Das Entsetzen ist immens. Über 6500 User haben auf den Facebook-Eintrag von Sina Kunz-Hermann geantwortet, über 12'000 haben den Beitrag geteilt. Sie drücken ihre Trauer aus und ihren Ärger über das, was der Biel-Benkemerin – oder genauer gesagt: ihrem Haustier – passiert ist. Ihre Katze Miggeli wurde am Samstagabend von Unbekannten am ganzen Körper mit wasserunlöslicher gelber Farbe besprüht.
«Das Gesicht war am stärksten betroffen», erklärte Kunz auf Facebook. Ein Tierarzt entfernte die Farbe, indem er das Fell abrasierte. Doch die 13-jährige Katze, die bereits durch Krankheiten geschwächt war, überlebte den Anschlag nicht.
«Die Spray-Attacke (und das war zu 100% mutwillig) war zu viel für ihren bereits angeschlagenen Körper und für ihre Seele», schrieb Kunz vorgestern auf Facebook. «Miggeli hat sich heute um 15.30 Uhr auf die Reise in Richtung Regenbogenbrücke begeben und ist um 18.00 Uhr verstorben.»
Über die Täterschaft kann sie nur rätseln. Miggeli ging zwar viel raus aus ihrem Zuhause, «aber nie weiter als in die unmittelbare Nachbarschaft, wo wir die Leute kennen», sagt Kunz der bz. Seit fünf Jahren wohnt sie mit ihrer Familie im Quartier, mit den Nachbarn gab es nie Probleme.
Am Samstag war in der Schule im Quartier ein Sportanlass mit einer grossen Menschenansammlung. «Ich will niemanden beschuldigen, aber ich kann mir vorstellen, dass dann ein Jugendlicher von extern unserer Katze etwas angetan hat», sagt Kunz.
Und auf Facebook hat ihr ein User geschrieben, er habe mit seiner Katze vor einigen Jahren in Biel-Benken etwas Ähnliches erlebt. Kunz hat jetzt Anzeige bei der Polizei erstattet – auch wenn sie weiss, dass die Wahrscheinlichkeit klein ist, dass man dem Täter auf die Schliche kommt. «Aber ohne Anzeige findet man ihn ganz sicher nicht», sagt sie.
Laut Polizei hat sie genau richtig gehandelt. «Wir raten Tierbesitzern, solche oder ähnliche Vorfälle zu melden», sagt Adrian Gaugler, Sprecher der Baselbieter Kantonspolizei. «Nur so können wir den Hinweisen auch gezielt nachgehen.» Im Fall Miggeli tappt die Polizei aber noch im Dunkeln und ist froh um Hinweise aus der Bevölkerung.
Was das Auffinden von Tierquälern nicht einfacher macht: Tiere melden es nicht selber, wenn etwas geschieht. Man erfährt womöglich erst Stunden später davon. Und eine Serie kann die Polizei derzeit in der Region nicht feststellen. Auch was den Täter angetrieben haben könnte, ist offen.
Aus den bisherigen Fällen im Baselbiet will die Polizei keine fundierten Schlüsse ziehen, ob der Täter Sadist, überzeugter Tierhasser, ein gelangweilter Jugendlicher oder psychisch krank ist. «Gemäss unseren Erfahrungen gibt es kein konsistentes Täterprofil», sagt Gaugler.
Kunz hat vorerst ihren Facebook-Status auf «todunglücklich» gestellt. Doch das überwältigende Mitgefühl auf Facebook tue ihr gut, sagt sie. «Es bestätigt mir, dass es ein guter Schritt war, die Sache öffentlich zu machen.»
Es haben ihr auch schon User angeboten, rund um Biel-Benken gezielt nach Spuren der gelben Farbe zu suchen. Und dank ihres Facebook-Eintrags wissen sehr viele von der Tierquälerei. Was sie deshalb hofft: «Wenn sich der Täter verplaudert, merkt es vielleicht jemand.»