Sie hatte allen Grund dazu, als Gewinnerin hervorzugehen: SVP-Nationalrätin Magdalena Martullo-Blocher. Als frühe Coronawarnerin trug sie schon im März 2020 Masken. Doch Martullo überspannte ordentlich. Dass sie das Land im Winter mit einer Diktatur verglich, verärgerte sogar SVP-Regierungsräte.
Eine Pandemie ist eine schwierige Zeit für eine freiheitsliebende Partei. Die FDP-Bundeshausfraktion unter Beat Walti geriet zeitweise ausser Tritt. Teile wollten der Covid-Taskforce einen Maulkorb verpassen. Unvergessen bleibt auch die voreilig-forsche Forderung nach einer «Impf-PUK», basierend auf Falschinfos.
Er verkörperte die Armee in der Krise: Raynald Droz, dank smarter Medienauftritte bald im ganzen Land bekannt. Der Brigadier koordinierte die grösste Mobilmachung seit dem Zweiten Weltkrieg. Nach viel Lob und anfänglichen Reputationsgewinnen blieben vor allem Fragen: Sassen die Soldaten nur unbeschäftigt herum? Wurden viel zu viele aufgeboten? Schliesslich geriet die Armeeapotheke in die Kritik, Pannen bei der Maskenbeschaffung drangen ans Licht.
Zuerst informierte der Bundesrat über die neuesten Massnahmen, danach trat Casimir Platzer, oberster Wirt des Landes, vor die Medien und äusserte seine Kritik: Das hatte Tradition. Zunächst wehrte er sich gegen Schliessungen, später forderte er raschere Öffnungen und wiederholte mantramässig: Es gebe keinen wissenschaftlichen Nachweis, dass es in Restaurants zu mehr Ansteckungen komme. Oft waren seine Forderungen unrealistisch, selbst in der Branche war er umstritten.
Gewiss, Anne Lévy hat als Chefin des Bundesamts für Gesundheit im letzten Herbst einen schwierigen Job angetreten. Dass in einem Krisenamt nicht alles perfekt läuft - geschenkt. Die Frage ist aber, wie man mit Fehlern umgeht. Und da agierte Lévy nicht gerade offensiv. Politisch hat sie vor allem im «Terrassenstreit» mit den Kantonen versagt. Lange hat das BAG zugeschaut und ist dann mit voller Härte eingefahren. Dabei hat Lévy an Glaubwürdigkeit eingebüsst.
Den Grünen gelang es, sich in der Krise mit eigenen Themen zu profilieren. Doch die Partei tat sich leichter mit Schliessen als mit Lockern. Als der Bundesrat im April einen grossen Öffnungsschritt beschloss, tobte Parteichef Balthasar Glättli heftig. Die Regierung trage «zur Unsicherheit bei, welche die Menschen ermüdet», fand er und sprach von einem «unverantwortlichen Risiko». Zum letzten Öffnungsschritt äusserte sich Glättli nun diplomatischer: «Time will tell ...»
Ausgerechnet der Kanton Zürich, Wirtschaftsmotor der Schweiz, machte in der Krise eine schlechte Figur. Unvergessen der 8. Dezember, als die damalige Regierungspräsidentin Silvia Steiner zusammen mit ihren Kollegen Natalie Rickli und Mario Fehr neue Massnahmen gegen das Virus ankündigte, den «Zürcher Weg». Noch während der Medienkonferenz übersteuerte der Bundesrat die Zürcher. Sie ernteten Hohn und Spott. Selten wurde eine Kantonsregierung derart vorgeführt.
Der Berner Gesundheitsdirektor war vor der Krise vor allem als Sozialhilfe-Hardliner bekannt. Nun gilt der SVP-Politiker als einer der fähigsten Gesundheitsdirektoren im Land. So war Schnegg der erste, der Grossveranstaltungen im letzten Herbst verbot und damit den Groll der Berner Sportklubs auf sich nahm. Auch logistisch überzeugte Bern. Seine Impfsoftware übernahm schliesslich auch der grosse, dynamische Kanton Zürich. Schnegg gilt mittlerweile als möglicher Bundesratsanwärter.
Ja, manchmal hatten wir genug von unserem Gesundheitsminister. Von seinen Hüten (schwarz im Winter, beige im Sommer), seinem sorgfältig gepflegten Image, seinen gefühlt zweihundert öffentlichen Auftritten im Pandemiejahr, seinem pannenanfälligen BAG. Aber: Berset hat die Schweiz doch ganz gut durch die Krise geführt. Seine Popularitätswerte sind nie eingebrochen. Und jetzt sind wir gespannt, wie er diese Popularität politisch nutzen kann, etwa zur Reform der Altersvorsorge.
Monika wer? Im düsteren, kalten Coronawinter landete die Obwaldner SVP-Nationalrätin Monika Rüegger einen Coup, der sie landesweit bekannt machte: Als Initiantin von «Beizen für Büezer» wollte sie Restaurants temporär in Kantinen umwandeln - für Bauarbeiter und Handwerker, die im Lockdown draussen arbeiten mussten. Innert weniger Tage unterschrieben 50000 Menschen Rüeggers Petition. Schliesslich liess das Bundesamt für Gesundheit die Büezer-Beizen zu.
Unentwegt setzte sich die Zürcher SP-Nationalrätin Jacqueline Badran dafür ein, dass zwangsgeschlossenen Läden die Mieten erlassen werden. Sie tat das lautstark und forsch, ratterte Zahlen und Argumente runter und schimpfte auf allen Kanälen über die «Immobilienhaie». Selbst bürgerliche Kleingewerbler bejubelten den «Rockstar der Linken» («NZZ am Sonntag») dafür und auch für ihren Einsatz für Härtefallgelder. Zürcher Restaurants tischen ihr unterdessen Gratiskaffee auf.
In der Krise war er der kreativste Beamte der Schweiz: Martin Bühler, Chef des Kantonalen Führungsstabs in Graubünden. Er lebte und symbolisierte Entschlossenheit, um die Pandemie in den Griff zu bekommen. So setzte Bühler («Testen, testen, testen») früher als andere auf eine umfassende Teststrategie. Bald galten die Churer Konzepte in anderen Kantonen als wegweisend - und überzeugten mit etwas Verspätung auch den Bund. So geht Föderalismus.
Er nervte sich über Angstmacherei, provozierte mit Corona-Grippe-Vergleichen und gab im Bundesrat all jenen eine Stimme, die mit «denen da oben» hadern: SVP-Altmeister Ueli Maurer. Immer aber verteidigte er die Kollegialität. Und er gleiste ein unbürokratisches Milliarden-Hilfspaket auf, das seinesgleichen sucht.
Manche fanden ihn spleenig oder anstrengend. Er aber blieb sich treu: Der Zürcher GLP-Nationalrat Martin Bäumle brachte sein CO2-Messgerät mit ins Bundeshaus, um die Luftqualität zu prüfen. Während es andere eher locker nahmen, warnte er frühzeitig vor dem Ansteckungsrisiko durch Aerosole. (aargauerzeitung.ch)