Das Science-Fiction-Drama «3 Body Problem» des chinesischen Autors Liu Cixin ist ein Welthit. Barack Obama lobte es, Zuckerberg ist Fan davon und der erste Teil der Trilogie erhielt diverse Buchpreise, darunter auch 2015 den renommierten Hugo-Award für den besten Science-Fiction-Roman. Doch der Erfolg hat seine Schattenseiten – und kostete den jungen chinesischen Milliardär Lin Qi das Leben.
Der 1981 geborene Qi gründete 2009 den Videogame-Entwickler Yoozoo Interactive und wurde damit innerhalb weniger Jahre zum Selfmade-Milliardär. Auch er vergötterte Cixins Werk «3 Body Problems» innig – und nannte es sein Lieblingsbuch. Qi erklärte es zu seinem Ziel, daraus einen Welthit zu machen, ein «3 Body Problem»-Universum im Stile von «Star Wars» zu schaffen. Dafür erstand er für Millionen die Film- und Serienrechte, nahm Kontakt mit Netflix und den Machern von «Game of Thrones» auf – und baute innerhalb seiner Firma die Abteilung «3 Body Universe» auf.
Leiten sollte das ambitionierte Projekt der Anwalt Xu Yao. Xu ist ehemaliges Verwaltungsratsmitglied von Yoozoo. Zusammen mit drei anderen Kollegen musste er diesen Posten räumen, als die Zahlen beim Gamehersteller vorübergehend nicht mehr so zufriedenstellend waren. Auch mit der Leitung von «3 Body Universe» bekundete Xu Probleme und Qi degradierte ihn und kürzte seinen Lohn. Wie der chinesische Medienriese Caixin berichtet, soll Xu tief gekränkt Rache geschworen haben.
Selbst ein grosser Fan der Serie «Breaking Bad», mietete er sich in einem Aussenbezirk von Shanghai Räumlichkeiten, in denen er ein Labor installierte. Dort begann er, mit verschiedenen Giften zu experimentieren. Diese kaufte er sich im Darkweb zusammen und testete sie an verschiedenen Tieren wie Hunden oder Katzen.
Ab September 2020 begann Xu damit, diverse Getränke wie Kaffee, Whisky aber auch Trinkwasser am Arbeitsplatz mit dem todbringenden Gift zu versetzen. Im Dezember erwischte er sein eigentliches Ziel: Lin Qi. Dieser begab sich am 17. Dezember wegen gesundheitlicher Beschwerden ins Spital. Den untersuchenden Ärzten kam die Erkrankung ihres Patienten suspekt vor – und sie kontaktierten die Polizei. Diese nahm noch am selben Tag Xu Yao fest.
Obwohl sich sein Zustand zu verbessern schien, verstarb Gametycoon Qi am 25. Dezember 2020 im Spital von Shanghai. In Berufung auf die Gerichtsunterlagen meldet Caixin, dass sich Xu bis zuletzt geweigert hatte, das verwendete Gift zu benennen. Damit erschwerte er die Arbeit der behandelnden Ärzte – was letztlich zum Tod Qis führte.
Qi wird in der Serie als «Executive Producer» geführt. Den aktuellen Hype – die Serie wird auf Netflix in vielen Ländern als Nummer 1 geführt – durfte er nicht mehr miterleben.
Neben Qi vergiftete Xu Yao auch seinen Nachfolger als Leiter der Abteilung «3 Body Universe» und dessen Frau. Xu wurde für seine Taten vor wenigen Tagen von einem chinesischen Gericht zum Tode verurteilt.
Ironischerweise spiegelt sich dieses Szenario heute in der Realität des globalen KI-Rennens wider. Technologiekonzerne wetteifern erbittert darum, als 1 künstliche Superintelligenz zu entwickeln - eine potenziell zivilisationsverändernde Macht, deren Kontrolle enormen Einfluss hätte.
Möge uns dies daran erinnern, dass technologischer Fortschritt nicht um jeden Preis vorangetrieben werden sollte. Verantwortungsvoller Umgang ist gefragt bei einer Macht, die ganze Zivilisationen aufs Spiel setzen könnte.