Gunnar Garfors ist ein Reise-Junkie und lässt die Welt in seinem Blog daran teilhaben. Eines seiner neuesten Werke: Eine Liste mit den Ländern, die am wenigsten Touristen beherbergen. Zwar hat die World Tourism Organisation der UNO (UNWTO) ebenfalls einen Tourismusbericht 2014 herausgegeben. Garfors hat sich diese Daten der UNWTO denn auch zunutze gemacht, sie aber mit weiteren Daten ergänzt und abgeglichen. Denn laut dem Norweger hat die UNWTO in ihrem Bericht nur Länder aufgelistet, die offizielle Zahlen angeben konnten.
Die restlichen Länder hat Garfors selber recherchiert, wie er schreibt. Er hat mit Touristenagenturen gesprochen, Passagierzahlen von Flughäfen ermittelt und Medienberichte studiert. Er räumt zwar ein, dass solche Zahlen nie exakt stimmen können, das Resultat kann sich aber trotzdem sehen lassen. Hier Garfors Liste der 26 am wenigsten besuchten Länder der Welt:
Turkmenistan ist das unbekannte Nordkorea. Die Diktatur ist zwar weniger strikt, dafür sucht der Personenkult um den ehemaligen Präsidenten Saparmyrat Nyýazow (genannt Turkmenbaschi, Führer der Turkmenen) seinesgleichen. Ein Beispiel gefällig? Gunnar Garfors schreibt: «Imagine that you were to travel with Turkmenbashi (the man) from Turkmenbashi (the airport) to Turkmenbashi (the city) during Turkmenbashi (the month) to visit Turkmenbashi (the school) in Turkmenbashi (the street) to drink Turkmenbashi (the vodka)?»
Wer nun denkt, die Frage sei hinfällig, wen die goldene Statue oben auf dem Bild verkörpert, irrt. Das ist nicht Turkmenbaschi sondern Gurbanguly Berdimuhamedow, der neue Präsident, der seinen eigenen Personenkult startet.
«Erwarte kein Zeichen modernen Lebens», schreibt Garfors. Das afrikanische Land ist seit 1973 unabhängig und war vorher eine portugiesische Kolonie. Es gilt als politisch instabil und ist von der Entwicklungszusammenarbeit mit der UNO abhängig.
Das von Bürgerkrieg erschütterte Libyen scheint nicht zur Ruhe zu kommen. Seit dem Sturz von Gaddafi bekämpfen sich rivalisierende Milizen und es brechen immer wieder heftige Gefechte aus.
Es gibt kaum einen sicheren Weg, ins innere des Landes zu gelangen. Der Flughafen in Tripolis wurde nach Bomben-Attentaten geschlossen und nur Libyan Airlines, Afriqiyah Airways oder Buraq Air landen auf dem kleineren Mitiga Flughafen.
Kiribati ist eine Ansammlung von Inseln im Pazifik, nordöstlich von Australien. Im Ranking von 2013 war es noch auf dem vierten Platz. Als Grund für das Fehlen von Touristen nennt Garfors, dass schlichtweg niemand den Staat kennt. Die Inseln seien aber ohne weiteres per Flugzeug erreichbar.
Warum es in Äquatorial-Guinea so wenige Touristen gibt? Laut Garfors ist es als nicht US-Bürger beinahe unmöglich, ein Visum zu erhalten. Der Norweger musste durch ein «quälend-bürokratisches» Verfahren, um eine Einreiseerlaubnis zu erhalten.
Einer, der anfangs Jahr das Land bereiste, war watson-Sportchef Reto Fehr. Genau, das ist der, der jetzt mit dem Velo durch die Schweiz fährt, weil er Afrika (bis jetzt) besser kannte als die Heimat. Er nutzte die Gelegenheit, dass der Afrika-Cup in Äquatorial-Guinea war und es so (ein ganz klein wenig) einfacher war, an ein Einreisevisum zu kommen. In seinem Abschlussbericht schreibt er: «Ein so spezielles Land habe ich selten erlebt.»
Fotos zu machen ist im Südsudan verboten. Gunnar Garfors' Erfahrung im afrikanischen Land: «James, der Receptionist in meinem Hotel, ist vor Lachen beinahe umgekippt, als ich ihm sagte, ich sei als Tourist hier.»
Das frisch gebackene Land wird immer wieder von kämpferischen Auseinandersetzungen heimgesucht. Es geht dabei meistens um politische Macht und Ressourcen. Die Blauhelme der UNO versuchen die Situation unter Kontrolle zu halten. Wenig überraschend: Auch das EDA rät von Reisen und Aufenthalten ab.
Der einzig wirklich bekannte Ort auf den Marshallinseln ist das Bikini Atoll und zwar aus folgendem Grund:
Aber: Es gibt mehr als 1'000 verschiedene Fisch- und 250 Korallarten. Ein Paradies für jeden Taucher.
Tuvalu besteht aus neun Inseln, von denen acht bewohnt sind. Grund für das Fehlen von Touristen ist, dass die Inseln nur schwer zu erreichen sind. «Die Freundlichkeit, die ich in Tuvalu erlebte, sucht seinesgleichen», sagt Garfors. «Nimm aber australische Dollar mit. Oder eine Bettelschale.» Kreditkarten werden nicht akzeptiert.
Der Ostafrikanische Staat Somalia wird seit Jahren von Bürgerkriegen heimgesucht und Schiffe, die vor der Küste verkehren, brauchen Begleitschutz. Die islamistische al-Shabab-Miliz ist allgegenwärtig und versucht, die Herrschaft über das ganze Gebiet zu gewinnen. Die Hauptstadt ist laut Gunnar Garfors «relativ sicher» und am Flughafen bieten sich bewaffnete Führer an. Das Eidgenössische Amt für Auswärtige Angelegenheiten (EDA) sieht's etwas anders: «Von Reisen nach Somalia wird abgeraten.»
Nauru hat eine Fläche von 21,1 Quadratkilometer und etwas mehr als 10'000 Einwohner. Früher verfügte die Insel über das qualitativ beste Phosphat-Vorkommen der Welt. Die Einkünfte aus dem Phosphat-Export kamen der Bevölkerung zugute. So besass laut Wikipedia jeder Haushalt mehr als zwei Autos und die ärztliche Behandlung war kostenlos. Mittlerweile sind die Phosphat-Vorkommen erschöpft und der Inselstaat ist auf Finanzhilfe von Australien angewiesen.
Ein Besuch lohnt sich vor allem für Hipster: «Weisst du, ich war in Nauru, kennst du bestimmt nicht, da gehen nur ganz wenig Leute hin, aber ich war da.» Ausserdem kann man das ganze Land in einem Tag umrunden.
(lhr)