Jetzt ist die Tochter tot. Die Tochter von Whitney Houston. Die glaubte, «die Fackel der Mutter weiterzutragen». Bobbi Kristina Brown. Die sich sicher war, eine ebenso grosse Stimme wie ihre Mutter zu haben, was ihr tragischerweise aber niemand bestätigte. Die Tochter, die ihre Mutter über alles geliebt hatte, und von dieser geradezu besessen wiedergeliebt worden war.
Es gab keinen Award-Auftritt, kein Konzert, bei dem Whitney Houston nicht für Bobbi Kristina sang oder sie auf die Bühne holte (zum ersten Mal mit zwei Jahren). Sie sollen sich auch – aber das ist wahrscheinlich, hoffentlich eine Legende – einen Drogendealer geteilt haben, einen gewissen «Jay». Am meisten liebte Bobbi Kristina ihre Mutter jedoch nicht etwa zuhause, sondern auf der Bühne, dort eben, wo die Mutter nicht Mom, sondern Whitney Houston war, wo sie glücklich war und ein Weltstar.
Das Zuhause von Bobbi Kristina muss man sich wohl grausam, grosszügig und total vertrasht vorstellen. Da war der Vater, Bobby Brown, der die Mutter verprügelte und in die Drogenabhängigkeit trieb und selbst ein narzisstisches Arschloch war, das seine berühmte Frau und die kleine Tochter in der Reality-TV-Show «Being Bobby Brown» verheizte. Und da war die Mutter, die Bobbis besten Freund, den verwahrlosten, zwölfjährigen Nick Gordon, ins Haus holte. Sie adoptierte ihn zwar nicht, wurde ihm aber die perfekte Ersatzmutter. Und dann war sie tot. Mit 48 am 11. Februar 2012 in der Badewanne ertrunken. Herzversagen und zuviel Kokain.
Nick und die drei Jahre jüngere Bobbi liebten sich schon damals. Wenige Monate nach Whitney Houstons Tod verlobten sie sich und schockierten ihre Familien und Amerika. Obwohl ihre Beziehung rein gar nichts mit Inzest zu tun hatte. Es war die Beziehung von zwei unglücklichen Kindern, die ihr Idol und ihre Mutterfigur verloren hatten und sich verzweifelt aneinander klammerten. Laut Bobbi Kristina heirateten die beiden am 9. Januar 2014, ihr Vater bestreitet dies bis heute.
MerryChristmas2me !! Your thee best husband a young women could ever ask4! @nickdgordon Iloveu&thanku 4 being myJOY! pic.twitter.com/eShdi5HAZL
— Bobbi Kristina H.G. (@REALbkBrown) 25. Dezember 2014
Bobbi und Nick liessen sich die Initialen der Verstorbenen auf ihr rechtes Handgelenk tätowieren. «W. H.», flankiert von zwei kleinen Kreuzen, umflattert von vier winzigen Tauben. «Die Tauben sind Nick, ich, meine Mutter und ihr Vater», sagte Bobbi. Neben Nick liebte sie Pommes Frites mit Knoblauch, Sushi, Fitness, Jake Gyllenhaal und Gott.
Bereits wenige Wochen nach Whitney Houstons Tod begannen die Hinterbliebenen mit dem Dreh einer neuen Reality Soap: «The Houstons – On Our Own». Vierzehn (enorm schlecht gesehene) Episoden lang sah man da vor allem Bobbi Kristina um ihre Mutter trauern. Und wie sie sich einbildete, ein Stars zu sein. Und wie ihre Familie den allerkleinsten Alkoholkonsum der damals Neunzehnjährigen zum Skandal hochstilisierte.
Bobbi Kristina erzählte Oprah Winfrey, wie sie jede Nacht um 5 Uhr erwachen würde, um für ihre Mutter zu beten. Und wie ihre Mutter sie heimsuchte: «Das Licht geht an und ab, und ich sage: Mom, was tust du! Und dann setz ich mich hin, und wir lachen zusammen.» Auf Twitter nannte sich Bobbi «Daughter of Queen WH».
Mehrere Rehabs wurden Bobbi Kristina nachgesagt (und nie bestätigt), aber tatsächlich hat sie einmal ihre Mutter mit einem Messer angegriffen und danach versucht, sich selbst die Pulsadern durchzuschneiden.
Vier Tage, bevor Nick Gordon sie am 31. Januar mit dem Gesicht nach unten in der Badewanne fand, verlor sie die Kontrolle über ihren Jeep und raste in eine anderes Auto. Dessen Airbag nicht funktionierte. Der Fahrer, der 41-jährige Russell Eckerman blutete aus Mund und Ohren und wurde schwer verletzt ins Spital eingeliefert. Bobbi Kristina blieb am Unfallort und stellte sich der Polizei. Unanständig war sie nicht. Aber unglücklich.
Let's start this career up&&moving OUT to TO YOU ALLLL quick shall we !?!???! 😍❤️😍😍😍😍😍😍😍❤️🎥💿💽📼💡🎬🎤🎼🎵🎶👾🎹🎻📚🎼🎤🎬🎧!!!!!!!
— Bobbi Kristina H.G. (@REALbkBrown) 30. Januar 2015
Am 26. Juli 2015 ist sie nun mit 22 Jahren verstorben. An ihrem 30. Geburtstag hätte sie als Alleinerbin uneingeschränkten Zugang zu Whitney Houstons Vermögen in der Höhe von 115 Millionen Dollar erhalten. Es hätte sie auch nicht glücklicher gemacht.
Ob das Geld jetzt alles an Nick Gordon gehen könnte, ist nicht bekannt. Die Familie bekämpft ihn mit allen Mitteln, behauptet, er habe Bobbi Kristina bestohlen, misshandelt, und – mit Todesfolge – verprügelt. Gegen ihn wird nun wegen Mordes ermittelt, und die Familie fordert 40 Millionen Dollar Schadensersatz. Die Ausweitung der Kampfzone nimmt ihren Lauf. Ein Glück, dass Bobbi Kristina jetzt davon erlöst wurde.