Die Band wird durch den tobenden Applaus für eine Zugabe erneut auf die Bühne geholt. Sie stellen sich dort am vorderen Rand nebeneinander, ohne Instrumente, ohne etwas. Nur ein Mikrofon steht in der Mitte der vier Künstler. Das Klatschen wird leiser. Stille breitet sich im Raum aus. Was geschieht nun? Sofia Ribeiro hebt den Kopf, lächelt in die Menge und atmet bemerkbar ein. Sie beginnt zu singen. Daraufhin steigen ihre Bandmitglieder mit A-Capella-Gesang harmonisch in die Musik ein. Die Zuschauer sind begeistert.
Schon beim ersten Stück überzeugt die Band mit der dynamischen Musik im Zusammenspiel mit dem portugiesisch gesungenen Text. Auch die Einflüsse des «Fado», einem portugiesischen, lebhaften Musikstil mit vielen Tonhöhensprüngen, machten die Melodien zu etwas ganz Besonderem, so das Publikum.
Als die Band das dritte Lied, «Lunga», einleitet, wird die Neugierde im Publikum deutlich sichtbar, denn das Lied ist anders als die zuvor gespielten Stücke. Mit viel Hüftschwung bewegt sich die Leadsängerin tanzend von ihrem Mikrofon weg und macht das Publikum auf die akustische Melodie aufmerksam, indem sie sogar von der Bühne abtritt. Beim Ausklingen des Liedes steht die gebürtige Portugiesin wieder inmitten ihrer Musikkollegen. Mit viel Begeisterung und Strahlen in ihren Augen fragt sie in die Menge, welche Sprache dies sein könnte.
Ribeiros Antwort auf die darauffolgende Stille: «It’s a self invented language» (Es ist eine selbsterfundene Sprache). Anschliessend erklärt sie, es sei ihr sehr wichtig, dass sich jeder darunter vorstellen mag, was er will.
Das exotische Flair der Musik zieht sich von Anfang bis Ende des Konzertes. Sei es durch den Einsatz von Vogelgeräuschen oder ein Solo vom Perkussionisten, Marcelo Woloski, einzig und allein auf einem Djembe, einer Trommel aus Holz und Ziegenfell. Die Begeisterung der Zuschauer steigt noch mehr an, als Sofia Ribeiro überraschenderweise von Gesang zur Trompete wechselt – dies lediglich mit ihrer Stimme. Dazu ihre lebhaften Bewegungen und regelmässigen Blicken ins Publikum, auffordernd mitzutanzen und mitzusingen. Auch ihre Bandkollegen lassen sich treiben von der Musik. Der Kontrast vom Zupfen des Kontrabassisten, Boris Schmidt, und seinen Beatboxing – Künsten passt analog zur einzigartigen Musik. Die Begeisterung der Zuschauer hört man in ihrem tosenden Applaus.
Besonders das Schlagzeug mit seinen diversen Ergänzungen erregt viel Aufmerksamkeit. Daran angebracht ist eine Art Rassel, an der zahlreiche Schlüssel gebunden sind. Der Klang ist einzigartig und nimmt folglich viel Raum ein. Auch an seltenen Schlagzeugstöcken ist die Diversität gross und das Djembe steht inmitten der Haupttrommeln. Immer wieder greift Marcelo Woloski zu einem weiteren, exotischen Instrument. «Mein Lieblingskünstler hat mich dazu inspiriert, das Schlagzeug kreativ zu gestalten», erklärt der Spanier in einem späteren Interview.
Nachdem Sofia Ribeiro ihre Heimat für das Studium verlassen hatte, wollte sie vorerst nach drei Monaten zurückkehren. Dann aber gefiel es ihr so sehr, dass sie ihren Aufenthalt in Brüssel verlängerte. 24 Jahre alt war die Südländerin, als sie diese Entscheidung traf. In ihrem späteren Studium in Boston lerne sie dann ihre jetzigen Bandkollegen, Marcelo Woloski und Juan Andrés Ospina, kennen. Erst später, in Belgien, schloss sich Boris Schmidt der Gruppe an. «And here we are» (Und da sind wir nun), sagt Sofia Ribeiro mit einem zufriedenen und breiten Lächeln auf den Lippen.