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Schweiz führt keinen zweiten Nationalfeiertag ein

Flagge schweiz
Freudige Gesten gibt's auch künftig am 12. September nicht.Bild: Shutterstock

Schweiz führt keinen zweiten Nationalfeiertag ein

27.09.2023, 11:1027.09.2023, 12:36
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Worum geht's?

Die Schweiz erhält keinen zweiten Nationalfeiertag am 12. September. Der Ständerat hat eine Motion aus dem Nationalrat abgelehnt. Der Vorstoss wollte, dass der Jahrestag des Inkrafttretens der ersten Bundesverfassung von 1848 arbeitsfrei wird.

Der Ständerat verwarf am Mittwoch die Motion des Berner Mitte-Nationalrats Heinz Siegenthaler oppositionslos. Der Nationalrat hatte sie im Mai mit 94 zu 82 Stimmen bei sechs Enthaltungen gutgeheissen. Nun ist der Vorstoss vom Tisch.

Am 12. September 1848 hatte die Tagsatzung die Bundesverfassung für angenommen erklärt und in Kraft gesetzt. Aus der alten Eidgenossenschaft wurde damit der moderne Bundesstaat. Es entstand die erste Demokratie in Europa seit der Antike.

Wie wird das Anliegen begründet?

Das Datum werde heute kaum beachtet, hatte Siegenthaler seine Forderung begründet. Doch seien damals die direkte Demokratie, der Rechtsstaat, Gewaltenteilung und Föderalismus aus der Taufe gehoben worden. Auch im internationalen Kontext betrachtet, handle es sich um ein aussergewöhnliches Ereignis.

Was sprach dagegen?

Die Staatspolitische Kommission des Ständerats empfahl die Motion aber fast einstimmig – mit 10 zu einer Stimme – zur Ablehnung. Sie befürchtete wie der Bundesrat erhebliche volkswirtschaftliche Kosten. Um der Gründung des Bundesstaates zu gedenken, könnten überdies andere Aktivitäten sinnvoller sein.

Die Kommission will nach eigenen Angaben prüfen, ob die laufenden Aktivitäten zur 175-Jahr-Feier der Bundesverfassung institutionalisiert werden können.

Was sind die Argumente?

In der Bevölkerung als Nationalfeiertag verankert sei der 1. August, sagte Kommissionssprecher Thomas Minder (parteilos/SH):

«Die Schweiz wurde 1291 gegründet und nicht 1848.»

Mathias Zopfi (Grüne/GL) sagte, im Bundeshaus erinnere vieles an die alte Eidgenossenschaft und fast nichts an 1848. Gerade darin aber zeige sich der Geist von 1848 – nämlich, dass die Sieger des Sonderbundskriegs auf provokative Gesten verzichtet hätten.

In diesem Sinne sei auch der 1. August ein würdiger Nationalfeiertag, so Zopfi. Denn es solle nicht eigene Feiertage für die progressive und die konservative Schweiz geben.

Hans Stöckli (SP/BE) war der Meinung, ein neuer Feiertag lasse sich nicht von oben einführen. Das Bedürfnis dafür müsse aus der Bevölkerung kommen.

Seit wann ist der 1. August ein Feiertag?

Auch der 1. August gilt erst seit 1994 als arbeitsfreier Tag. Bei einer Volksabstimmung hatten sich 83,8 Prozent hinter eine Initiative der Schweizer Demokraten (SD) gestellt. Am 26. September 1993 stimmten gut 1,5 Millionen Bürgerinnen und Bürger für die 1.-August-Initiative. Nur gut 300'000 wollten den Bundesfeiertag lieber als normalen Arbeitstag behalten. (sda)

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113 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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HappyUster
27.09.2023 11:40registriert August 2020
Du meine Güte... "Wie der Bundesrat fürchtete sie erhebliche volkswirtschaftliche Kosten."

Dann wollen wir gleich eine Volksinitiative einreichen: Streicht alle Feiertage! Wir können uns 12 Arbeitsfreie Tage pro Jahr nicht leisten.

Und dann bin ich auch für eine 7 Tage/Woche! Kann ja nicht sein, dass 98% des Volkes am Sonntag faul auf der Haut liegt. Das bringt den CEOs sicher mehr Umsatz.

Wir brauchen auch keine Freude und Glückseligkeit. Arbeiten ist Leben.

*Kann Ironie enthalten.
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Massalia
27.09.2023 11:54registriert Juni 2021
Die Schweiz führt keinen zweiten Nationalfeiertag ein, aus Kostengründen. Unglaublich, wie sehr wir uns selber geisseln, indem wir Bonzen ins Parlament wählen, denen einzig die Kohle heilig ist. Bezieht sich nicht nur auf Feiertage sondern auch auf Arbeitsbedingungen, Mietrecht, Krankenversicherung, Steuern etc.
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Vänöm2x333
27.09.2023 11:47registriert Juli 2023
Jesus, als ob wegen einem Tag derartige "Kosten" entstehen würden. Aber das ist leider das typische Totschlagargument unserer Politiker. "Die arme Wirtschaft wird's nicht aushalten". Muss ja extrem fragil sein, unsere Volkswirtschaft.

Sagt aber viel über gewisse Politiker aus, wenn sie dem Volk, welches sie vertreten sollten, nicht mal einen lausigen Feiertag mehr gönnen.
Aber wählt diese Hamepelmänner und -frauen doch wieder diesen Herbst. Der Durchschnittswähler ist Masochist.
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