Die Geschichte um den vergifteten russischen Ex-Spion Sergei Skripal geht weiter. Offenbar lieferte er Informationen an etliche westliche Geheimdienste, darunter auch an den Schweizer Nachrichtendienst des Bundes (NDB). Dies behauptet BBC-Journalist Mark Urban in einem heute erscheinenden Buch mit dem Titel «Die Akte Skripal».
Sergei Skripal was targeted because he was ‘still an active spy for FOUR intelligence agencies’ https://t.co/d1Kn3jTDKN pic.twitter.com/Ak34wD6Wq8
— Siglov Freudivan (@DerangedRadio) 30. September 2018
Er hätte den russischen Ex-GRU-Agenten mehrere Male getroffen. Dieser habe ihm ausführlich über seine Tätigkeiten für westliche Geheimdienste erzählt. So habe er unter anderem für Tschechien, die USA und 2017 auch für die Schweiz gearbeitet. Skripal war bis 2000 Leiter der Personalabteilung des russischen Militärgeheimdiensts GRU. In dieser Funktion habe er ausführliche Informationen über Funktion und Einsatzorte von GRU-Agenten erhalten.
Laut Urban fokussierte sich der NDB auf die Abwehr von russischen Spionen, als Skripal die Schweiz besuche. Dies liefere Hinweise darauf, dass Skripal und der NDB zusammenarbeiteten. Angeblich wurde die Aktion von Guy Parmelin erlaubt. Weiter wurden zur gleichen Zeit Strafverfahren wegen Hacking-Attacken auf die Anti-Doping-Agentur WADA eingeleitet. Verantwortlich für diese seien russische Spione gewesen. Auch hier vermutet Urban, dass Skripal Informationen lieferte, welche zu den Strafverfahren führten.
Laut «Tagesanzeiger» äusserte sich der NDB nicht zu Urbans Behauptungen. So sagte eine Sprecherin, dass man sich nicht zu operativen Tätigkeiten äussere.
Der 67-jährige Skripal wurde noch in der Sowjetunion Agent des GRU, nach dem Zusammenbruch der UDSSR arbeitete er als Botschaftsangestellter in europäischen Ländern. Die Spionagetätigkeit gab er dabei nicht auf. Im Jahr 2000 hat er dann die Seiten gewechselt und lieferte fortan Informationen an den britischen Geheimdienst MI6. Im Jahr 2006 wurde er in Russland verhaftet. In einem Gefangenenaustausch wie zu Zeiten des Kalten Krieges wurde er mit der russischen Doppelagentin Anna Chapman ausgetauscht und lebte seither in Grossbritannien.
Skripal wurde im März 2018 Opfer eines Giftanschlags. Britische Geheimdienste machen Russland für den Anschlag verantwortlich. Der Kreml verneinte vehement und präsentierte die Verdächtigen als harmlose Touristen. (jaw)