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Ständerat will keine anonymen User-Kommentare mehr

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Ständerat will keine anonymen User-Kommentare mehr

09.12.2025, 10:2609.12.2025, 10:26

Der Ständerat will keine anonymen Userkommentare mehr auf den Websites von Schweizer Medienunternehmen. Gelten soll das Verbot nach seinem Willen für alle Medien, die direkt oder indirekt durch öffentliche Gelder unterstützt werden.

Die kleine Kammer nahm am Dienstag eine entsprechende Motion von Mauro Poggia (MCG/GE) mit 26 zu 15 Stimmen bei zwei Enthaltungen an. Sie folgte damit der Minderheit der vorberatenden Kommission. Der Vorstoss geht an den Nationalrat.

Im Internet sei eine Flut von beleidigenden und hasserfüllten Äusserungen zu beobachten, begründete Poggia sein Anliegen. Er möchte Sender und Verlage darum verpflichten, die Verfasserinnen und Verfasser von Userkommentaren für die Öffentlichkeit identifizierbar zu machen.

Die Schwelle, andere zu beschimpfen, sei tiefer, wenn sich jemand hinter einem Pseudonym verstecken könne, sagte Poggia im Rat. Dies halte Menschen davon ab, sich am Austausch von Ideen zu beteiligen.

Der Bundesrat und die Mehrheit der zuständigen Kommission waren gegen die Motion. Sie wandten ein, in der Regel würden gerade nicht Online-Angebote, sondern Printprodukte oder lineare Radio- und Fernsehprogramme subventioniert. Poggias Ansatz sei daher nicht sachgerecht.

Die Verknüpfung mit öffentlicher Unterstützung dürfte wirkungslos bleiben, sagte Mehrheitssprecher Mathias Zopfi (Grüne/GL). Problematisch sei zudem, dass Poggia alle drei Staatsebenen erfassen wolle. Der Bund müsste damit selbst die Unterstützung lokaler Portale durch Gemeinden mit ein paar tausend Franken reservieren. Er äusserte aber Verständnis für das Anliegen der Motion.

Poggias Motion möge in den Details ihre Schwächen haben, räumte Minderheitssprecher Baptiste Hurni (SP/NE) ein. Man dürfe aber nicht untätig bleiben.

Medienminister Albert Rösti verwies vergeblich auf die schon bestehende Selbstregulierung der Medienbranche. Ansetzen solle man bei der redaktionellen Betreuung von Kommentaren. (pre/sda)

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98 Kommentare
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SusiBlue
09.12.2025 11:24registriert Februar 2016
Die Idee finde ich an sich ok. Aber da ich nicht Daniel Müller heisse, sondern sowas wie Brunhilde Esperanto-Walz müsste ich mich viel mehr davor fürchten, meine Privatsphäre wahren zu können.

Ich handhabe es einfach so mit dem Kommentare schreiben, dass ich nur "zu Papier" bringe, was ich Euch auch bei einem live-Treffen sagen würde.
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Retter vom Genitiv
09.12.2025 10:51registriert März 2025
Hass-Verbreiter aus der Anonymität holen zu wollen, ist an sich ein löblicher Gedanke. Nur sollte sich die Politik auch noch ein paar Gedanken zur Umsetzung machen. Kommentieren nur mit E-ID? Oder nach persönlicher Vorsprache mit Pass auf der Redaktion? Ich bin da etwas ratlos.
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Händlmair
09.12.2025 13:10registriert Oktober 2017
Ich würde einen Kompromiss befürworten:
Die Medien sollten nur noch User zu Diskussionsforen zulassen, die sich ordentlich mit Name und Adresse angemeldet haben, wenn möglich über eine Identifikation (ID).

Die Diskussionen selbst bleiben weiterhin anonym.

An einem Forum mit Klarnamen würde ich garantiert nicht teilnehmen. Ich wohne auf dem Land, und um mich herum ist die Mehrheit rechtspopulistisch. Ich bin mir zu 100 % sicher, dass meine Kommentare hier auffallen würden. Ich habe keine Lust, dass bei mir geklingelt wird oder Scheiben eingeschlagen werden.
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