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Drohung statt Gratulation: Putin warnt russischen Nobelpreisträger

Drohung statt Gratulation: Putin warnt russischen Nobelpreisträger

13.10.2021, 18:23
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Russlands Präsident Wladimir Putin hat dem neuen Friedensnobelpreisträger, dem kremlkritischen Journalisten Dmitri Muratow, gedroht und ihn zur Achtsamkeit ermahnt. «Wenn er sich mit dem Nobelpreis wie mit einem Schutzschild bedeckt, um russische Gesetze zu verletzen, dann tut er das bewusst», sagte Putin mit Blick auf den Chefredakteur der Zeitung «Nowaja Gaseta» bei der Russischen Energiewoche am Mittwoch in Moskau. «Wenn er russische Gesetze nicht verletzt und keinen Anlass dafür gibt, ihn zum ‹ausländischen Agenten› zu erklären, dann wird er das auch nicht.»

Bei Zuhörern sorgte für Verwunderung, dass Putin nicht gratulierte, sondern drohte. Muratow selbst erklärte später, er werde die Auszeichnung ungeachtet von den Äusserungen des Kremlchefs entgegennehmen. «Der Staat kann tun, was er will, aber wir werden den Preis erhalten, wir werden auf den Preis nicht verzichten», sagte der 59-Jährige der Agentur Interfax.

FILE - In this Oct. 7, 2021 file photo, Novaya Gazeta editor Dmitry Muratov speaks during an interview with The Associated Press at the Novaya Gazeta newspaper, in Moscow, Russia. As a new Nobel Peace ...
Dmitri Muratow gibt sich unbeeindruckt.Bild: keystone

Das norwegische Nobelkomitee hatte den Friedensnobelpreis Ende vergangener Woche an Muratow sowie an die philippinische Journalistin Maria Ressa vergeben. Mit der Auszeichnung der beiden Medienvertreter soll die Bedeutung des Schutzes der Meinungs- und Pressefreiheit für Demokratie und Frieden unterstrichen werden. Muratow erklärte, die Auszeichnung auch den getöteten Journalisten und Journalistinnen seiner Zeitung zu widmen – darunter Anna Politkowskaja und Natalja Estemirowa, die erschossen wurden.

Der Kreml hatte Muratow zu seiner Auszeichnung gratuliert. Der Journalist erklärte, es sei ihm versichert worden, dass das Preisgeld kein Grund sei, ihn zum «ausländischen Agenten» zu erklären.

Laut einem umstrittenen Gesetz müssen sich in Russland Medien und Nichtregierungsorganisationen als «ausländische Agenten» registrieren, wenn sie sich mit Geld aus dem Ausland finanzieren. Moskau begründet das mit Schutz vor politischer Einmischung in innere Angelegenheiten. Kritiker hingegen monieren, die Entscheidung sei oft politisch motiviert. (sda/dpa)

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33 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Unicron
13.10.2021 18:31registriert November 2016
"Moskau begründet das mit Schutz vor politischer Einmischung in innere Angelegenheiten."

Haben die nicht erst grad rumgeheult weil ihre RT YouTube Channels gesperrt wurden?
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rolf.iller
13.10.2021 18:27registriert Juli 2014
Polonium, Novichock, Balkonsturz, Herzinfarkt, Flugzeugunglück... was darfs denn sein. Vielleicht hilft so ein Nobelpreis ja ein bischen gegen solche zufälligen Unglücke...
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HeidiW
13.10.2021 18:44registriert Juni 2018
Der einzige hier, den die Gesetze noch nie interessiert hat und ständig für sich gebeugt hat, ist Putin himself.
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