«Select Reserve», «Single Cask», «Master Distiller's Finish», «Sherry Cask Finish», «Wine Cask Limited Release», YOU NAME IT. Aufgrund der frickeligen zeitverschobenen Planung des Whisky-Geschäfts (heute muss man das verkaufen, was die Marketingstrategen vor mehr als 10 Jahren orakelten), gibt es Sondereditionen wie Sand am Meer. Und ein Ende dieses Trends ist vorerst nicht abzusehen. Sowohl obskure Destillerien (Mortlach 25 Years Old, anyone?) als auch Weltmarken (Chivas Royal Salute 21 Years gefällig?) mischen mit. Fein sind sie allesamt – what's not to like?
Inzwischen hat fast jedes Kaff seinen eigenen Craft-Gin – und hat sogar meistens Erfolg damit. Aber irgendwann ist der x-te Small Batch Gin aus dem x-ten obskuren Bündner Bergdorf nicht mehr sexy, weshalb man längst zum nächsten Schlag angesetzt hat: Sowohl grössere wie auch kleinere Gin-Marken setzen auf aromatisierte Brände. Dies macht durchaus Sinn, denn gerade klassische Gin-Drinks wie Dry Martini oder Gin and Tonic werden mit – etwa – Pink Grapefruit Flavoured Gin überaus fein.
«Hard Seltzer» ist das Stichwort. Zur Erklärung: Seltzer ist eine (etwas altmödige) amerikanische Bezeichnung für Sprudelwasser. Und hard ... nun, das bedeutet, dass hier Alk drin ist. Alkoholisches Mineralwasser, also. So um die 5% – wie Bier – ist das Volumenprozent in der Regel. Verwirrt? Nun, der wohl grösste Trend in den USA im vergangenen Jahr war White Claw – und ich kann hier nur konstatieren: Aus gutem Grund. Das Zeugs ist grossartig. Manchmal (etwa nach einem deftigen Nachtessen) hat man keine Lust auf Bier und auf Härteres auch nicht, sondern man will einen erfrischenden Sprudel – aber auch keine Zuckerbomben wie Alcopops. Hier sind die sogenannten Hard Seltzers perfekt. Es gibt sie nature (schmeckt wie Mineral) oder mit dezentem Fruchtgeschmack (etwa wie die ungezuckerten Limettenmineralwasser und Co.). White Claw rules.
Okay, ich weiss nicht, ob das ein Trend wird oder lediglich ein Wunsch meinerseits ist, denn zumindest hierzulande könnten Gesetzesparagraphen, Hygienebestimmungen und nicht zuletzt Lohnkosten uns einen Strich durch die Rechnung machen. Aber in etlichen Ländern gibt es in Bars foodmässig eine etwas grössere Auswahl als Pommes Chips und uringetränkte Erdnüssli. Zu wünschen wäre das auch bei uns! Crispy Wontons, frische Guacamole, Croque Monsieur, Sliders, Queso Fundido ... ach, benutzt mal eure Fantasie, Leute!
... aber sicher. Seedlip aus England war einer der ersten, der erfolgreich nichtalkoholische Brände vermarktete. Und etliche weitere folgten postwenden: Stryyk (GB), Memento (Italien) oder Siegfried Wonderleaf und Undone (Deutschland), zum Beispiel. Und wenn man einen alkoholfreien Gin hinkriegt, dann sind schmackhafte Cocktails eh kein Problem. Es gibt nämlich genug Abstinenzler, die die beschränkte Auswahl an süssem Sprudel satt haben, welche die herkömmliche Gastronomie hergibt. Wenn eine Cocktailbar heutzutage etwas auf sich hält, bietet sie ein paar Virgin Cocktails an. Gar haben bereits die ersten komplett nichtalkoholischen Cocktailbars ihre Pforten geöffnet (ausgerechnet im trinkfesten Dublin, etwa, sorgte jüngst The Virgin Mary für Furore).
Leider. Oder zum Glück – je nach dem, wie man dazu steht. Ich wage mal zu behaupten: So schnell gehen aufwändige Craft Cocktails, die man gerne vor dem Trinken noch abföttelet und auf Insta stellt, nicht weg. Durchaus verständlich, denn die Barleute – Pardon: Mixologists! – haben sich erhebliche Mühe gemacht, ein sowohl geschmackliches als auch optisches Erlebnis zu bieten. Der originell gestylte Schnauz und die hübsch tätowierten Unterarme des Barmans gehören ebenso in dieselbe Kategorie wie zweckbestimmte Selfie Corners, die gewisse Bars anbieten.
Lassen wir das Jahr auf uns zukommen! Prost allerseits!
Immerhin hat sich für uns Abstinenzler ja an der Bier-Front sehr viel getan, es gibt inzwischen einige sehr gute bis herausragende alkoholfreie Biere.
Trotzdem riecht es hier nach Hipsterscheiss.