Vor der Präsidentenwahl in Russland hat das Team des im Straflager gestorbenen Kremlgegners Alexej Nawalny Hinweise zum Protest gegen Amtsinhaber Wladimir Putin am Tag der Abstimmung gegeben. Gegner Putins sollten sich um 12.00 Uhr am Sonntag (17. März), dem Haupttag des auf drei Tage angesetzten Urnengangs, an den Wahllokalen einfinden, um dadurch ihre Ablehnung des Kremlchefs öffentlich zu zeigen, teilte der Oppositionelle Leonid Wolkow am Donnerstag mit. Russland hat elf Zeitzonen, weshalb den ganzen Tag über solche Kundgebungen erwartet werden.
Wolkow, der am Dienstag in seinem Exil in Litauen bei einem Überfall mit einem Hammer verprügelt und schwer verletzt wurde, zeigte sich in einem Videoclip mit einem geschienten Arm nach einem Bruch und mit einem Bein im Verband. Der Politiker, der zu den engsten Mitarbeitern des am 16. Februar gestorbenen Nawalny gehörte, sagte, dass auf den Wahlzetteln mindestens bei zwei Namen, am besten aber bei allen vier Kandidaten ein Häkchen gemacht werden sollte. So werde der Wahlschein ungültig.
Nach Nawalnys Tod verspürten viele Menschen Wut, Ärger und Ohnmacht. Sie wollten Putin wehtun, nachdem der Kremlchef versucht habe, mit der Ermordung Nawalnys auch die Hoffnung zu töten, meinte der Kremlgegner. Es sei zwar nicht möglich, in Russland durch Wahlen einen Machtwechsel herbeizuführen, weil das Ergebnis manipuliert werde, sagte Wolkow. Aber es könne einiges getan werden, um den Machtapparat in Stress zu versetzen.
Nach einer Idee Nawalnys entwickelten die Kremlgegner auch eine Art Zufallsgenerator mit dem Namen Foton für das Mobiltelefon, der unentschlossenen Wählern einen Kandidatennamen vorschlägt. Damit solle Streit unter Wahlberechtigten vermieden werden, die nicht wüssten, für wen sie ihre Stimme abgeben sollen, erklärte Wolkow. Neben Putin treten noch drei weitere Politiker an, die als Duma-Abgeordnete voll auf Kremllinie liegen und teils auch den Amtsinhaber direkt unterstützen. Sie seien allesamt wie Putin «Halunken», sagte Wolkow.
Die Abstimmung, die als Farce in der Kritik steht und dem Machterhalt Putins dienen soll, beginnt an diesem Freitag. Die Zahl der Stimmberechtigten in Russland gibt Moskau mit 112 Millionen an - tatsächlich sind darunter aber auch 4,5 Millionen Menschen in den besetzten Teilen der ukrainischen Gebiete Donezk, Luhansk, Saporischschja und Cherson. Die Scheinabstimmungen in den besetzten Gebieten sind völkerrechtswidrig und deshalb international nicht anerkannt. Darüber hinaus sind zwei Millionen Russen wahlberechtigt, die in anderen Ländern leben. (sda/dpa/lyn)
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