Am Freitagabend ist die Situation in der Ukraine weiter eskaliert. Auf der Schwarzmeer-Halbinsel Krim wurde der Luftraum über der Hauptstadt Simferopol gesperrt. Dies gelte zunächst bis Samstagabend, teilte eine Flughafenmitarbeiterin der russischen Staatsagentur Ria Nowosti mit.
Zuvor hatten ukrainische Behörden berichtet, in dem Autonomen Gebiet seien 13 russische Militärmaschinen vom Typ Iljuschin Il-76 mit insgesamt rund 2000 Soldaten gelandet. Interimspräsident Alexander Turtschinow sprach laut Nachrichtenagentur dpa von einer «militärischen Invasion» der Russen unter dem Deckmantel einer Übung. Medien zufolge brachen Internet- und Telefonverbindungen des Anbieters Ukrtelecom zusammen.
Turtschinow zog einen Vergleich zur russischen Intervention in Georgien im Jahr 2008 - die Moskau auch unter Berufung auf die russische Volksgruppe in der Region Abchasien gerechtfertigt hatte.
«Erst provoziert man einen Konflikt, dann annektiert man das Gebiet», sagte Turtschinow laut der Nachrichtenagentur AFP. Russland habe «Truppen auf die Krim geschickt und nicht nur das Parlament und den Regierungssitz der Krim besetzt». Es versuche auch, «die Kommunikationsmittel unter Kontrolle zu bringen.»
«Ich wende mich persönlich an Präsident Wladimir Putin, unverzüglich die Provokationen einzustellen und die Militärs von der Autonomen Republik Krim zurückzurufen», sagte Turtschinow. «Jegliche Versuche der Annexion oder des Eindringens werden sehr ernsthafte Folgen nach sich ziehen.»
Von russischer Seite gab es zunächst keine Reaktion. Moskau hatte beteuert, sich nicht in die inneren Angelegenheiten der Ukraine einzumischen.
«Ich wende mich an unsere Militärs, die sich jetzt auf der Halbinsel befinden. Ich danke ihnen, dass sie ihre Pflichten würdig erfüllen», sagte Turtschninow weiter. «Ich möchte die zivile Bevölkerung der Autonomen Republik beruhigen, welche die separatistischen Schlachtrufe der Provokateure und angeworbenen Agenten nicht unterstützen. Die Situation auf der Halbinsel muss in nächster Zeit normalisiert werden.»
«Wir sind stark genug, um uns zu verteidigen», sagte laut Nachrichtenagentur AP der ukrainische UNO-Gesandte Jurij Sergejew nach Gesprächen hinter geschlossenen Türen im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen. Sergejew warf Russland vor, illegal unauthorisierte Militäreinheiten in die Ukraine zu schicken. Wegen der explosiven Lage hatte die Ukraine eine Sondersitzung des Sicherheitsrates beantragt.
Bereits am Freitagmittag waren mehr als zehn russische Militärhubschrauber über der Krim in den ukrainischen Luftraum eingedrungen. Das Außenministerium in Kiew protestierte offiziell gegen die «Verletzung des Luftraums».
Russland und die neue Regierung in Kiew bleiben damit weiter auf Konfrontationskurs in der Krim-Frage. Das ukrainische Parlament forderte den Nachbarn am Freitag in einem scharfen Appell auf, alle Handlungen zu unterlassen, die die territoriale Einheit des Landes gefährdeten. Bereits in der Nacht von Donnerstag auf Freitag waren etwa 50 bewaffnete und uniformierte Männer in Geländewagen ohne Kennzeichen sowie mit russischen Fahnen auf dem Krim-Flughafen Simferopol aufmarschiert. (bos/fab/dpa/Reuters/afp)
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