Die ukrainische Armee hat offenbar den ersten Verlust eines Leopard 2 erlitten – und das bei einem der ersten bekannten Einsätze des Kampfpanzers aus deutscher Produktion gegen die russischen Besatzer. Kiew hat den mutmasslichen Abschuss in der Region Saporischschja bislang nicht bestätigt. Mehrere westliche Militärexperten halten ein am Mittwoch von Russland veröffentlichtes Drohnenvideo aber für echt.
Il primo tank #Leopard2 della versione A4 è stato distrutto dall’artiglieria russa. Il carro armato più potente della #Nato non può fare nulla contro il tiro dei cannoni russi. Gli esperti ucraini hanno ammesso che “purtroppo è proprio un Leopard 2 della versione A4”. pic.twitter.com/GZuciWmXwQ
— Ultime Notizie (@ultimenotizie) June 9, 2023
Die Bilder zeigen eine Kolonne von mindestens zwölf ukrainischen Fahrzeugen auf einem Feldweg in der südukrainischen Region; die Position der Kolonne wurde inzwischen unabhängig bestätigt. Die Fahrzeuggruppe bestand aus gepanzerten Truppentransportern US-amerikanischer Bauart vom Typ M113 und mindestens drei Leopard-2-Panzern. Zu sehen ist dann, wie die Ukrainer unter russisches Artilleriefeuer geraten.
Dabei scheint das Munitionslager eines der Leopard 2 getroffen worden zu sein, aus der Rückseite des Panzers lodern kurz darauf hohe Stichflammen. Auf dem Video ist nicht zu erkennen, ob die Besatzung den Angriff überlebt hat. Möglich wäre das, da der Leopard 2 so konstruiert ist, dass die Hitze bei einem Treffer der Munition nach aussen abgeleitet wird.
Die unabhängigen Rechercheure des Oryx-Projektes sehen den Verlust des Panzers als erwiesen an. Den niederländischen Experten zufolge handelte es sich um einen Leopard 2 der Variante A4.
Diese Variante war der ukrainischen Armee vor allem von Polen, Kanada und Spanien geliefert worden. Deutschland hat 18 Exemplare der moderneren Version A6 geschickt, von denen auch Portugal mehrere zugesagt hatte. Die von Schweden gelieferten «Panzer 122» entsprechen wiederum dem Leopard 2A5. Wie viele Leopard 2 die Ukraine für ihre Sommeroffensive aufstellen konnte, ist unbekannt; angestrebt waren zwei Bataillone mit je 31 Kampfpanzern des Typs.
Seit einigen Tagen verdichten sich die Hinweise, dass die ukrainische Offensive Fahrt aufnimmt. An vielen Stellen entlang der etwa 1'500 Kilometer langen Front intensivieren sich die Kämpfe. Darauf deuten Berichte russischer Kriegsblogger hin. Die Ukrainer halten sich hingegen mit Informationen stark zurück, um die Besatzer möglichst im Dunkeln zu halten.
Bei dem jetzigen Vorstoss in der Region Saporischschja, bei dem der Leopard 2 verloren ging, könnte es sich um einen Probeangriff der Ukrainer gehandelt haben. Dabei stossen einzelne Verbände vor, um die Verteidigungslinien der russischen Armee auszutesten und verborgene Artilleriestellungen aufzuklären. Der Verlust einzelner Fahrzeuge ist bei solchen Probeangriffen wohl nicht zu vermeiden.
Bislang ist nicht zu erkennen, wo die ukrainische Armee ihre Hauptstreitmacht konzentrieren wird. Ein wichtiges Ziel der ukrainischen Offensive dürfte aber darin bestehen, einen Keil in das russisch besetzte Gebiet im Süden des Landes zu treiben und damit die Landverbindung zwischen der Halbinsel Krim und dem russischen Staatsgebiet zu kappen.
Ferner gilt für die Ukrainer nun die umgekehrte Situation - Der Angriff ist viel schwieriger und mit grossen Verlusten ist zu rechnen.