Dutzende junge Frauen sind im Urlaubsland Spanien in den vergangenen Wochen beim Feiern mit Nadeln oder Spritzen verletzt worden. Die mysteriösen Angriffe geschehen vorwiegend auf Musikfestivals sowie in Bars und Tanzclubs.
Seit Anfang Juli habe es mindestens 50 Anzeigen gegeben, berichtete am Mittwoch die Zeitung «El Mundo» unter Berufung auf Behörden. Dabei erstatteten viele der attackierten Frauen keine Anzeige, unter anderem weil sie den Piks und die Folgen – wie etwa Übelkeit und Schwindel – erst später bemerkten, hiess es. Festnahmen habe es bisher nicht gegeben.
Betroffen sind zahlreiche Regionen – darunter auch die beliebte Urlaubsinsel Mallorca. Die Polizeieinheit Guardia Civil teilte dort am Mittwoch mit, man ermittle in sechs Fällen. Vier hätten sich auf Mallorca und zwei auf Ibiza ereignet.
Die Nadelattacken geben Rätsel auf. Die gestochenen Menschen klagen zwar über gesundheitliche Beschwerden wie Übelkeit, Schwindel und Kopfschmerzen. Die nahe liegende Vermutung aber, dass die Täter ihre Opfer unter Drogen setzen, um sie auszurauben oder sexuell übergriffig zu werden, sei bisher in keinem der angezeigten Fälle bestätigt worden, berichteten Medien unter Berufung auf die Polizei. Toxine seien bei den Blutproben bisher in fast allen Fällen nicht gefunden worden. Über die Motive der Täter ist daher bisher nichts bekannt.
Attacken mit Nadeln oder Spritzen auf Festivals und in Clubs hatte es zunächst in Grossbritannien gegeben. Ab Anfang des Sommers wurden dann auch in Frankreich Hunderte Fälle gemeldet. Auch in Deutschland sollen laut Medien einige Nadelattacken (Needle Spiking) verzeichnet worden sein. Vor diesem Hintergrund appelliert etwa der sonst eher verschwiegene berühmte Berliner Techno-Club Berghain inzwischen auf seiner Website an Clubbesuchende, aufeinander achtzugeben.
In Spanien sei es derweil ein ganz neues Phänomen, schrieben Medien unter Berufung auf Polizeisprecher. Die ersten Anzeigen nach «Pinchazos», wie die Attacken in Spanien heissen, habe es am Rande der auch von Ausländern besuchten Stierhatz von Pamplona im Juli gegeben. Inzwischen seien Katalonien und das Baskenland am schlimmsten betroffen. In diesen beiden, aber auch in anderen Regionen nahm die Polizei Ermittlungen auf.
«Das löst soziale Besorgnis aus, zumal die Möglichkeit von sexueller Gewalt gegen Frauen besteht, auch wenn das im Moment noch nicht bestätigt ist», sagte die katalanische Ministerin für Gleichberechtigung, Tània Verge. Die junge Mallorquinerin Lourdes Sosa räumte gegenüber der Zeitung «Última Hora» ein, die Angst gehe um. «Die Leute bleiben schon fast lieber zu Hause unter Freunden.» (sda/dpa)