Erneut hat die Ukraine auf der Krim ein sensibles Ziel der russischen Streitkräfte angegriffen. Mykola Oleschtschuk, der Kommandeur der ukrainischen Luftwaffe, teilte am Samstag mit, dass ein russischer Kommandoposten auf dem Flughafen Saky auf der völkerrechtswidrig von Russland annektierten Halbinsel Krim zerstört worden sei.
«Aerodrom Saky: Alle Ziele sind abgeschossen», sagte Oleschtschuk ukrainischen Medienberichten zufolge. Unabhängig bestätigen lassen sich die Angaben nicht. Doch die Meldung reiht sich ein in mehrere erfolgreiche ukrainische Angriffe auf Ziele auf der Krim in den vergangenen Wochen. Massgeblich daran beteiligt ist offenbar eine Gruppe ukrainischer Partisanen, die unter den Besatzern auf der Krim leben und dort wichtige Aufklärung für die Ukraine betreiben.
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Es handelt sich um eine Gruppierung, die sich «Atesh» nennt. In der Sprache der Krimtataren bedeutet das «Feuer». Immer wieder werden die Partisanen insbesondere mit Angriffen auf der Krim in Verbindung gebracht. So soll sie etwa am Raketenschlag auf das Hauptquartier der Schwarzmeerflotte in Sewastopol Ende September mitgewirkt haben (t-online berichtete).
Für die Beteiligten ist die Aufklärungsarbeit für die ukrainische Armee ein Himmelfahrtskommando. Bereits seit 2014 ist die Halbinsel Krim russisch besetzt. Seitdem haben die Russen die Krim militärisch aufgerüstet. Für Luftangriffe auf die Ukraine ist die Halbinsel ein wichtiger Startpunkt für die Kremltruppen. Umso wichtiger ist es für die Ukraine, erfolgreiche Operationen gegen die russischen Streitkräfte auf der Krim durchzuführen. Dafür ist sie auf Aufklärung vor Ort angewiesen.
«Ein Raketenangriff mit Storm Shadow (britische Marschflugkörper, Anm. d. Red.) oder Himars (Mehrfachraketenwerfer, Anm. d. Red.) ist eine sehr kostspielige Sache», sagte ein «Atesh»-Sprecher dem britischen Sender BBC. «Wir können nicht wie die Russen wahllos mit Munition um uns werfen. Wir müssen die Informationen, die wir erhalten, verifizieren.» An dieser Stelle kommen die Partisanen ins Spiel.
Der BBC berichteten mehrere Angehörige der Partisanengruppe von ihrer gefährlichen Arbeit auf der Krim. Der Einsatz sei sehr hoch, sagte einer von ihnen. «Niemand will ins Gefängnis gehen.» Jede Mission müsse minutiös geplant werden, was manchmal mehrere Wochen in Anspruch nehme. «Fehler sind bei solchen Aktivitäten einfach unverzeihlich», berichtete einer der Agenten der BBC.
Denn die russischen Besatzer seien ständig auf der Suche nach Spionen. Daher verschweigt so mancher Angehöriger von «Atesh» selbst seiner eigenen Familie die Arbeit für die Partisanengruppe. «Das Militär eines Landes zu filmen, das Krieg führt, ist Selbstmord», erklärte einer der Widerständler der BBC.
Das Ziel der Gruppe ist laut den Partisanen, die russische Besatzung der Krim und in den ukrainischen Gebieten im Osten und Süden des Landes zu beenden. Auf der Halbinsel lebten sie unter «schrecklichen Bedingungen», zitiert der Sender einen Widerständler. «Aber ich bin absolut sicher, dass wir die Befreiung der Krim Stück für Stück näher bringen.»
Die Aktivitäten ukrainischer Partisanengruppen geht Berichten zufolge weit über die Aufklärung feindlicher Stellungen hinaus. So soll eine Widerstandsgruppe im vergangenen November drei russische Offiziere im südukrainischen Melitopol durch eine Explosion getötet haben (t-online berichtete). Darüber hinaus werden den ukrainischen Partisanen weitere Schläge gegen die russischen Besatzer nachgesagt. Mehr zur Arbeit der Partisanen lesen Sie hier.
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