Die «Ice Bucket Challenge» hat sich in den vergangenen Wochen zum weltweiten Phänomen entwickelt: Ob Hollywood-Star, Politiker, «Wort zum Sonntag»-Pfarrer, Spitzensportler, Unternehmer oder auch einfach nur der Chef, die Freundin und der Nachbar – so gut wie jeder schien sich in den vergangenen Wochen freiwillig einen Eimer Eiswasser über den Kopf zu kippen und ein Video davon zu veröffentlichen.
Bleibt nach dem Schmelzen der Eiswürfel und dem Abebben des Phänomens die Frage: Was hat das Ganze für den eigentlichen Anlass der Aktion gebracht, nämlich dem Spendensammeln im Kampf gegen die Amyotrophe Lateralsklerose (ALS), einer Krankheit, die zu Nervenzerstörungen und fortschreitenden Muskellähmungen führt?
Wie viel Geld ist zusammengekommen und was passiert jetzt damit? Denn die Anweisungen der «Ice Bucket Challenge» waren ja eindeutig: Wer die Herausforderung nicht annimmt, soll spenden, und wer sie annimmt idealerweise auch.
In den USA, wo die «Eiseimer-Herausforderung» herstammt, sind bis Mitte September rund 114 Millionen Dollar an Spendengeldern bei der ALS Association eingegangen. Das habe alle Erwartungen übertroffen, sagt die Chefin der Hilfsorganisation, Barbara Newhouse. «Diese Spenden werden unseren Kampf gegen ALS auf eine Art und Weise befeuern, wie wir das nie für möglich gehalten hatten.»
Normalerweise hat die ALS Association nach eigenen Angaben ein Jahresbudget von rund 25 Millionen Dollar. Die Spenden will sie nun für Forschung, Patientenbetreuung und Aufklärung über die Krankheit einsetzen. Immerhin sieben Prozent des Budgets flossen im vergangenen Jahr allerdings auch in die Verwaltung.
Kritiker haben die «Ice Bucket Challenge» als oberflächlich und eine «Fundgrube für Narzissten» bezeichnet, aber auch sie müssen angesichts der unzähligen Videos, Kommentare im Internet und Berichterstattung in den Medien weltweit eingestehen, dass der Kampf gegen ALS so zumindest mehr Aufmerksamkeit bekommen hat.
Und Aufmerksamkeit und Spenden seien dringend nötig, sagen Experten, denn die Krankheit ist immer noch unheilbar und über ihre genauen Ursachen und Mechanismen ist bislang wenig bekannt. Klar ist: Die Betroffenen können sich im Verlauf der Erkrankung nicht mehr bewegen, und haben Schwierigkeiten beim Schlucken, Sprechen und Atmen.
Das Bewusstsein und der Intellekt bleiben aber in der Regel intakt. Etwa die Hälfte der Patienten stirbt innerhalb der ersten drei Jahre, meist an Atemlähmung. Die meisten Fälle treten spontan auf. Am häufigsten erkranken Menschen im Alter von 50 bis 70 Jahren, Männer etwas häufiger als Frauen.
ALS ist keine Volkskrankheit. Es sind vergleichsweise wenig Menschen betroffen. Deswegen ist es für Forschungseinrichtungen und Hilfsorganisationen normalerweise sehr schwer, an Spenden zu kommen.
Die «Ice Bucket Challenge» könnte der Forschung einen finanziellen Schub verliehen haben, vermuten Experten – und auch andere Hilfsorganisationen könnten daraus für ihre Internet-Spendenkampagnen einiges lernen. (sda/dpa/wst)