Schweiz
Romandie

SVP-NR Yvan Perrin wegen Rassendiskriminierung vor Kantonsgericht

SVP-Nationalrat Yvan Perrin wegen Rassendiskriminierung vor Kantonsgericht

07.09.2021, 14:5507.09.2021, 16:42
L'homme politique de l'UDC Yvan Perrin, droite, arrive en compagnie de son avocat et conseiller national Jean-Luc Addor, gauche, a son proces discrimination raciale suite a un derapage sur F ...
Yvan Perrin (rechts) mit SVP-Kollege und Anwalt Jean-Luc Addor.Bild: keystone

Der ehemalige SVP-Nationalrat Yvan Perrin muss sich am Dienstag wegen Rassendiskriminierung vor dem Neuenburger Kantonsgericht verantworten. Das Polizeigericht hatte ihn im Juli 2020 freigesprochen, doch die Staatsanwaltschaft legte Berufung ein.

In ihrer Berufungsbegründung fordert die Staatsanwaltschaft die Aufhebung des Urteils und die Verurteilung des 54-Jährigen zu einer bedingten Geldstrafe von 90 Tagessätzen mit einer Bewährungsfrist von zwei Jahren sowie die Übernahme der Verfahrenskosten.

Perrin wurde wegen Rassendiskriminierung strafrechtlich verfolgt, nachdem er sich im April 2019 auf Facebook abwertend über Muslime geäussert hatte. Seine Posts standen im Zusammenhang mit einem Artikel in der Zeitung «24 heures» über die Qatar Papers und die Muslimbruderschaft.

Kommentare nicht gelöscht

Die Staatsanwaltschaft warf dem Angeklagten vor, dass dieser auf seinem virtuellen Anschlagbrett Kommentare Dritter, in denen zu Hass und Gewalt gegen Personen aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit aufgerufen wurde, nicht gelöscht habe. Diese Kommentare seien für die breite Öffentlichkeit lesbar gewesen.

Perrin hatte vor dem Polizeigericht erklärt, dass sich seine Äusserungen gegen diese islamistische Bewegung richteten und nicht gegen Muslime oder den Islam im Allgemeinen. Das Gericht vertrat daraufhin die Ansicht, dass die SVP nicht für Äusserungen Dritter verantwortlich gemacht werden könne. Sie vertrat die Auffassung, dass der Angeklagte nicht aktiv an der Verbreitung dieser problematischen Nachrichten beteiligt war, indem er sie nicht entfernte.

Der Richter war auch der Ansicht, dass es schwierig sei, den Angeklagten nach den geltenden Rechtsvorschriften zu verurteilen, weil er die Kommentare nicht gelöscht hatte. Der Straftatbestand der Unterlassung sei nicht erfüllt. Sechs Verfasser dieser umstrittenen Kommentare wurden jedoch per Strafbefehl verurteilt.

Der Neuenburger Staatsanwalt Pierre Aubert vertrat hingegen die Auffassung, dass die Veröffentlichung von einem Grossteil der Internetnutzer als Anklage gegen Muslime im Allgemeinen und nicht gegen eine extreme Ausprägung des Islams aufgefasst wurde.

Früheres SVP-Zugpferd

Perrin galt während mehreren Jahren als Aushängeschild und Hoffnungsträger der SVP in der Romandie. Er gehörte von 2003 bis 2013 dem Nationalrat an. Im Mai 2013 wurde er in den Neuenburger Staatsrat gewählt, musste aber im Juni 2014 nach kurzer Amtszeit aus gesundheitlichen Gründen zurücktreten.

Im Herbst 2019 wagte er ein Comeback. Nachdem er als Nationalratskandidat gescheitert war und die Neuenburger SVP ihren Sitz in der grossen Kammer verloren hatte, zog er sich aus der Politik zurück. Im Juni 2021 wurde bekannt, dass Perrin die Genfer SVP als Generalsekretär bei der Vorbereitung der Wahlen 2023 unterstützen wird. (sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
3 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
3
Lies diese Story und du weisst mehr über Weihnachtsbäume als 99 Prozent der Menschen🎄
In vielen Wohnzimmern stehen sie, doch wirklich viel wissen die meisten nicht darüber. Oder kannst du sagen, wie viele Christbäume in der Schweiz pro Jahr verkauft werden? Oder wie hoch der höchste war, der jemals aufgestellt wurde? Fragen über Fragen, zu denen wir eine Antwort haben.
Rund 1,7 Millionen Christbäume werden jährlich in der Schweiz verkauft. Etwas mehr als die Hälfte dieser Bäume wird noch immer aus dem Ausland importiert. Sie stammen vorwiegend aus Dänemark, Deutschland und den Niederlanden.
Zur Story