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Stoffels Kalkül: Wenn der Turm nicht kommt, bekommt er die Therme Vals fast umsonst

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Turm in Vals
So soll der 380-Meter-Turm von Vals aussehen.
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Stoffels Kalkül: Wenn der Turm nicht kommt, bekommt er die Therme Vals fast umsonst

Unternehmer Remo Stoffel wird in Vals nicht weiter investieren, falls die Gemeinde dem Bau seines 381 Meter hohen Turms eine Absage erteilt. Für das 300-Millionen-Franken-Projekt ist eine Zonenplanänderung nötig.
27.04.2015, 05:3403.06.2015, 11:11
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Falls die Gemeindeversammlung eine Zonenplanänderung ablehne, entziehe sie ihm als Investor das Vertrauen, sagte Stoffel in einem Interview mit dem Tages-Anzeiger. «Dann werde ich nicht weiter investieren». Die Valser stünden vor einem «Grundsatzentscheid» zwischen hochwertiger Architektur und «nackter Bauspekulation».

Stoffel zeigte sich zuversichtlich, dass die Bevölkerung dem Bau zustimmen wird. «Und auch aus der kantonalen Verwaltung haben wir positive Signale: Die Zusammenarbeit mit den Behörden ist konstruktiv.» Für eine Revision der Ortsplanung ist auch das Ja der Bündner Regierung nötig.

Remo Stoffel spricht klare Worte.
Remo Stoffel spricht klare Worte.Bild: ARND WIEGMANN/REUTERS

Die Valser Bevölkerung hatte Stoffel schon einmal das Vertrauen geschenkt, als es um den Verkauf der Therme ging. Die Gemeindeversammlung zog ihn 2012 als Käufer dem Therme-Schöpfer und Stararchitekten Peter Zumthor vor.

Der Kaufpreis für Therme und Hotel belief sich auf 7.8 Millionen Franken. Dazu verpflichtete sich der Käufer, rund 50 Millionen Franken zu investieren, das Hotel zu renovieren und ein weiteres, architektonisch hochstehendes Haus mit 70 Zimmern zu bauen.

Im nun geplanten Hotelturm sollen 107 Zimmer entstehen, sagte Stoffel. Je nach Zimmer oder Suite koste eine Übernachtung im Durchschnitt 1600 Franken.

Wie Stoffel sich den Kauf der Therme vorstellt, führt er im Interview mit dem Tagesanzeiger aus. Ihm wurde die Therme für 11,8 Millionen Franken zugesprochen. Die Gruppe um den Architekten Zumthor bot 11 Millionen. Stoffel rechnet bei seinem Gebot bereits einen Zuschuss vom Kanton von 4 Millionen als Wirtschaftsförderung mit ein. Den hat der Kanton offenbar in Aussicht gestellt. Für Stoffel und seine Investoren bleiben also nach seiner Rechnung  7,8 Millionen.

Diese 7,8 Millionen hat er aber keineswegs bezahlt. Konkret flossen 1,8 Millionen. Für die verbleibenden 6 Millionen habe er mit der Gemeinde vereinbart, dass in die Infrastruktur der Gemeinde investiert wird. Bis jetzt konnte sich die Gemeinde noch auf kein Projekt einigen.  Laut Stoffel sind bereits vertraglich abgemachte Fristen verstrichen. Er geht jetzt davon aus, dass die Investition der vorgeschlagene Turm sein wird. Falls die Valser nicht zustimmen, zieht er sich laut Interview als Investor zurück. Dann hätte er für die Therme nur 1,8 Millionen bezahlt. 

(feb/sda)

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11 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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stadtzuercher
27.04.2015 08:15registriert Dezember 2014
Der windige Spekulant hat die Gemeinde an der Mangel. Er schuldet ihr zwar noch Millionen und eine Mehrzweckhalle, aber wenn die Bevölkerung nicht pariert, geht sie leer aus. Ein neoliberales Lehrstück, wie sich die Spekulanten das Geld aus den Gemeindekassen holen.
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Achja
27.04.2015 08:16registriert Oktober 2014
Das war so abzusehen und von Anfang an geplant. Wen die Bevölkerung nein sagt ist er aus dem Schneider (ich wollte ihnen ja helfen, aber sie liessen mich nicht). Den kann er mit seinen Gebäuden in Vals spekulieren und schön Gelt raus pressen. Das war von Anfang an der Plan. Deswegen auch ein solches überdimensioniertes Bauprojekt.
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mukeleven
27.04.2015 07:51registriert Februar 2014
bei allem Respekt ggü Meister Stoffel - was er anfasst verursacht offensichtlich und permanent Ärger, Unstimmigkeiten, Benachteiligungen der Involvierten, Strafverfahren wegen Urkundenfälschung, Übervorteilung, und und und...
Sieger gibts nur immer einer: Meister Stoffel oder eines seiner verstrickten Firmenkonstrukte. Seine Hemdkragen werden immer höher und seine möchtegern Aristokratenart immer schmieriger...
Worab ich staune: er geschäftet munter weiter und seine Projekte nehmen immer grössenwahnsinnigere Dimensionen an.

Wer zieht ihm mal den Stecker?
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Scroll dich durch den Stauporn – und du wirst schneller (vorwärts-)kommen
Sie ist fast so bekannt (und zuverlässig) wie das Schweizer Sackmesser: die Blechlawine vor dem Gotthard an Festtagen im Frühling. Und das schon seit Jahren. Eine kurze Zeitreise gegen die Langeweile.

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