Ein junger Mann hat am Bezirksgericht Andelfingen ZH eine brutale Messerattacke zugegeben. Er könne sich nicht genau daran erinnern, habe «den Scheiss anscheinend» aber getan.
Die Tat beging der Beschuldigte wohl in einem psychotischen Zustand. Vor Gericht sagte er am Montag, dass er in einen falschen Bus eingestiegen sei und zufällig im Norden des Kantons Zürich gelandet sei. Draussen traf er auf den Geschädigten. Diesen habe er nach dem Weg gefragt. «Danach sagte eine Stimme meinen Namen und Blackout». Damit ende seine Erinnerung. Die Tatwaffen, ein Messer und einen Gertel habe er zuvor zur Selbstverteidigung gekauft.
In der Anklageschrift heisst es, dass nachdem der 23-Jährige das spätere Opfer nach dem Weg nach Schaffhausen gefragt hatte, habe er mit einem Messer und einem Gertel auf dieses eingestochen. Dabei erlitt das Opfer lebensgefährliche Verletzungen und musste notoperiert werden.
Die Anklageschrift führt zahlreiche Verletzungen auf, unter anderem am Hals des Opfers. Auch die Stiche gegen den Oberkörper hätten den Tod des Mannes verursachen können, heisst es in der Anklageschrift.
Zwar lautet die Anklage auf versuchte Tötung. Weil der psychisch kranke Mann aber als schuldunfähig gilt, beantragt die Staatsanwaltschaft eine stationäre Massnahme. Er müsste somit für höchstens fünf Jahre in eine geschlossene psychiatrische Klinik gehen und sich therapieren lassen. Die Massnahme kann aber nach fünf Jahren verlängert werden, wenn keine Fortschritte verzeichnet werden.
Für Schlagzeilen sorgte der brutale Angriff auch, weil der Beschuldigte kurz zuvor noch in einer Psychiatrischen Klinik im Kanton Bern war. Laut Medienberichten habe das Klinikpersonal den Mann auf das Gelände hinausgeschickt, weil er sich aggressiv verhalten hatte. Er sollte sich dort «abreagieren».
Doch statt in die Klinik zurückzukehren, sei der 23-Jährige bis in den Norden des Kantons Zürich gefahren, wo er am Morgen des 24. März 2023 auf das Opfer traf. Wieso er die Reise machte, ist unklar.
Das Opfer einer brutalen Messerattacke hat am Montag am Bezirksgericht Andelfingen ZH von einer langen Leidensgeschichte erzählt. Der Mann erlitt dutzende Messerstiche und überlebte nur knapp.In einer emotionalen Befragung schilderte der Geschädigte seine ständigen starken Schmerzen. Die Stiche hätten «massiv viele Nerven durchtrennt». Er fühle sich durch die Vernarbungen entstellt und leide an einer posttraumatischen Belastungsstörung.
Bei der Befragung des Beschuldigten kam heraus, dass ihm die Klinik bereits wieder Ausgang gewährt. Beim Geschädigten sorgte das für einen emotionalen Ausbruch. «Es kann doch nicht sein, dass ich mich jeden Morgen aus dem Bett quäle, und er schon wieder Ausgang erhält», sagte er. Sein Angreifer sei für seinen Drogenkonsum verantwortlich, die Tat selber verschuldet. «Ich verstehe unser Rechtssystem nicht mehr», meinte der Geschädigte.
(sda)