Der französische Staatspräsident Emmanuel Macron, seine Frau Brigitte und deren Entourage sind in Bern-Belp gelandet. Das Flugzeug mit dem hohen Besuch aus dem Nachbarland setzte kurz vor 14 Uhr auf.
Bundespräsident Alain Berset empfing die französische Delegation am Flughafen, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur Keystone-SDA beobachtete. Angekündigt war, dass dazu auch Aussenministerin Catherine Colonna, Forschungsministerin Sylvie Retailleau, Industrieminister Roland Lescure und die für Europafragen zuständige Staatssekretärin Laurence Boone gehören.
Der Tradition entsprechend empfängt danach der Gesamtbundesrat das Präsidentenpaar auf dem Bundesplatz in Bern mit militärischen Ehren. In der Wandelhalle des Bundeshauses folgen anschliessend die offiziellen Begrüssungsansprachen, bevor es zu den politischen Diskussionen in den Bernerhof geht.
Alain Berset empfängt die Gäste mit freundlichem Ton, vor allem der Verweis, schon damals hätten die Schweizer Asterix und Obelix beherbergt, bleiben einem im Gedächtnis. Und dann übergibt er schon bald seinem Gast das Wort.
Präsident Macron preist zu Beginn die Schweizer Gastfreundschaft an. Und natürlich die Schweizer Demokratie. Aber sogleich wird es ernster. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine, der Konflikt um Bergkarabach und der Gaza-Konflikt; all diese Geschehnisse hätten die globale Sicherheitslage verkompliziert.
Es gehe in Zeiten wie diesen darum, zusammenzuarbeiten. Die Schweiz erfülle ihren Teil hierbei, indem sie ihre Rolle als Vermittlerin und humanitäre Helferin einnehme.
Diese Worte richtet Macron ganz nebenbei an den versammelten Bundesrat - ein nicht ganz so subtiler Wink auf die zurzeit wohl «komplizierten» Beziehungen zwischen der Union und der Schweiz. Er wird aber auch konkret: Ein Schlüsselmoment sei gekommen, die Verhandlungen müssten zum Erfolg führen.
Nichtsdestotrotz verweist der Franzose auf die vielen Gemeinsamkeiten zwischen der Schweiz und Frankreich: Man teile sich nicht nur Grenze, Berge und den Genfersee, sondern auch Menschen. So sei die grösste Gemeinschaft an Auslandsschweizern weltweit in Frankreich, und tausende Franzosen arbeiteten in der Schweiz.
Und überhaupt teile man auch viel Geschichte - Napoleon, der ewige Frieden zu Fribourg von 1516, die Schlacht von Marignano seien nur wenige von vieler historischen Ereignisse, die den Werdegang unser beiden Nationen beeinflusst hätten.
Schlussendlich seien die Schweiz und Frankreich nicht nur Nachbarn, sondern Freunde. Die Worte Freunde und Freundschaft fallen geschätzt etwa 20 Mal während seiner Rede. Als Finale schliesst Macron mit einem nur von einem Franzosen zu erwartenden:
Berset hat nach einem ersten Arbeitsaustausch mit Emmanuel Macron die Nähe der Schweiz zu Europa betont. «Wir haben stabile Beziehungen mit der EU.» Die Ausarbeitung eines Verhandlungsmandats sei eine wichtige Etappe auf dem Weg zu einem Ausbau der bilateralen Beziehungen.
Frankreich sei diesbezüglich ein wichtiger Ansprechpartner für die Schweiz, sagte Berset am Mittwoch vor den Medien in Bern. Er lobte auch die von Macron 2022 initiierte Europäische Politische Gemeinschaft (EPG). Dieses Forum soll den politischen Dialog und die Zusammenarbeit auf dem europäischen Kontinent fördern.
«Es ist wichtig für uns, dass wir uns in diesem Rahmen informell austauschen können», sagte Berset. Künftig solle die EPG auch einen Gipfel in der Schweiz durchführen.
Neben der Europapolitik wurden laut Berset zahlreiche weitere Themen mit Macron angeschnitten, unter anderem der Klimawandel. «Wir haben offen diskutiert.» Vieles sei ungewiss weltweit. «Es gibt mehr Krisen, Autoritarismus, Ungleichheit, Rassismus und Antisemitismus.» Im Gespräch der beiden Delegationen sei ersichtlich geworden, dass die Schweiz und Frankreich viele gemeinsame Werte und gemeinsame Themen teilten.
Berset bezeichnete Frankreich als «einen der wichtigsten Partner der Schweiz». 210'000 Schweizerinnen und Schweizer lebten in Frankreich, 163'000 Französinnen und Franzosen in der Schweiz. Zusätzlich kämen 2,2 Millionen Franzosen in die Schweiz, um zu arbeiten.
Er respektiere die Schweizer Neutralität in der Frage der verweigerten Wiederausfuhr von Kriegsmaterial zugunsten der Ukraine, sagte Macron. Gleichzeitig gab er seiner Hoffnung auf eine verstärkte Verteidigungskooperation der Schweiz mit der Nato Ausdruck.
Der französische Präsident setzt am Donnerstag den zweitägigen Staatsbesuch in der Schweiz fort. Macron wird zusammen mit Bundespräsident Berset in Lausanne erwartet, um an der dortigen Universität über Europa zu sprechen und anschliessend im Forschungszentrum CERN bei Genf über Wissenschaft.
Nach einem Besuch der Jean-Monnet-Stiftung auf dem Campus der Universität Lausanne werden Macron und Berset im Hotel Beau-Rivage Palace in Ouchy am Genfersee essen, wo sie auch mit Wirtschaftsvertretern zusammentreffen. Am frühen Abend fliegt das französische Präsidentenehepaar von Genf nach Paris zurück.
(rbu/cpf/sda)
Die beiden Länder brauchen einander. Vor allem unter Nachbarländern sollte die Beziehung einigermassen gut sein, so können auch beide voneinander profitieren.