Eigentlich will Steve nur mit seiner Freundin Jane allein sein. Der Sommerabend ist mild, der Himmel ist klar, und so fährt das junge Pärchen in Steves blauem Cabrio in die Nacht hinaus. Wenig später knutschen die Verliebten an einem abgelegenen Ort … und schon nimmt das Unheil seinen Lauf. Ein Meteorit schlägt in der Nähe ein.
Steve braust los, um die Einschlagstelle zu suchen. Allerdings kommt ihm ein alter Mann zuvor, der in seinem Vollrausch alle Regeln des Horror-Genres missachtet: Neugierig stochert er mit einem Stock an dem eiartigen Objekt aus dem All herum. Kurz danach haben wir den Salat: Ihm hängt der «Blob» am Arm – ein gallertartiges Wesen aus den Weiten des Alls. Und das hat Hunger, grossen Hunger! Steve entdeckt den hilflosen alten Mann und fährt ihn zum Arzt – mitsamt dem «Blob» im Schlepptau. Und der darf sich über einen reich gedeckten Tisch freuen: Nachdem die Riesenamöbe aus dem All den alten Mann restlos inhaliert hat, führt sie sich zuerst die Arzthelferin und dann auch noch den Mediziner zu Gemüte. Mit jedem weiteren Opfer legt der ausserirdische Wackelpudding ein paar Pfunde zu – bis er schliesslich hausgross ist.
«Es frisst dich lebendig!», lockte die Filmvorschau 1958 Zuschauer in die Kinosäle, um sich beim «Blob – Schrecken ohne Namen» ordentlich zu gruseln. Obwohl ein junger, aufstrebender Schauspieler namens Steve McQueen in dem Film seine erste Hauptrolle spielte, war der «Blob» der eigentliche Star. Ein Wesen wie dieses wirbellose, schleimige, Menschen aufsaugende Glibberding aus dem Weltraum hatte das Publikum noch nicht gesehen. «Es ist eine ganz neue und einzigartige Art von Monster, eins, das niemals zuvor geschaffen wurde», schwärmte Jack H. Harris, der Produzent des Films.
Keine Frage – ein solcher Angriff einer menschenfressenden Götterspeise aus den Tiefen des Raumes war zuvor wohl selbst den kühnsten Science-Fiction-Regisseuren nicht in den Sinn gekommen. Doch so absurd der «Blob» auch war – der Film wurde zu einem Klassiker des Genres. Und er sollte nicht das letzte völlig abwegige Grauen aus dem All bleiben, das Kinobesucher in Angst und Schrecken versetzte: In ihrem grenzenlosen Einfallsreichtum sollten andere Science-Fiction-Regisseure noch weitaus beknacktere Weltraumbiester auf ihre Schauspieler loslassen.
Wie wäre es zum Beispiel mit einem ausserirdischen Vogel im Schlachtschiffformat? Unsichtbar für das Radar vertreibt sich das Urvieh die Zeit damit, Flugzeuge mit seinem zahnbewehrten Schnabel vom Himmel zu picken. Wenn es sich nicht gerade auf dem Hochhaus der Vereinten Nationen in New York breitmacht. Damit Kampfflieger das Monstrum im Film nicht einfach direkt wieder vom Himmel holen, hatten sich die Drehbuchschreiber etwas Besonderes einfallen lassen: Natürlich ist das Biest von einem undurchdringlichen Schutzschild aus Antimaterie umgeben! Zu durchgeknallt für die Kinoleinwand? Keineswegs: Der Weltraum-Flattermann trieb 1957 im Streifen «Angriff der Riesenkralle» sein Unwesen.
Und es geht noch abstruser: Der Zirkus kommt in eine kleine amerikanische Stadt. Allerdings hat dieser Amüsierbetrieb eine wirklich weite Anreise hinter sich. Das Zirkuszelt entpuppt sich als Raumschiff, die Besatzung besteht aus sadistisch veranlagten Killerclowns, die Menschen in Zuckerwatte-Kokons einspinnen – um sie mit Haut und Haaren zu fressen. «Space Invaders» erzählte 1988 die Geschichte dieses Unterhaltungsunternehmens, das für wahrhaft tödliches Amüsement sorgt.
Das ist aber noch lange nicht der Gipfel: Heimlich folgt Marge ihrem Mann Bill in den Wald. Allerdings trifft sich Bill hier keineswegs mit einer anderen zum Stelldichein – sondern verwandelt sich in einen Ausserirdischen mit Glubschkopf. Soviel Unaufrichtigkeit verträgt wohl kaum eine Beziehung. Der ausserirdische Doppelgänger gesteht: Er hätte gerne ein Kind von Marge, da auf seinem Heimatplaneten alle Frauen ausgestorben seien. Mithilfe von Schäferhunden bringen die «echten» Kerle die ausserirdischen Frauendiebe am Ende zur Strecke. Warum die Monster gegen Pistolenkugeln immun sind, aber nicht gegen die spitzen Zähne deutscher Hütehunde? Dieses Rätsel behält der Film «I Married a Monster from Outer Space» von 1958 am Ende dann lieber für sich.
Der Blick in die Geschichte des Science-Fiction-Films zeigt, dass da draussen in den Weiten des Alls nicht nur unglaublich bösartige Aliens auf den ersten Kontakt mit der Menschheit warten, sondern auch geradezu alberne, abwegige und schlichtweg bescheuerte Wesen aus dem All. Staunen und schmunzeln Sie mit einestages über die absurdesten Exemplare – von «Zontar», der dreiäugigen Fledermausattrappe, bis zu einer Invasion ausserirdischer Kuschelbälle.