Bei den verheerenden Waldbränden an der Westküste der USA sind laut Medienberichten bisher mindestens 26 Menschen ums Leben gekommen. In Washington, Oregon und Kalifornien, den drei Bundesstaaten entlang der Küste, waren zudem Dutzende Menschen als vermisst gemeldet, lokale Behörden befürchteten weitere Todesopfer.
Zehntausende Menschen mussten ihre Wohnungen verlassen, Hunderttausende sind angewiesen, sich auf eine Evakuierung vorzubereiten. Laut «New York Times» sind in den vergangenen Wochen rund fünf Millionen Acres Waldgebiet abgebrannt. Das entspricht rund 20 200 Quadratkilometern, in etwa die Fläche von Rheinland-Pfalz oder Sachsen-Anhalt.
Waldbrände lodern in einem Dutzend Staaten im Westen der USA, darunter in Utah, Wyoming, Arizona, Colorado oder Idaho, wie die Bundesbehörde National Interagency Fire Center mitteilte. Fast 28 000 Feuerwehrleute und andere Einsatzkräfte kämpfen laut der Behörde in der gesamten betroffenen Region gegen die Flammen an.
Auch mehr als 200 Soldaten halfen im Kampf gegen einen der Brandherde in Kalifornien mit. Die Luftqualität erreichte Ärzten zufolge im Westen ein gesundheitsschädliches Niveau, so CNN. Dies könne Menschen auch empfänglicher für das Coronavirus machen, hiess es.
Zu den landesweiten Todeszahlen gab es bis zum frühen Samstagmorgen (Ortszeit) leicht unterschiedliche Angaben. CNN und die Zeitung «USA Today» berichteten Samstag von 26 Toten: 20 in Kalifornien, fünf in Oregon und einem Opfer in Washington. Der Sender ABC hatte am Mittwoch berichtet, dass es sich dabei um ein erst ein Jahr altes Kleinkind gehandelt hatte, das zusammen mit seinen Eltern von den Flammen einkesselt worden war.
In ihrem täglichen Statusbericht am Freitag bestätigte die kalifornische Feuerbehörde Cal Fire zunächst nur 19 Tote für den «Golden State» durch die Brände der vergangenen Tage und Wochen. Dafür war laut «The Oregonian» am Freitagabend die Zahl der Opfer im nördlichen Nachbarstaat bereits auf sieben gestiegen. Inklusive des Kindes in Washington wären damit bereits 27 Todesopfer bestätigt.
Zehntausende Menschen waren in Oregon auf der Flucht vor den Flammen, immer näher kommen die Brände auch an die Grossstadt Portland. Die Einwohner von Estacada, einer rund 50 Kilometer südlich gelegenen Kleinstadt, sind bereits zum Verlassen ihrer Häuser aufgerufen worden. In diesem Jahr waren in Oregon laut «New York Times» wegen grosser Trockenheit besonders die Böden im Nordwesten des Staates ausgedörrt, wodurch die Brände auch in Regionen vordringen, die typischerweise nicht von Feuern betroffen sind.
In dem Bundesstaat hätten 40 000 Anwohner ihre Häuser verlassen müssen, teilte die Gouverneurin von Oregon, Kate Brown, am Freitag mit. Darüber hinaus seien 500 000 Menschen in Gebieten mit Warnstufen unterschiedlicher Dringlichkeit aufgerufen, sich auf mögliche Evakuierungen vorzubereiten. Schon am Mittwoch hatte Brown berichtet, dass fünf Kleinstädte nahezu komplett abgebrannt seien. Nach einer Hitzewelle mit starken Winden herrsche aber nun kühleres Wetter mit abflauenden Winden und der Aussicht auf Regen. Es gebe Hoffnung, dass sich dadurch die Brände langsamer ausbreiten.
Auch die Behörden in Kalifornien berichteten am Freitag von leicht besseren Wetterbedingungen. Im dem südlich an Oregon grenzenden Bundesstaat waren am Freitag über 14 800 Feuerwehrleute gegen 28 grössere Feuer im Einsatz. In einer Brandzone im Bezirk Butte County knapp 300 Kilometer nördlich von San Francisco waren am Freitagabend noch 19 Menschen als vermisst gemeldet.
«Wir befinden uns in einer Klimakrise», erklärte der kalifornische Gouverneur Gavin Newsom am Freitag bei einem Ortsbesuch in den ausgebrannten Wäldern nahe der Ortschaft Oroville. Viele Wissenschaftler hätten diese Entwicklung schon vor Jahren vorausgesagt. Es gilt unter Wissenschaftlern als sicher, dass die Klimakrise Trockenheit, Hitze und Wetterextreme verschärft, die zu heftigeren Waldbränden beitragen. Schon jetzt zählen sechs der derzeitigen Brände zu den 20 grössten in der Geschichte Kaliforniens seit Beginn der Aufzeichnungen um 1930. (sda/dpa)