Zwei Tage nach der Veröffentlichung des Horrorvideos, das die grausame Hinrichtung eines jordanischen Kampfpiloten zeigt, hat die jordanische Luftwaffe einen Grossangriff auf Munitionsdepots und Ausbildungslager der Extremistenmiliz «Islamischer Staat» (IS) in Syrien gestartet. Bis zu 30 Kampfjets sollen an dem Angriff beteiligt gewesen sein, genaue Zahlen gab das Militär nicht bekannt. Laut der Nachrichtenagentur Reuters wurden die jordanischen Soldaten vom US-Militär mit Informationen über mögliche Angriffsziele unterstützt.
«Das ist erst der Anfang der Vergeltung», sagte Jordaniens Aussenminister Nasser Judeh in einem Interview mit dem US-Fernsehsender CNN. «Wir erhöhen den Einsatz. Wir werden sie angreifen, wo auch immer sie sind, mit allem, was wir haben.» Bislang hatte sich Jordanien vor allem in Syrien an Einsätzen gegen den IS beteiligt, nun fliege die Armee auch Angriffe im Irak, so der Aussenminister.
Fernsehbilder zeigen, wie jordanische Soldaten Verse aus dem Koran und Slogans gegen die Terrormiliz auf Bomben schreiben, die offenbar über IS-Stellungen abgeworfen werden sollten.
Auf dem Rückweg ihres Einsatzes flogen die jordanischen Piloten über das Heimatdorf ihres getöteten Kameraden. König Abdullah, der zu einem Beileidsbesuch bei der Familie des Kampfpiloten weilte, sagte dem Vater, die Flugzeuge kämen von einem Kampfeinsatz gegen den IS bei Rakka zurück. Die Stadt wird von den Dschihadisten gern als Hauptstadt ihres Schreckensregimes präsentiert.
Tausende Jordanier jubelten Abdullah bei seinem Besuch zu. Er hatte einen «gnadenlosen Krieg» gegen die Extremisten angekündigt. Der Vater des Ermordeten nannte ihn einen «weisen Monarchen».
Überraschend für viele kam die Entscheidung der jordanischen Behörden, einen führenden Mentor der Al-Qaida-Bewegung freizulassen. Zwei in Jordanien zum Tode verurteilte Extremisten waren nur wenige Stunden nach der Veröffentlichung des Hinrichtungsvideos hingerichtet worden.
Von der Freilassung von Scheich Abu Mohammad al-Makdisi erhoffen sich die Jordanier wohl, dass er die Verbrennung des Piloten kritisiert. Al-Makdisi war ein geistlicher Berater des früheren Al-Qaida-Führers im Irak, Abu Musab al-Sarkawi, hatte sich aber von ihm abgewandt, weil Sarkawi willkürlich Zivilisten erschiessen liess.
Um in Zukunft Soldaten retten zu können, die bei ihren Einsätzen in die Hände der Islamisten fallen, haben die USA mehr Rettungshubschrauber im Nordirak stationiert. Aus Arbil sollen sie schneller an mögliche Einsatzorte gelangen.
«Wir verbessern unsere Fähigkeiten in der Region weiter, auch im Zusammenhang mit der Rettung von Personal», sagte ein Mitarbeiter des US-Verteidigungsministeriums. US-Piloten seien sich der Risiken bei ihren Luftangriffen auf den IS bewusst. Zugleich gebe es aber eine «unerschütterliche Verpflichtung», sie im Fall eines Absturzes zu retten. Das gelte auch für Piloten der Länder, die im internationalen Bündnis mit den USA Angriffe gegen den IS fliegen.
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu nutzte ein Telefonat mit König Abdullah, in dem er sein Beileid ausdrücken wollte, um für einen gemeinsamen Kampf gegen die «barbarische Grausamkeit» der Terrormiliz zu werben. Jordanien hatte vor drei Monaten seinen Botschafter aus israel abgezogen, um gegen Israels Vorgehen auf dem Tempelberg in Jerusalem protestieren. Der Botschafter soll nun zurückkommen.
Unterdessen schlägt ein ranghoher Vertreter der libyschen Regierung Alarm. Der IS gewinne in Libyen rasend schnell an Boden und Einfluss, sagte der Botschafter des Landes in den Vereinigten Arabischen Emiraten, Aref Ali Najed. Seinen Angaben zufolge ist die Miliz mittlerweile in sieben libyschen Städten aktiv.
«Der IS begeht in Libyen jeden Tag Gräueltaten», sagte Najed, der auch Berater des libyschen Regierungschefs Abdullah al-Thani ist. Ende Januar hatten Dschihadisten haben beim Angriff auf ein Luxushotel in Tripolis neun Menschen getötet.
Najed, der zu Gesprächen über die Sicherheitslage in seinem Land nach New York und Washington gereist ist, beklagte das Fehlen einer globalen Strategie gegen den IS. Es sei nicht möglich, die Organisation im Irak zu bekämpfen, «ohne die libysche Komponente mit zu berücksichtigen».
In das Land kämen zahlreiche vom IS rekrutierte Kämpfer aus dem Jemen, aus Tunesien, Algerien und Tschetschenien. Najed warnte, dass sich sein Land zum Ausgangspunkt der Extremisten für Angriffe in Europa entwickeln könnte. Schliesslich sei der Kontinent nur eine Flugstunde entfernt.
(vet/dpa/Reuters/AP/AFP)
Früher oder später werden die IS-Kämpfer in Gefängnissen im Irak landen. Dort sind Saddams Foltermethoden immer noch gängig. Zu hoffen bleibt nur, dass die europäischen Jihadisten von den shiitischen Milizen / Kurden erwischt werden bevor sie nach Europa zurückkehren können. Denn hierzulande existieren keine angemessenen Strafmassnahmen für solche Typen.