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Terrorismus

Nicht wie in den USA: Neuseeland verbannt nach Anschlag halbautomatische Waffen

In this image made from video, Prime Minister Jacinda Ardern gives a press conference from Wellington, after the shootings at two mosques in Christchurch, New Zealand, Friday, March 15, 2019. Ardern s ...
Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern erlässt ein Verkaufsverbot für Sturmgewehre und halbautomatische Waffen.Bild: AP/TVNZ

This is not America: Neuseeland verbannt nach Anschlag halbautomatische Waffen

21.03.2019, 05:0321.03.2019, 06:42
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Neuseeland verbiet nach dem rassistisch motivierten Anschlag auf zwei Moscheen Sturmgewehre und halbautomatische Waffen. Dies kündigte Premierministerin Jacinda Ardern am Donnerstag in Wellington an.

Der Verkauf von solchen Waffen sei zudem mit sofortiger Wirkung bereits nicht mehr erlaubt. Bei dem Anschlag wurden am vergangenen Freitag in der Stadt Christchurch 50 Menschen getötet und Dutzende verletzt. Als mutmasslicher Täter sitzt ein 28 Jahre alter Rechtsextremist aus Australien in Untersuchungshaft. Ihm droht lebenslanges Gefängnis.

Mit dem Verbot der Schusswaffen drückt Ardern mächtig aufs Tempo. Die Premierministerin hatte gleich nach der Tat eine Verschärfung der Waffengesetze angekündigt. Dies war allerdings erst später erwartet worden. Die sozialdemokratische Regierungschefin verfolgt damit eine völlig andere Politik als zum Beispiel die USA. Dort wird nach Massakern immer wieder nur über strengere Regelungen diskutiert.

Nach Schätzungen sind in Neuseeland mehr als 1,2 Millionen Schusswaffen im Umlauf. Wie viele davon halbautomatische Waffen sind, ist nicht bekannt. Wer solche Gewehre besitzt, muss sie nun zurückgeben, soll aber vom Staat Geld zurück erhalten.

Attacke auf zwei Moscheen in Neuseeland

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Attacke auf zwei Moscheen in Neuseeland
Bei einem Terrorangriff auf zwei Moscheen in Christchurch hat es am Freitag, 15. März 2019, mindestens 50 Tote gegeben. Mit einer Schnellfeuerwaffe schoss ein Tatverdächtiger auf Muslime.
quelle: epa/snpa / martin hunter
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Anschlag als Auslöser

Für Neuseeländer, die sich solche Waffen illegal angeschafft haben und nun zurückgeben, soll es eine Amnestie geben. Verboten werden auch Zusatzteile, mit denen Gewehre aufgerüstet werden können. Ardern schloss ihre Erklärung mit den Worten: «Kurz gesagt: Es wird jede Art von halbautomatischen Waffen, die bei dem Terroranschlag am vergangenen Freitag benutzt wurde, in diesem Land verboten.»

Nach Angaben der Polizei sind inzwischen alle 50 Todesopfer identifiziert. Inzwischen haben auch die Beerdigungen begonnen. Für die Familien geht damit eine lange Wartezeit zu Ende, die viele Hinterbliebene zusätzlich belastet hatte. Normalerweise werden Muslime innerhalb von 24 Stunden beigesetzt.

An diesem Freitag will ganz Neuseeland zur Tatzeit mit zwei Schweigeminuten der Opfer gedenken. Das Massaker hatte am Freitag vergangener Woche gegen 13.40 Uhr in der Al-Nur-Moschee von Christchurch begonnen, wo sich gerade mehr als 300 Leute zum Freitagsgebet versammelt hatten. Allein dort erschoss der Täter 42 Menschen. Dann fuhr er zu einer weiteren Moschee, wo er nochmals acht Menschen umbrachte.

Kurz darauf wurde er von zwei Polizeibeamten in seinem Auto überwältigt. Vor dem Massaker hatte der Australier eine 74-seitige Kampfschrift mit rechtsextremistischen Parolen ins Internet gestellt und auch per E-Mail verschickt. Die Tat wurde mit einer Helmkamera ins Internet übertragen. Davon gibt es auch ein 17-minütiges Video. Es handelt sich um den grössten Massenmord in der Geschichte Neuseelands in Friedenszeiten. (sda/afp/dpa/reu)

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125 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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DocShi
21.03.2019 06:42registriert Mai 2018
Wow, Politiker die schnell und vernünftig handeln! Wünsche ich mir andernorts auch!
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Cerulean
21.03.2019 06:47registriert Februar 2016
Eine Regierung, die nicht nur leere Versprechungen macht und ohne Ende diskutiert, sondern auch zeitnah umsetzt.

Und dann ist es erst noch eine sinnvolle Regelung. Chapeau! 👍

Ich würde mir weltweit mehr Politiker*innen vom Format von Jacinda Ardern wünschen.
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Mira Bond
21.03.2019 07:19registriert Oktober 2016
Nicht wie in den USA...sondern tausend mal weiser!

Bitte mehr Jacindas in dieser Welt 🙏🏼
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