Okay, der deutsche Titel «Das Erwachen der Macht» klingt leider so, als hätte jemand «The Force Awakens» durch den Google-Übersetzer gejagt. Ansonsten können Fans jubilieren: Der Teaser zum siebten Star-Wars-FIlm, der am Freitagnachmittag von Disney veröffentlicht wurde, nährt alle Hoffnungen darauf, dass die dritte Trilogie so toll wie die erste wird. Noch ist es zwar über ein Jahr hin, dass J.J. Abrams' Reboot des größten Franchise der Kinogeschichte in die Kinos kommt. Doch nach dem Teaser ist man schon mal ein bisschen schlauer, was man von «The Force Awakens» erwarten kann.
Eine weitläufige Wüstenlandschaft, dazu eine rau säuselnde Männerstimme: «There's been an awakening. Have you felt it?» Plötzlich taucht aus dem unteren Bildrand ein Kopf auf: Ein schwarzer Mann in Sturmtrupp-Uniform, der seine Augen schreckensweit aufreißt. 37 Jahre nach dem Start der ersten »«Star Wars-Trilogie muss J.J. Abrams Reboot nicht nur alte Fans ins Boot holen - es muss auch neue und vor allem nicht-weiße Fans gewinnen. Bislang hat das Franchise mehr Diversität unter Zottelwesen als unter Menschen bewiesen. Für den neuformulierten globalen Anspruch stehen jetzt Darsteller wie die mexikanisch-nigerianische Oscar-Gewinnerin Lupita Ny'ongo («12 Years A Slave»), der guatemaltekisch-stämmige Oscar Isaac («Drive») - und eben der Brite John Boyega («Attack the Block»), der die Ehre hat, das erste Gesicht von «The Force Awakens» zu sein.
2. Die neuen «Star Wars»-Filme sind jung. Eine Zeitlang war das gebrochene Knie von Harrison Ford die größte Nachricht von den Dreharbeiten. So viel Retro-Appeal schien man bei Disney dann doch nicht zu wollen: Von Ford, Mark Hamill und Carrie Fisher fehlt im Teaser jede Spur. Wie die Recken aus der ersten Trilogie jetzt aussehen und welche Rolle sie beim Reboot spielen, werden wohl erst die Trailer verraten, die näher zum Kinostart hin veröffentlicht werden. Bis dahin kann die alte Fans-Schar weiter ungestört von goldenen Metall-Bikinis und Lederwesten über weitaufgeknüpften Hemden träumen.
3. Die neuen «Star Wars»-Roboter sind so putzig wie die alten. Auch R2D2 und C3PO sind ausrangiert - jedenfalls vorläufig. Die Zukunft gehört Droiden, die aussehen wie ein motorisierter Fifa-WM-Ball mit Mütze. Aber wir geben eine Runde in Mos Eisleys Bar aus, wenn die alten Droiden den neuen nicht im entscheidenden Moment zur Hilfe eilen müssen.
Und die sehen super aus, wenn sie vor einer nächtlichen Schneelandschaft gezückt werden.
7. Womit wir beim Kern wären: Stil über Substanz - das ist bei «Star Wars» der goldrichtige Ansatz. Ein ominöser Satz über das Erwachen von dunkler und heller Seite der Macht reicht völlig als narrativer Beipackzettel (Spannende Frage - wer spricht da eigentlich aus dem Off? Ein gealterter Luke Skywalker?). Ansonsten gehört die Bühne ganz den Bildern, die gekonnt sentimentale Erinnerungen an die erste Trilogie triggern: Neben Sturmtruppen, Lichtschwertern, X-Wings und Tie-Fighter sind das Planeten voll Sand respektive Schnee - also alles, was im kollektiven Gedächtnis seit fast 40 Jahren für «Star Wars» steht, wird hier wieder ins Zentrum des Interesses gerückt. Und wenn sich der Millenium Falcon zu John Williams' Titelthema in den Himmel schraubt, ist auch der skeptischste Zuschauer zumindest für den Augenblick komplett verzückt.
Das haptische Gefühl ist zurück, und nach der anti-septischen CGI-Optik der Prequel-Trilogie zeigt das «Star Wars»-Universum wieder Gebrauchsspuren und sieht angenehm verwohnt aus. Den charakteristischen Look des «lived-in universe» wiederzuleben ist für den Erfolg von Abrams Mission schließlich ebenso entscheidend wie die Geschichte von Epiosde VII - über die wir weiterhin herzlich wenig wissen.
9. Alles drängt zum Zentrum: Die Schnittfolge des Teasers lässt die auftretenden Figuren und Maschinen quasi im Sternmarsch auf ein unsichtbares Zentrum zurasen. Was sie dort erwartet? Wir warten mit Macht darauf.