Seit 8 Jahren erhebt die Credit Suisse ihr Jugendbarometer. Es gibt Einblick in die Lebensweise, Probleme und Einstellungen der Menschen im Alter zwischen 16 und 25 Jahren. Das sind die wichtigsten Erkenntnisse aus der aktuellsten Ausgabe:
Die Schweizer Jugendlichen sehen die Digitalisierung entspannt. Nur gerade 34% fürchten, dass durch die von der Digitalisierung getriebenen Veränderungen ihr Job verschwinden wird. Ganz anders in den USA, Brasilien und Singapur: Hier befürchten rund drei von vier Jugendlichen, dass es ihren Beruf aufgrund des sich verändernden Arbeitsmarktes in Zukunft nicht mehr brauchen wird.
Dennoch: Im Vergleich zu 2016 blicken die Jugendlichen mit etwas mehr Zuversicht in die Zukunft. Weniger als 15% der Befragten in Singapur und Brasilien sowie weniger als 10% in den USA und der Schweiz sehen ihre Zukunft eher düster.
In der Schweiz gilt bei den Jugendlichen die Altersvorsorge und Fragen rund um die AHV neu als Hauptsorge. Gleichzeitig hat die Ausländer- und Flüchtlings-Thematik an Wichtigkeit verloren. Und: Das Zusammenleben zwischen Jugendlichen und jungen AusländerInnen wird in der Schweiz als immer harmonischer beurteilt (2010: 11 %, 2018: 33 %).
Die IT-/Techbranche gilt mit Abstand als beliebtester Arbeitssektor (USA: 75 %; Brasilien: 72 %; Singapur: 75%) – ausser in der Schweiz (43 %). Die Schweizer Jugendlichen arbeiten lieber im Bildungswesen (56 %), in den Medien (53%), im Tourismus (50 %) oder der Verwaltung (47 %).
Die Digitalisierung wirkt sich nicht nur auf die Art und Weise respektive Häufigkeit aus, wie die Jugendlichen News konsumieren, sondern schafft an sich ganz neue Themen. Die digitale Verbreitung von Fake News wird von relevanten Anteilen junger Menschen in allen vier befragten Ländern als eines von fünf der wichtigsten Probleme des Landes angesehen.
Auffällig ist: Die Informationsschere scheint immer weiter aufzugehen. Während sich mehr Jugendliche mehrmals täglich über das Tagesgeschehen informieren, nimmt die Zahl derjenigen, die sich gar nie oder selten informieren, seit den letzten Jahren in der Schweiz und in Brasilien erheblich zu.
Die Sharing Economy ist bei den Jugendlichen sehr beliebt, rund die Hälfte der befragten Jugendlichen hat solche Plattformen bereits einmal benutzt. Hierfür gibt es ökonomische Gründe wie das Sparen von Geld, aber auch ideologische, ist doch ein nachhaltiger Umgang mit vorhanden Ressourcen ein wichtiges Anliegen der Millennials.
Trotz grundsätzlicher Offenheit sehen die Millennials auch gewisse Einschränkungen: Sharing-Plattformen sollen reguliert sein wie andere Wirtschaftssektoren auch – und Dinge, die einem lieb und wertvoll sind, will eine Mehrheit doch weiterhin für sich alleine haben.
Ungefähr ein Viertel der befragten Jugendlichen würde einen grösseren geschenkten Geldbetrag aufs Sparkonto legen (in der Schweiz sind es am meisten). Weitere rund 10 % des Geldes würden für schwierige Zeiten zurückgelegt werden. Eine grosse Mehrheit möchte ein Eigenheim. Rund die Hälfte der Jugendlichen (USA 59 %, Brasilien 46 %, Singapur 48 %), die finanzielle Verpflichtungen wie Hypotheken haben, empfinden diese als belastend. In der Schweiz sind es 39 %.
Seit 2015 nimmt das Zugehörigkeitsgefühl der Millennials zu einzelnen sozialen Einheiten in der Schweiz ab – mit wenigen Ausnahmen. Am meisten fühlt man sich dem Freundeskreis oder der Familie zugehörig, am wenigsten einer Religionsgemeinschaft oder einer Online-Community. Dieses sinkende Zugehörigkeitsgefühl zu einzelnen sozialen Einheiten ist auch in Brasilien und vereinzelt in den USA über die Jahre hinweg zu beobachten.
In der Schweiz verwenden die Jugendlichen immer mehr Kommunikationstechnologien wie WhatsApp, YouTube, Streaming-Dienste, Instagram und Snapchat (ein ähnliches Bild zeigt sich in den anderen Ländern). Der Fernseh- und der Facebook-Konsum ist in der Schweiz rückläufig, beide werden aber in den USA, Singapur und Brasilien wieder häufiger verwendet.
Es zeichnet sich auch klar ab, dass Generation Y (geboren zwischen 1980 und 2000) und Generation Z (geboren ab 2000) unterschiedliche Plattformen bevorzugen: Twitter, Facebook und Internet im Allgemeinen versus Instagram/ Snapchat/ WhatsApp/ YouTube.
Zwar ist das Interesse an institutioneller Politik mitzuwirken, etwa im Rahmen einer Partei, weiterhin gering. Politisches Engagement an sich ist international allerdings wieder zunehmend «in». Mehr als doppelt so viele Jugendliche wie noch 2016 sind beispielsweise in den USA bereit, an einer Demonstration teilzunehmen. Die Gleichstellung von Mann und Frau scheint in den USA, Brasilien und Singapur ein wichtiges Thema zu sein, zunehmend wichtiger wird sie auch in der Schweiz.
Die Liste derjenigen Dinge, die als «in» bezeichnet werden, ist klar von der Digitalisierung geprägt. Unter den Top 10 in der Schweiz befinden sich unter anderem das Smartphone, WhatsApp, YouTube, Spotify, aber auch der öffentliche Verkehr. Facebook gehört in der Schweiz und den USA nicht mehr dazu. In den USA ist Fernsehen gefolgt von Smartphone und YouTube am beliebtesten, in Brasilien und Singapur Chatplattformen wie WhatsApp oder WeChat.