Schweiz
Russland

Spionierte der russische Ex-Spion Skripal für die Schweiz?

epa06746496 (FILE) - Sergei Skripal (L) talks from a defendants cage to his lawyer during a hearing at the Moscow District Military Court in Moscow, Russia, 09 August 2006 (reissued 18 May 2018). Acco ...
Sergei Skripal im August 2006 in russischer Gefangenschaft.Bild: EPA/KOMMERSANT

Englischer Journalist ist sicher: Skripal spionierte auch für die Schweiz

02.10.2018, 08:1702.10.2018, 09:17
Mehr «Schweiz»

Die Geschichte um den vergifteten russischen Ex-Spion Sergei Skripal geht weiter. Offenbar lieferte er Informationen an etliche westliche Geheimdienste, darunter auch an den Schweizer Nachrichtendienst des Bundes (NDB). Dies behauptet BBC-Journalist Mark Urban in einem heute erscheinenden Buch mit dem Titel «Die Akte Skripal». 

Er hätte den russischen Ex-GRU-Agenten mehrere Male getroffen. Dieser habe ihm ausführlich über seine Tätigkeiten für westliche Geheimdienste erzählt. So habe er unter anderem für Tschechien, die USA und 2017 auch für die Schweiz gearbeitet. Skripal war bis 2000 Leiter der Personalabteilung des russischen Militärgeheimdiensts GRU. In dieser Funktion habe er ausführliche Informationen über Funktion und Einsatzorte von GRU-Agenten erhalten.

Laut Urban fokussierte sich der NDB auf die Abwehr von russischen Spionen, als Skripal die Schweiz besuche. Dies liefere Hinweise darauf, dass Skripal und der NDB zusammenarbeiteten. Angeblich wurde die Aktion von Guy Parmelin erlaubt. Weiter wurden zur gleichen Zeit Strafverfahren wegen Hacking-Attacken auf die Anti-Doping-Agentur WADA eingeleitet. Verantwortlich für diese seien russische Spione gewesen. Auch hier vermutet Urban, dass Skripal Informationen lieferte, welche zu den Strafverfahren führten.

Laut «Tagesanzeiger» äusserte sich der NDB nicht zu Urbans Behauptungen. So sagte eine Sprecherin, dass man sich nicht zu operativen Tätigkeiten äussere.

Doppelagent wie aus dem Film

Der 67-jährige Skripal wurde noch in der Sowjetunion Agent des GRU, nach dem Zusammenbruch der UDSSR arbeitete er als Botschaftsangestellter in europäischen Ländern. Die Spionagetätigkeit gab er dabei nicht auf. Im Jahr 2000 hat er dann die Seiten gewechselt und lieferte fortan Informationen an den britischen Geheimdienst MI6. Im Jahr 2006 wurde er in Russland verhaftet. In einem Gefangenenaustausch wie zu Zeiten des Kalten Krieges wurde er mit der russischen Doppelagentin Anna Chapman ausgetauscht und lebte seither in Grossbritannien.

Skripal wurde im März 2018 Opfer eines Giftanschlags. Britische Geheimdienste machen Russland für den Anschlag verantwortlich. Der Kreml verneinte vehement und präsentierte die Verdächtigen als harmlose Touristen. (jaw)

Russland ist «höchstwahrscheinlich» verantwortlich

Video: srf
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
3 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
3
Social Freezing boomt – doch jetzt werden erste Eizellen vernichtet
Die Lagerfrist läuft ab: Seit vier Monaten werden von Gesetzes wegen erste eingefrorene Eizellen vernichtet – selbst gegen den Willen der Spenderin. Ein Vorstoss will nun eine Übergangsfrist. Und eine Betroffene erzählt, warum sie freiwillig Eizellen eingefroren hat.

Elenor* ist 34 Jahre alt, als ihre Beziehung auseinandergeht. Ein Jahr später betritt sie eine Kinderwunsch-Klinik. Ihr Entschluss steht fest: Elenor lässt sich operativ Eizellen entnehmen und diese einfrieren. «Falls ich zu einem späteren Zeitpunkt Mutter werden möchte, habe ich so eine vorsorgliche Massnahme getroffen», sagt sie.

Zur Story