Schweiz
Gesellschaft & Politik

Carlo Sommaruga: Jetzt äussert sich der Genfer zum Israel-Gaza-Krieg

SP-Sommaruga will kein Hamas-Verbot – und äussert sich erstmals zum Israel-Gaza-Krieg

19.11.2023, 08:2219.11.2023, 08:26
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Carlo Sommaruga, SP-GE, rechts, spricht neben Mathilde Crevoisier Crelier, SP-JU, links, waehrend der Herbstsession der Eidgenoessischen Raete, am Mittwoch, 27. September 2023 im Staenderat in Bern. ( ...
Ein Verbot der Hamas in der Schweiz wäre in den Augen des Genfer Ständerates ein Fehler: Carlo Sommaruga während der Herbstsession der Eidgenössischen Räte im September. Bild: keystone

Jahrelang unterstützte der Genfer Ständerat Carlo Sommaruga die Anliegen der Palästinenserinnen und Palästinenser. Er pflegte entsprechende Kontakte und reiste mehrmals in die Region, auch nach Gaza. Nach den Anschlägen der terroristischen Hamas in Israel am 7. Oktober wurde ihm vorgeworfen, sich zu wenig von der Organisation zu distanzieren. So schrieb Sommaruga kurz nach den Anschlägen auf X: «Ich verurteile den Raketenbeschuss Israels aus Gaza (...) Jedes zivile israelische oder palästinensische Opfer ist inakzeptabel.» Zum Massaker an über 1200 Jüdinnen und Juden äusserte er sich nicht.

Nun äussert sich der Genfer erstmals öffentlich dazu. In einem Interview mit der West-Schweizer Zeitung «Le Matin Dimanche» spricht Sommaruga, der auch Präsident der parlamentarischen Gruppe Schweiz-Palästina ist, über seine persönlichen Verbindungen in die Nahost-Region sowie über seine Ablehnung eines Hamas-Verbots in der Schweiz.

Kein Hamas-Verbot

Ein Verbot der Hamas in der Schweiz wäre in den Augen Sommarugas ein Fehler. Es würde den langfristigen Interessen des Landes schaden, so der Genfer.

Würde die Schweiz nun andere als von der Uno verbotene Organisationen verbieten, «öffnet man die Büchse der Pandora», sagte Sommaruga in dem Interview mit «Le Matin Dimanche». «Man liefert sich dem Druck von Ländern aus, die denselben Antrag stellen werden, zum Beispiel die Türkei für die PKK.»

«Leider verneigt sich Herr Cassis vor Israel, anstatt die langfristigen Interessen unseres Landes zu sehen.»
Carlo Sommaruga

Diese Woche war bekannt geworden, dass Aussenminister Ignazio Cassis anstrebt, die Hamas per Sondergesetz zu verbieten. «Leider verneigt sich Herr Cassis vor Israel, anstatt die langfristigen Interessen unseres Landes zu sehen», sagte der Genfer SP-Ständerat Sommaruga nun im Interview.

Verbot wäre «strategischer Fehler»

Die Hamas auf eine «einfache terroristische militärische Organisation» zu reduzieren, wäre ein strategischer Fehler, so Sommaruga. So sei etwa die südafrikanische ANC als terroristische Organisation betrachtet worden, bevor mit ihr über das Ende der Apartheid verhandelt wurde. «In einer Verhandlung müssen Sie alle Akteure einbeziehen», sagte er, zumal die Hamas «sehr stark» in der palästinensischen Gesellschaft integriert sei. Zwar könne man die Hamas insgesamt verurteilen, so Sommaruga, werde es aber um Frieden gehen, dann werde die Hamas ein «unumgänglicher Akteur» bleiben.

Sommaruga betonte zudem, dass die Schweiz heute Kontakte zu einer israelischen Regierung habe, «in der ein Mitglied den Einsatz der Atombombe zur Vernichtung der Palästinenser empfiehlt». «Ist das ein Grund, nicht mehr mit dieser Regierung zu sprechen? Nein», schloss er.

Gezielte Kampagne gegen ihn

Sommaruga äusserte sich auch zu der Kritik an seiner Reaktion auf den 7. Oktober. Er sei an diesem Tag an einer Versammlung gewesen und habe die Nachrichten darum nicht verfolgt. Zwar sei seine Stellungnahme in den sozialen Medien tatsächlich «nicht angemessen» gewesen. Trotzdem meint Sommaruga: «Ich äusserte mich nicht weiter zu den Ereignissen im Nahen Osten, weil ich persönlich angegriffen wurde.» Dabei spricht der Genfer gar von einer gezielten Kampagne gegen seine Person: Das Ziel der proisraelischen Organisationen in der Schweiz sei es gewesen, «die zweite Runde einer schwierigen Wahl zu nutzen, um mich zu Fall zu bringen.»

(lak/sda)

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122 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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fandustic
19.11.2023 09:00registriert Juni 2021
Dem hat es auch das Gehirn vernebelt, meine Güte. Mit den Hamas wird es niemals Frieden geben, da gibt es auch nichts zu verhandlen. Es ist und bleibt eine Terrororganisation, das hat der 7. Oktober zu genüge bewiesen. Tragisch wenn es in der Schweizer Politik immer noch Leute gibt die das negieren.
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LostInBooks
19.11.2023 08:52registriert April 2021
Es ist wirklich schwierig zu verstehen, wie ein scheinbar vernünftiger Mensch mit einer solchen bestialischen Organisation sympathisieren kann. Das "Geschäftsmodell" der Hammas ist Terror und Vernichtung. An Israel und sogar der eigenen Bevölkerung. So wurde beim Angriff in Israel z.B. einem kleinen Mädchen die Arme abgehackt um sie ausbluten zu lassen! Wie würde jetzt Herr Sommaruga darauf reagieren, wenn es ein Familienmitglied von ihm gewesen wäre? Darauf hätte ich von ihm gerne eine Antwort. Aber viele Politiker der SP haben irgendwie weltfremde skurrile Ideen und Gedanken.
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QX7!Z1
19.11.2023 08:42registriert Dezember 2021
Wehret den Anfängen und beobachtet die Radikalen auf beiden Seiten. Es gibt keine „guten“ Terroristen.
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