Aicha ist zurück in ihrer Heimat, aber frei ist sie noch nicht: Die niederländische Polizei hat die 19-Jährige, die unter spektakulären Umständen mit ihrer Mutter aus Syrien geflohen war, am Mittwoch nach ihrer Ankunft am Amsterdamer Flughafen festgenommen. Die Generalstaatsanwaltschaft der Provinz Limburg wirft Aicha nach Angaben ihrer Anwältin Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung vor.
Der Fall der jungen Frau aus Maastricht hat über die Niederlande hinaus für Schlagzeilen gesorgt. Sie war zum Islam konvertiert und im Februar dieses Jahres nach Syrien gegangen. Dort heiratete sie den bekannten niederländisch-türkischen Islamisten Omar Yilmaz, der einst in der holländischen Armee gedient hatte.
Die Mutter hatte die Polizei über die Reisepläne ihrer Tochter informiert. Die Behörden zogen Aichas Reisepass ein, sie setzte sich aber mit ihrem Personalausweis in die Türkei ab und gelangte schliesslich nach Syrien.
Nach einem Hilferuf ihrer Tochter reiste Aichas Mutter Monique Anfang November komplett verhüllt nach Rakka, in die inoffizielle Hauptstadt des «Islamischen Staats» (IS) – gegen den ausdrücklichen Rat der Polizei. Dort machte Monique ihre Tochter ausfindig und brachte sie über die Grenze in die Türkei. Die genauen Umstände der Flucht sind bislang unbekannt, nach Angaben ihrer Anwältin sei es Aicha jedoch nicht möglich gewesen, allein aus Rakka in die Türkei zu fliehen.
Dort sassen Mutter und Tochter mehrere Tage fest, weil Aicha keinen gültigen Reisepass besass. Seit Mittwochabend ist sie zurück in den Niederlanden. Ausser Aicha selbst wisse derzeit niemand, was sie in Syrien erlebt habe, ob sie Zeugin von Verbrechen wurde oder selbst Straftaten beging, sagt Anwältin Françoise Landerloo.
Die Behörden erhoffen sich von der jungen Frau Informationen aus dem Innenleben des IS. Erst am Mittwoch wurde bekannt, dass sich in jüngster Zeit mindestens acht radikalisierte Jugendliche aus dem Maastrichter Stadtteil Wittevrouwenveld auf den Weg nach Syrien gemacht haben. (syd)