Stehende Ovationen nach einer Einbürgerung dürften Seltenheitswert geniessen. Am Mittwochabend in der Propstei in Wislikofen ist es geschehen: Als Kaniz Fatema Khan und ihre zwei Kinder nach der Abstimmung den überfüllten Benedikt-Saal betraten, erhob sich ein Grossteil der anwesenden Stimmbürger und klatschte ausdauernd Beifall.
Khan ist 40-jährig, stammt aus Bangladesch, lebt seit 20 Jahren in der Schweiz, wohnt seit 10 Jahren in Wislikofen, arbeitet seit 5 Jahren als Köchin in der örtlichen Maia-Stiftung und war in den letzten Wochen Gesprächsthema Nummer 1.
Denn der Gemeinderat hatte der Stimmbevölkerung empfohlen, das Einbürgerungsgesuch der zweifachen Mutter abzulehnen. «Zu schwache sprachliche Kenntnisse und fragliche Integration», lautete die Begründung. Unter anderem konnte Kahn im Einbürgerungsgespräch nicht alle Nachbargemeinden Wislikofens benennen.
«Der Fall hat hohe Wellen geschlagen», bemerkte Gemeindeammann Heiri Rohner einleitend. 85 von 242 Stimmbürgern waren gekommen. Auch regelmässige Besucher konnten sich an keine Gmeind mit mehr Teilnehmern erinnern. Der Benedikt-Saal im Zurzibieter 342-Einwohner-Dorf musste gar nachbestuhlt werden.
Denn zu allem Übel konnte die Gmeind nicht wie üblich im grossen Propstei-Saal abgehalten werden. Letzterer war durch ein Seminar besetzt. Gleich zu Beginn wurde aus der Versammlung der Antrag gestellt, das Traktandum Einbürgerungen vorzuziehen, damit danach alle durchatmen können. Der Antrag wurde klar angenommen.
Auch Kaniz Khan meldete sich zu Wort. Zurückhaltend, fast etwas scheu, entschuldigte sie sich beim Gemeinderat für den Wirbel, den ihr Fall ausgelöst hatte.
«Wislikofen ist meine Heimat. Ich fühle mich hier wie in einer Familie», sagte sie. «Und wenn ich so fühle, wieso soll ich mich dann nicht einbürgern lassen? Ich will dazugehören.»
Vorgängig sagte Ammann Rohner, dass er auf eine faire Diskussion hoffe: «Es geht nicht um eine Strasse, die gekiest werden muss. Es geht um Menschen.» Rohner war es auch wichtig, zu betonen, dass der Gemeinderat und Familie Khan ein gutes Einvernehmen pflegten.
Aus dem Plenum wurde Khan als «liebenswürdiger Mensch» beschrieben. Eine Votantin fand es befremdend, dass die Kinder zur Einbürgerung empfohlen wurden, nicht aber die Mutter. Eine Person sagte: «Wir», der Souverän, «können mit dem Herzen entscheiden, der Gemeinderat musste sich bei seiner Empfehlung an andere Kriterien halten.»
Die Diskussion war kurz, die Abstimmung klar. Kaniz Fatema Khan wurde mit 67:11 Stimmen eingebürgert, Sohn Alif Khan (Jahrgang 2001) und Tochter Labiba Khan (2003) gar ohne Gegenstimmen. Beide sind in der Schweiz geboren und waren vom Gemeinderat zur Einbürgerung empfohlen worden.