einwohnern gefegt. Mindestens 400 Menschen seien bei dem tropischen Wirbelsturm im Bundesstaat Rakhine an der Westküste ums Leben gekommen, sagte ein Sprecher der «Nationalen Einheitsregierung» (NUG) am Dienstag der dpa.

Bei den Toten handele es sich vor allem um Angehörige der muslimischen Minderheit der Rohingya, die im früheren Birma seit Jahrzehnten verfolgt wird. Diese gelten als besonders gefährdet, weil sie schon vor Ankunft des tropischen Wirbelsturms nur über mangelhafte Unterkünfte, Ernährung und Einkünfte verfügten, wie Ramanathan Balakrishnan, der UN-Hilfskoordinator in Myanmar, am Dienstag sagte. «Es ist wirklich ein Albtraumszenario», sagte er in einer Videoschalte aus Yangon.

epa10629989 A handout photos made available by the Myanmar Military Information team shows an aerial view of damage buildings after cyclone Mocha made landfall in Sittwe, Rakhine State, Myanmar, 15 Ma ...
Der Zyklon zerstört ganze Landschaften und Häuser.Bild: keystone

Die «Nationale Einheitsregierung» ist eine Art demokratische Schattenregierung, die sich nach dem Militärputsch von 2021 als Alternative zur regierenden Junta gebildet hat. Sie hatte schon vorab versucht, die Menschen vor dem Zyklon zu warnen und internationale Hilfen für die Opfer zu organisieren.

Auch die Nachrichtenseite «The Irrawaddy» berichtete von mindestens 400 Toten in Camps der Rohingya rund um die Stadt Sittwe. Viele seien ertrunken oder von herabstürzenden Bäumen erschlagen worden. Seit dem Putsch leben in der Region wegen anhaltender Gewalt durch die Junta viele weitere Vertriebene in notdürftigen Unterkünften. Zahlreiche Menschen hätten sich kaum vor den heftigen Windböen und dem Starkregen schützen können.

«Mocha» hat laut Balakrishnan die ärmsten Teile des Landes getroffen, die zuvor schon von der Corona-Pandemie, innerstaatlichem Konflikt und von wirtschaftlichen Problemen betroffen waren. «Jetzt sind sie auch noch an der Front der Klimakrise», sagte er mit Blick auf die immer häufigeren Wetterextreme, die im Zuge der Erderwärmung beobachtet werden.

Der tropische Wirbelsturm war am Sonntag mit Windgeschwindigkeiten von teilweise mehr als 250 Stundenkilometern in Myanmar und dem benachbarten Bangladesch auf Land getroffen. Das ganze Ausmass der Schäden wird aber erst langsam deutlich

In this photo provided by Myanmar Military True News Information Team on Monday, May 15, 2023, a flooded area caused by Cyclone Mocha is seen near Mann Shwe Sat Taw pagoda in Magwe Division, central M ...
Eine geflutete Region in Myanmar.Bild: keystone

Die Hilfsorganisation Oxfam hatte zuvor erklärt, der Sturm habe «enorme Auswirkungen» auf das Leben der Binnenvertriebenen. «Wir fordern die internationale Gemeinschaft auf, die erforderlichen Mittel bereitzustellen, um ihnen ein Leben in Würde zu ermöglichen.»

In Myanmar und Bangladesch waren vor dem Sturm Hunderttausende vorsorglich in Sicherheit gebracht worden. In Bangladesch rettete dies offenbar vielen das Leben: Behördenangaben zufolge wurden bislang keine Tote gemeldet. Dennoch sind die Schäden rund um die Stadt Cox's Bazar beträchtlich.

Es war der heftigste Zyklon in der Region seit mehr als einem Jahrzehnt. Der mächtige Tropensturm hatte bei vielen Erinnerungen an den zerstörerischen Zyklon «Nargis» vor 15 Jahren geweckt: Im Mai 2008 hatte dieser in Myanmars Irrawaddy-Delta Schätzungen zufolge fast 140 000 Menschen in den Tod gerissen.

(yam/oee/sda/dpa)

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