Ein auf die Strasse gestellter Whistleblower darf wieder als leitender Arzt am Universitätsspital Zürich (USZ) arbeiten. Die Spitaldirektion hat ihre Kündigung und ein Operationsverbot rückgängig gemacht. Der Arzt hatte von mutmasslichen Missständen an der Klinik für Herzchirurgie unter dem früheren Leiter Francesco Maisano berichtet.
Der Hinweisgeber werde seine Arbeit ab Mittwoch wieder aufnehmen, teilte eine USZ-Sprecherin am Dienstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mit. Sie bestätigte entsprechende Informationen der Online-Ausgaben der Tamedia-Zeitungen.
Das Spital begründete die Kehrtwende damit, dass die Parteien die zwischen ihnen bestehenden Missverständnisse eingehend hätten besprechen und aus dem Weg räumen können. Sämtliche Differenzen seien vollumfänglich und einvernehmlich bereinigt worden, hiess es in der Mitteilung. Details nannte die Sprecherin nicht.
Ende Mai hatten die Tamedia-Zeitungen publik gemacht, dass der Arzt ein Dossier mit zwölf Fällen von Verfehlungen am Spital zusammengestellt und an die Spitaldirektion geschickt hatte. Das 42-seitige Dokument enthielt demnach teils schwerwiegende Vorwürfe gegen den Herzchirurgen Maisano. Eine Woche nachdem die Untersuchungsergebnisse zu den Vorfällen vorgelegt worden seien, habe der Whistleblower die Kündigung mit sofortiger Freistellung erhalten. Eine Begründung wurde nicht bekannt.
Das USZ führt gegen Maisano eine Untersuchung. Ihm wird vorgeworfen, Implantate von Firmen verwendet zu haben, an denen er selber beteiligt ist und diesen Interessenskonflikt nicht transparent gemacht zu haben. Zudem soll er Publikationen über den Einsatz neuartiger Implantate geschönt und der Zulassungsbehörde Swissmedic irreführende Angaben gemacht haben. In Fachartikeln habe er ausserdem verschwiegen, dass eine Patientin während der Operation wiederbelebt werden musste.
Maisano wurde beurlaubt. Er äusserte sich bislang nicht zu den Vorwürfen. Die Spitaldirektion setzte vor einer Woche Herzchirurg Paul Vogt interimistisch als neuen Klinikchef ein.
Die Zürcher Justiz nahm im Juni neben Maisano zwei weitere USZ-Klinikdirektoren unter die Lupe. Sie ging dabei Verdachtsfällen unter anderem von wissenschaftlichem Fehlverhalten und falschen Rechnungen nach. Auch eine Subkommission des Zürcher Kantonsparlaments nahm eine Untersuchung der mutmasslichen Vorfälle auf. (sda)